Unter Mark Langer hat Hugo Boss zurück auf den Wachstumspfad gefunden. Foto: dpa

Der Modekonzern steigert Umsatz und Gewinn, der Umbau und der starke Eu ro bremsen jedoch. 150 bestehende und 20 neue Filialen erhalten in diesem Jahr ein neues Store-Konzept, bei dem stationäres und digitales Geschäft enger verknüpft werden.

Stuttgart - Mark Langer hat sein Ziel als Vorstandschef von Hugo Boss für 2017 erreicht. Als Jahr der „Stabilisierung“ hatte der 49-jährige Manager das vergangene Jahr im Vorfeld bezeichnet. Die Zahlen, die Langer und seine Vorstandskollegen am Donnerstag in Metzingen vorgelegt haben, bestätigen, dass diese Prognose aufgegangen ist: Nach teils deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgängen im Vorjahr stehen für 2017 wieder ein kleines Wachstum sowie ein deutlicher Gewinnsprung zu Buche: „Unsere strategische Neuausrichtung greift. Damit sind wir auf dem richtigen Weg zu nachhaltigem und profitablem Wachstum“, sagte Langer, der tags zuvor das Vertrauen des Aufsichtsrates für weitere drei Jahre an der Konzernspitze erhalten hatte. Eine Entscheidung, die angesichts der jüngsten Entwicklung folgerichtig erscheint, die vor Jahresfrist jedoch keineswegs zu erwarten gewesen ist.

Langer war Anfang 2016 vom Finanzchef zum Vorstandschef aufgerückt, nachdem sein Vorgänger Claus-Dietrich Lahrs das Unternehmen nach der zweiten Gewinnwarnung binnen weniger Monate und einem Kurseinbruch der Aktie verlassen musste. Lahrs hatte sich mit seinem rasanten Expansionstempo und dem missglückten Versuch, die Marke im Luxussegment zu positionieren, übernommen. Außerdem machten dem Unternehmen Rabattschlachten in den USA sowie die Kaufzurückhaltung in Europa und Asien zu schaffen. Sein Nachfolger Langer galt mit seinem Hintergrund als Betriebswirt und Maschinenbauer nicht bei allen Beobachtern als prädestinierter Kandidat, um den Modekonzern zurück in die Erfolgsspur zu führen. Der gebürtiger Pforzheimer hat seine Kritiker eines Besseren belehrt.

Zahl der eigenen Verkaufsflächen ist nur noch leicht gestiegen

Unter Langers Führung drosselte der Konzern sein Expansionstempo drastisch. Während in den Vorjahren teilweise bis zu 200 neue eigene Geschäfte eröffnet wurden, waren es 2017 gerade noch 20. Weil im gleichen Zeitraum 23 unprofitable Läden geschlossen wurden, sank die Zahl der freistehenden Läden bis Ende 2017 auf 439. Inklusive der Shop-in-Shop-Flächen und Outlets betrieb der Konzern im vergangenen Jahr 1139 Verkaufspunkte, 15 mehr als im Vorjahreszeitraum. Im eigenen Einzelhandel erwirtschaften die Metzinger mittlerweile 62 Prozent ihres Gesamtumsatzes. Während dieser Bereich „besser als erwartet“ (Langer) um drei Prozent auf 1,73 Milliarden Euro zulegte, sanken die Erlöse mit Großhandelspartnern um drei Prozent auf 920 Millionen Euro. Das Lizenzgeschäft verbesserte sich vor allem wegen der steigenden Nachfrage nach Parfüm um 14 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro.

Im laufenden Geschäftsjahr soll der eigene Einzelhandel weiter moderat wachsen. Geplant sind 15 bis 20 Neueröffnungen. 150 bestehende Standorte sollen in diesem Jahr renoviert werden. Alle neuen oder renovierten Verkaufsflächen erhalten ein neues Store-Konzept, das vor allem das stationäre stärker mit dem Onlinegeschäft verknüpfen soll, erklärte Langer. So sollen künftig Waren aus dem Laden nach Hause bestellt, online bestellte Produkte im Laden abgeholt oder per Post gelieferte Artikel im Geschäft umgetauscht werden können. Auch in seine digitalen Verkaufsplattformen investiert das Unternehmen weiter. Noch hinkt Boss im Onlinegeschäft seiner Konkurrenz hinterher. Zwar stieg der Umsatz in diesem Bereich 2017 um acht Prozent, mit insgesamt 79 Millionen Euro macht Online allerdings nur knapp drei Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Wechselkursschwankungen belasten das operative Ergebnis

Im laufenden Jahr will Boss-Chef Langer „das Wachstumstempo erhöhen“: Sowohl der Umsatz als auch das Konzernergebnis sollen im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Die neuen Kollektionen der beiden Marken Boss und Hugo würden im Markt sehr gut ankommen. Die Order-Zahlen für Herbst/Winter seien positiv. Allerdings, so Langer, würden sich Wechselkursschwankungen weiter negativ auf die Geschäfte auswirken. Der starke Euro habe das operative Ergebnis schon 2017 „deutlich belastet“.

Weil auch die Investitionen für den Umbau und die Digitalisierung im Gegensatz zu 2017 wieder deutlich hochgefahren werden – auf 170 bis 190 Millionen Euro – rechnet der Boss-Vorstandschef für das laufende Jahr nur mit einer Schwankung des operativen Gewinns (Ebitda) zwischen minus und plus zwei Prozent. Mehr Schwung erwartet Langer erst ab dem Jahr 2019. Diese Prognose enttäuschte die Anleger, die Boss-Aktie gab am Donnerstag zeitweise um mehr als sieben Prozent nach und zählte damit zu den Schlusslichtern im M-Dax.