Im Sommerbau stehen zwar Tischkicker, daneben sogar einige Sofas, aber eigentlich hält sich dort niemand auf. Mängel gibt es viele, aber der ärgste dürfte die Feuchtigkeit sein. Es modert stark. Foto: Rüdiger Ott

Das Waldheim wünscht sich Geld für einen Neubau. Mängel gibt es viele, aber der ärgste dürfte die Feuchtigkeit sein. Es modert stark in dem Gebäude.

Möhringen - Vermutlich lag es daran, dass es nicht der erste Rundgang dieser Art war. Wenn die Kinder in den Sommerferien im Möhringer Ferienwaldheim toben, machen es sich die Mitglieder des örtlichen Bezirksbeirats zur Aufgabe, in der evangelischen Einrichtung im Weidachtal vorbeizuschauen, um auf dem Laufenden zu bleiben, was die Wünsche der Kirche betrifft. Mal hängt es an einem Spielgerät, mal an der Küchenausrüstung, und eigentlich immer zeigen sich die Möhringer Lokalpolitiker hilfreich und geben ein paar tausend Euro aus ihrem Geldtopf. Und so waren am vergangenen Montag gerade einmal drei Lokalpolitiker erschienen und mit Stefan Urbat auch ein Stadtrat, der für die Piraten im Gemeinderat sitzt. Dabei ist der Wunsch in diesem Jahr ein bedeutender. Es geht um einen Neubau. Die Kosten dürften wohl eine knappe Viertelmillion Euro betragen.

Das übersteigt natürlich das Budget des Bezirksbeirats, das Geld muss in den kommenden Doppelhaushalt der Landeshauptstadt eingestellt werden. Und deshalb rührt der Pfarrer Ernst-Martin Lieb die Werbetrommel und hofft auf möglichst große Unterstützung von Seiten der Politik. Die Unterstützung der Bürger hat er jedenfalls schon.

Chancen für Zustimmung haben sich verbessert

Im Bürgerhaushalt, bei dem die Stuttgarter sagen können, für was die Stadt künftig Geld ausgeben soll, hat es der Neubau des sogenannten Sommerbaus im Frühjahr auf Platz 43 geschafft. Das Votum hat schon ein gewisses Gewicht. Der Gemeinderat muss sich mit den Top 100 beschäftigen. Die Chancen für die Zustimmung haben sich dadurch deutlich verbessert.

„Das ist ein unabdingbarer Bereich für das Waldheim“, sagt Lieb und zeigt auf einen recht trist wirkenden, einstöckigen Holzbau, der die besten Jahre eindeutig hinter sich hat. Die Bretter haben sich unter dem Einfluss des Wetters und der Jahrzehnte verzogen. Das mag ein Schönheitsmangel sein. Drinnen jedoch steht der Moder in der Luft. Die Feuchtigkeit drückt durch den Boden, wahlweise regnet es auch zum Dach rein. Falls das noch nicht reichen sollte, schiebt Lieb ein weiteres Argument für einen Neubau nach. Im Winter dürfe der Bau nicht benutzt werden, weil das Dach die Schneelast nicht aushält. Was freilich nur akademischer Natur ist, denn es fehlt eine Heizung. Deswegen ist es ja auch der Sommerbau. „Es macht keinen Sinn, hier nur noch einen Euro reinzustecken“, sagt Lieb. Eine Sanierung komme nicht in Frage.

Aber der Platz wird gebraucht. Während Lieb über die marode Hütte referiert, spielen die Kinder des Möhringer Waldheims gerade Fußball gegen die Degerlocher, die auf der anderen Seite der Straße ihren Sommer verbringen. Anderswo toben sie in Sandkästen, springen um Bäume herum oder basteln an Tischen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das Folgendes: Mehr als 600 Kinder in fünf Wochen, 120 Betreuer und ein zusätzliches Küchenpersonal von 30 Leuten. Die wiederum schälen 75 Kilogramm Kartoffeln und spülen 2500 Teller – und zwar jeden Tag.

Die Kosten belaufen sich auf etwa 300 000 Euro

Die grundsätzlichen Pläne für den Neubau liegen schon bereit, auch eine grobe Kostenkalkulation. 200 Quadratmeter Grundfläche, zwei Gruppenräume, Toiletten und ein wenig Platz für die Mitarbeiter, das müsste reichen. Zu haben wäre das wohl für 250 000 bis 300 000 Euro. „Da sind wir für jeden Zuschuss dankbar“, sagt Lieb. Denn je weniger die evangelische Kirche für den Neubau ausgeben muss, umso mehr hat sie für andere Projekte im Waldheim übrig. Davon gibt es immer reichlich. Der Hartplatz müsste erneuert werden, und ein neues Spielgerät auf einem Stück Wiese steht auch auf der Wunschliste.

Entscheiden muss letztlich der Gemeinderat. Die Beratungen für den kommenden Doppelhaushalt der Jahre 2016 und 2017 werden nach den Sommerferien Fahrt aufnehmen. Die Verwaltung hat sich bereits in Stellung gebracht und Wünsche angemeldet. Auch die Ergebnisse des Bürgerhaushalts liegen längst vor. Bald äußern sich auch die Fraktionen und präsentieren ihre Listen. Dann beginnt das Geschachere. Ende Dezember wird dann feststehen, ob das Waldheim einen neuen Sommerbau bekommt.