In der Kapelle hängt ein Bild des Namensgebers, des Heiligen Johannes Maria Vianney. Foto: Isabelle Butschek

Die Mönchfelder Kirche St. Johannes Maria Vianney wird 50 Jahre alt. Die Verbundenheit ist die Stärke der Gemeinde.

Stuttgart-Mühlhausen - Klein, aber fein: der Spruch ist schnell dahingesagt. Aber im Fall der katholischen Kirchengemeinde Sankt Johannes Maria Vianney trifft er einfach zu. „Uns macht nicht aus, was wir alles anbieten. Es gibt keine tausend Gruppen, denn dazu ist die Gemeinde zu klein. Aber dafür ist die Beziehungsarbeit untereinander enorm. Man kennt sich“, sagt Gemeindereferent Michael Jakob, der Sankt Johannes betreut. „Unsere Stärke ist die Nähe“, heißt es deswegen auch auf einer der Holzstelen, die zum Jubiläum der Gemeinde rund um die Kirche aufgestellt wurden.

50 Jahre ist es her, dass die Kirche St. Johannes eingeweiht wurde. Der Stadtteil Mönchfeld war damals nagelneu, es waren vor allem Familien, die die frisch gebauten Wohnungen bezogen. Zumeist katholische Familien. 1958 hatte die Kirchengemeinde St. Barbara in Hofen für die Katholiken in Mönchfeld und Mühlhausen eine Seelsorgestelle eingerichtet, die ersten Gottesdienste fanden im Vereinsheim des TSV Mühlhausen statt. Doch das Vereinsheim war viel zu klein – 3000 Mitglieder hatte die Gemeinde damals. Und so wurde im Sommer 1961 mit dem Bau der Kirche begonnen. Die Mönchfelder und Mühlhäuser Katholiken packten dabei fest mit an: „Letztens erst habe ich mit einem Gemeindemitglied gesprochen, das sich noch daran erinnert hat, wie er bei den Bauarbeiten seinen Ring verloren hat“, erzählt Jakob. Die Vorfreude auf das neue Gotteshaus war so groß, dass bereits kurz nach Beginn der Arbeiten im Rohbau der Kapelle – noch unter freiem Himmel – die ersten Gottesdienste gefeiert wurden.

Namensgeber ist der Heilige Johannes Maria Vianney

Wie enorm stark die Gemeinde damals war, zeigen auch noch zwei andere Ereignisse: Noch bevor die Kirche offiziell eingeweiht worden war, wurde im Mai 1962 Erstkommunion gefeiert. Daran nahmen 80 Kinder teil. „Heute sind wir schon froh, wenn es zehn Kinder sind“, sagt Jakob. Und auch der Kindergarten, der gleichzeitig gebaut wurde, platzte schier aus allen Nähten. Die beiden Gruppen bestanden aus jeweils 40 Kindern.

Im Juli 1962 war es dann endlich soweit. Zunächst wurden am 22. Juli die beiden Glocken eingeweiht, eine Woche später dann die Kirche an sich. Namensgeber ist der Heilige Johannes Maria Vianney, Schutzpatron der Pfarrer. „Das passt eigentlich ganz gut, denn das war ein sehr asketischer Mann – und die Kirche ist ja auch bescheiden eingerichtet“, sagt Jakob. Dafür war das Gemeindeleben umso reicher. Gruppen wie der Kirchenchor, Seniorenkreis, Frauenbund oder die Familienrunde sind damals bereits entstanden und bestehen bis heute. „Damals waren viele zugezogen und fremd – und das hat zusammengeschweißt“, sagt Jakob.

Von den einst 3000 Mitgliedern sind 1500 übrig geblieben

Der Zusammenhalt von damals dauert an. So ist es ganz normal, dass man nach dem Gottesdienst – der in Mönchfeld übrigens überdurchschnittlich gut besucht ist – zusammensteht und miteinander redet. Geburtstagskinder werden wie die Bewohner des Pflegeheims St. Ulrich oder kranke Gemeindemitglieder besucht: „Eine Dame aus dem Kirchenchor war für längere Zeit krank und konnte nicht aus dem Haus. Da hat die Probe dann einmal bei ihr im Wohnzimmer stattgefunden“, erzählt Jakob. Das Kirchenjahr mit all seinen Festen wird begangen, ein besonderer Höhepunkt ist die Feier am 2. Advent. „Wenn ich da Freunde mitnehme, sind die immer ganz angetan, wie heimelig diese ist“, sagt Jakob.

Trotz aller Gemütlichkeit ist ihm und ist der Gemeinde bewusst, dass raue Zeiten anstehen. Viele Ehrenamtlichen sind mit der Gemeinde älter geworden. Von den einst 3000 Mitgliedern sind 1500 übrig geblieben. Doch man hat sich darauf eingestellt und setzt weiterhin auf das, was die kleine Gemeinde ausmacht: die Nähe. „Momentan ziehen wieder junge Familien nach Mönchfeld. Wie überlegen, wie wir auf diese zugehen können“, sagt Martina Siegl, zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Ein erstes Projekt sind Krabbelgottesdienste, „die ganz gut besucht werden.“