Kinder mit motorischen Problemen könnten die teilnehmenden Schulen zum Beispiel besser unterstützen. Foto: imago/U. J. Alexander

Ein Ergotherapeut, der an der Grundschule arbeitet? Eine Theaterwissenschaftlerin, die fest an der Schule angestellt ist? Ausgewählte Stuttgarter Schulen können ihre Teams verstärken oder Maßnahmen finanzieren. Zwei Modellversuche machen es möglich.

Ein Ergotherapeut, der in der Klasse die Stifthaltung mit übt? Ein Physiotherapeut, der mit Kindern mit niedrigem Muskeltonus in der Schule arbeitet? Ein Theaterpädagoge, der zum festen Team einer Schule gehört? In Stuttgart dürfte das schon ganz bald Realität werden. Das Schulamt Stuttgart ist eines von acht staatlichen Schulämtern, die vom Kultusministerium für zwei Modellversuche ausgewählt wurden, die wissenschaftlich begleitet werden.

Das Schulamt kann insgesamt sechs Grundschulen bestimmen, die profitieren. Die Auswahl erfolgt unter anderem auf Basis des Sozialindex des Landes. Schulen aus sehr wohlhabenden Stadtgebieten werden im Modellversuch entsprechend nicht dabei sein, aber von den Ergebnissen indirekt profitieren.

„Schule hat sich verändert“, sagt die stellvertretende Stuttgarter Schulamtsleiterin, Birgit Popp-Kreckel. Eine Ganztagsschule habe heute andere Aufgaben zu erfüllen. Dem werde mit den Modellversuchen Rechnung getragen.

Zwei zusätzliche Vollzeitstellen – oder Geld für Fördermaßnahmen

Der erste Modellversuch „Multiprofessionelle Teams an Grundschulen“ ist auf vier Jahre angelegt: Die beteiligten zwei Schulen können zwei Vollzeitstellen aus unterschiedlichen Berufsgruppen besetzen: aus Theater, Kunst, Musik, dem Handwerk oder aus der Gesundheitsvorsorge. Diese könnten zum Beispiel als pädagogische Assistenten eingestellt werden, erklärt die für die Grundschulen zuständige Schulrätin, Claudia Scherer. Das so gebildete Team solle fest im pädagogischen Konzept der Schule verankert werden.

Beim zweiten Modellversuch „sozialindexbasierte Ressourcensteuerung an Grundschulen“ erhalten die vier teilnehmenden Schulen nicht etwa zusätzliches Personal, sondern zusätzliche Geldmittel, mit denen sie gezielt Maßnahmen zur Unterstützung benachteiligter Schülerinnen und Schüler finanzieren können. Das sei sehr flexibel, erklärt der Schulamtsleiter Thomas Schenk. Man könnte zum Beispiel für drei Monate einen Ernährungsberater für ein Projekt an die Schule holen oder Stunden von Ergo- oder Physiotherapeuten bezahlen.

Die Schulen könnten eigenverantwortlich über die Mittel entscheiden. Das Schulamt ist aktuell mit der Auswahl der Grundschulen befasst. „Das ist eine komplexe Aufgabe für die Schulleitungen“, sagt Thomas Schenk. Das müsse man bei der Auswahl mitbedenken.