„Was sind wir? Ein Team!“: So lautet der Schlachtruf dieser Jungs, die in der jüngsten Altersgruppe gewonnen haben. Foto: Linsenmann

Beim MJA-Cup auf dem Vereinsgelände des SV Rot waren dieses Mal 22 Mannschaften aus allen Stadtbezirken am Start – gewonnen haben Fair play und Miteinander. Weit mehr als 100 Jugendliche waren bei der Sache.

Rot - Die Tore fallen hier im Minutentakt. Nicht nur im ersten Spiel, da aber besonders. Die „Action Boys 37“, allesamt Sechstklässler der Herbert-Hoover-Schule in Freiberg, legen los, als wollten sie den Brasilien-Kick von Jogis Jungs nachspielen. Acht Dinger legen sie dem Gegner in den Kasten, ruckzuck! Und weil Samuel erklärtermaßen „zeigen will, was ich kann“, fischt er die Bälle, die bis zu ihm durchdringen, souverän weg: „So sehen Sieger aus!“ schallt es also an diesem Samstag schon gegen 11 Uhr über den Platz. „Schaaa-la-lala-lala!“

Der Gegner? Auch egal. Denn als fürs zweite Spiel eine Mannschaft noch nicht komplett ist, formieren sich die Betreuer kurzerhand zum „All Star“-Team: gegen die Freiberger Jungs. Und als es schnell 0:3 steht, meint einer der Großen zum Torwart: „Wir haben den Manuel Neuer für Arme.“ Da hat er die Lacher auf seiner Seite, querbeet. Selbst der Keeper lächelt, auch wenn der noch lange nicht das letzte Mal hinter sich gegriffen hat.

Zusammenkommen, Spaß haben

„Die Action Boys 37 sind ein Super-Beispiel für das, was hier über die Jahre gewachsen ist,“ findet Silke Hubel von der Mobilen Jugendarbeit: „ein richtiges Wir-Gefühl.“ Dass „die Kids zusammenkommen, Spaß haben und sich als Mannschaft erleben,“ darin sieht auch Ulrich Pohl von der Mobilen Jugendarbeit Zuffenhausen den wichtigsten Aspekt des MJA-Cups, der dieses Jahr auf dem Gelände des SV Rot ausgetragen wurde. Das alljährliche Fußballturnier findet bereits seit „rund 20 Jahren“ statt, „auch als großes, erfolgreiches Kooperationsspiel zwischen Jugendlichen der evangelischen Gesellschaft und der Caritas der Stadt Stuttgart,“ wie Sabrina Riedel betont.

Wie wichtig den wieder mal weit über hundert Jugendlichen, viele davon laut Riedel „aus benachteiligten Familien“, dieses Turnier ist, zeigt sich auch, als Petrus die Schleusen öffnet: Aufhören, wie von den Betreuern angeboten? Kommt nicht in Frage! Vehement bestehen die jungen Leute auf der Fortsetzung des Turniers. Und die einzige Mädchen-Mannschaft, die mangels gegnerischer Girls-Group ihre Kickschuhe nicht zu schnüren braucht, bleibt trotz leichtem Frust und feuert mal die einen, mal die anderen Jungs an.

Leichtes Spiel hat auch der jugendliche Schiedsrichter. Mario Reinhold aus Zuffenhausen pfeift sonst „alles bis zur B-Jugend, wo es manchmal ganz schön zur Sache“ gehe. Und beim MJA-Cup? „Das ist zwar nicht so spannend, dafür aber superfair. Hier brauche ich nicht mal gelbe Karten.“

„Hier brauche ich nicht mal gelbe Karten“

Beispielhaft sind auch hier die „Action Boys 37“. „Wir wollen zeigen, was wir drauf haben. Fair geht am besten,“ meint Baris für seine kunterbunte Truppe mit Wurzeln aus der halben Welt: Baris Eltern kommen aus der Türkei, Nati kommt aus Eritrea, Davide aus Italien, David aus Polen. Arnold aus Kamerun, Samuel aus Äthipien. Dann formieren sie einen Kreis, legen die Arme um die Schulter, worauf es dreimal tönt: „Was sind wir? Ein Team!“ Und „alle sind Kapitän“, meint Nati, „wir halten zusammen!“ Woher der Name der Mannschaft kommt, die dieses Jahr zum ersten Mal mitkickt? „Wir haben letztes Jahr die Großen gesehen, die heißen auch so. Und wir wollen auch so heißen.“ Na klar, die Action Boys 37 gewinnen: in zwei von drei Altersgruppen.

„Es ist faszinierend, wie die Jungs sich damit identifizieren,“ sagt Silke Hubel. „Das gibt ein Stück Identität. Die Jungs sehen, wie man zusammen spielen, kämpfen und was Schönes erleben kann. Und wie man dafür als Mannschaft zusammenhalten muss und sich dabei aufeinander verlassen kann. Fußball ist so auch ein bisschen eine Schule des Lebens.“ Und so haben die „Action Boys 37“ und all die anderen Kids an diesem Samstag wohl in mehr als nur in sportlicher Hinsicht gewonnen.