Die Innenräume des Schiffs versprühen einen urigen Charakter, der teils auch erhalten bleiben soll. Foto: KS-Images.de

Die MS Weinkönigin ist ein neues Mitglied der Flotte des Neckar-Käpt’n. Sie wird die Möglichkeit bieten, von Marbach aus den Neckar und die Landschaft drumherum zu erleben.

Marbach - Das Leder der Sitzgarnituren ist tiefrot, die Decke hölzern. Die Fenster, durch die man auf Back- und Steuerbord auf den Neckar blicken kann, sind ausgesprochen groß. Es ist ein besonderes Flair, das die zwei übereinander liegenden Innenräume des Ausflugsschiffs MS Weinkönigin ausstrahlen. Dank überdimensionaler hölzerner Steuerräder zwischen den Sitzgruppen und weiterer Deko-Utensilien kommt ein maritimes Ambiente auf. Die urige Theke und die tiefe Holzdecke vermitteln dazu das Gefühl, als befinde man sich in einer gemütlichen Hafenbar in Hamburg.

Auf die Elbe haben die Passagiere von hier oder auch vom 80 Personen fassenden Sonnendeck allerdings noch nie geblickt. Stattdessen war es der Datteln-Hamm-Kanal in Westfalen, auf dem das 1974/75 gebaute Schiff bis Silvester 2019 als „Santa Monika III“ verkehrte. Der bisherige Kapitän steuerte das Schiff dort in all den 44 Jahren – ehe dann auch Corona dafür sorgte, dass er es schweren Herzens verkaufte. Und so findet das Schiff jetzt auf dem Neckar eine neue, schwäbische Heimat, in der es als MS Weinkönigin auf der Linie zwischen Marbach und Besigheim fahren und auch zu einer Eventstätte werden wird.

Die Überfahrt aus Hamm über den Rhein dauerte mehrere Tage. Einen Halt hatte das 42 Meter lange Ausflugsschiff dabei in einer Werft in Duisburg eingelegt, wo es für manche Arbeiten wie eine neue Lackierung trockengelegt wurde und wo auch die offizielle Übergabe stattfand. Während das Schiff also aus den Händen des einen Kapitäns in die des anderen überging, blieb Matrose „Edgar“ an Bord. Er kommt von den Philippinen und lebt seit zwei Jahren in einer kleinen Kajüte auf dem Schiff, dessen Besatzung er also weiterhin angehören wird.

Seit der Ankunft am Ankerplatz in Bad Cannstatt laufen die Vorbereitungen, dass die MS Weinkönigin nach der Pandemie weiter nach Marbach überführt und von dort aus durchstarten kann. Der untere Innenraum bietet Platz für 120 Gäste und wird noch „sanft umgestaltet“, wie es der Neckar-Käpt’n-Geschäftsführer Jens Caspar ausdrückt, der den Charme des Schiffs gerne grundsätzlich erhalten möchte, aber Modernisierungen vornimmt. Platz finden sollen für die Fußballfahrten rund zehn Fernseher, die dann bei anderen Fahrten aus dem Sichtfeld geschoben werden können. Das ganze Schiff erhält außerdem eine neue Soundanlage, damit die insgesamt bis zu 300 Fahrgäste die Info-Ansagen zur vorbeiziehenden Landschaft besser verstehen können. Gesprochen werden diese vom schwäbischen Musiker und Schauspieler Michael Gaedt. Auch die zum Schunkeln einladende Neckar-Käpt’n-Hymne wird über die Lautsprecher erklingen. Und ein Höhepunkt dürfte sicherlich der vorgesehene begehbare Weinschrank im Schiffsinneren werden.

Wie auf den anderen Schiffen der Flotte, darunter die zwischen Marbach und Stuttgart verkehrende MS Wilhelma, werden außerdem coronabedingte Anpassungen vorgenommen. In der ebenfalls neu gestalteten Wilhelma wurden Scheiben zwischen den Sitzgruppen und auf den Tischen angebracht, dazu eine Klimaanlage mit Virenfilter. Ähnliches dürfte auf der MS Weinkönigin notwendig sein. „Wir rechnen damit, dass diese Maßnahmen anfangs weiterhin nötig sein werden, wenn wir wieder fahren dürfen“, sagt Jens Caspar, der mit seiner Flotte den vergangenen Sommer über dank eines Hygienekonzepts nicht zum Stillstand gezwungen war.

Noch ist es also ruhig auf der MS Weinkönigin. Die Betreiber scharren aber bereits mit den Hufen, damit schon bald Gäste hier neben württembergischen Weinen auch schwäbische Gerichte genießen können und dabei vom in Dirndl gekleideten Gastroteam bewirtet werden. Los geht’s, so die große Hoffnung bei Neckar-Käpt’n, im Lauf des Frühjahres.

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