Kornwestheim Schon in der ersten Nacht hat sie 26 Raser ertappt: An der alten B 27 steht eine neue Messanlage. Von Susanne Mathes

Kornwestheim Schon in der ersten Nacht hat sie 26 Raser ertappt: An der alten B 27 steht eine neue Messanlage. Von Susanne Mathes

Nicht sehr auffällig steht sie da; schlank und elegant, aber sie hat es in sich: Die neue Geschwindigkeitsmessanlage, von der Stadt für rund 75 000 Euro angeschafft, soll Rasern am nördlichen Stadteingang Einhalt gebieten. Im November vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat dieser Investition zugestimmt, um die Verkehrssituation zu verbessern: "Oft rasen die Leute von der alten B 27 aus viel zu schnell nach Kornwestheim rein", sagt Bürgermeister Dietmar Allgaier. Das sei unter anderem deshalb problematisch, weil Schulkinder von der Schillerschule und Kindergartenkinder aus der Daimlerstraße diese Straße kreuzten.

Der neue Blitzer soll dafür sorgen, dass die Autofahrer nicht nochmals aufs Gaspedal treten, wenn sie Kornwestheim ansteuern. Alle, die schneller als die erlaubten 70 Stundenkilometer fahren, werden von dem Gerät erfasst.

Einige Stadträte hatten damals gefordert, die Messanlage solle nicht auf der Allee messen, sondern direkt nach dem Kornwestheim-Schild innerhalb der Stadtgrenzen die Einhaltung von Tempo 50 überprüfen. "Dazu hätten wir das Kornwestheim-Schild aber weiter stadtauswärts versetzen müssen, um noch genug Mess-Spielraum bis zur Ampel an der Ludwigsburger-/Pflugfelder Straße zu haben. Und das ist uns nicht genehmigt worden", erklärt Bürgermeister Allgaier.

Seit vergangener Woche ist das Gerät nun installiert - und hat seinen Zweck gleich zur Zufriedenheit des Ordnungsamtes erfüllt. "Gegen 17 Uhr haben wir sie eingeschaltet, und am nächsten Morgen gegen acht hatte sie schon 26 Überschreitungen registriert", berichtet Siegfried Ziegler, Leiter des Kornwestheimer Vollzugsdienstes. "Der schnellste Fahrer war mit 91 Stundenkilometern unterwegs." Bei der Messanlage kommt eine neuartige Technik zum Einsatz, die sich von der herkömmlichen Radar- oder Lichtschrankentechnik unterscheidet: Mit Hilfe eines so genannten Lidar-Messkopfes (Light Detection and Ranging, zu Deutsch Feststellung mittels Licht- und Abstandsmessung) werden Geschwindigkeitsverstöße vollautomatisch und digital erfasst. Die Anlage überwacht nicht einen speziellen Punkt, sondern eine ganze Straßenszene, in der alle Raser erfasst, gemessen und fotografiert werden. Die Technik ermöglicht es, dass auch schnell und dicht hintereinander fahrende Raser einzeln geblitzt werden können.

Die Polizei lobt nach ersten Erfahrungen in verschiedenen Städten außerdem, dass die Quote von verwertbaren Fotos deutlich höher sei als bei herkömmlichen Geräten und dass die Technologie auch sichere Messergebnisse in Kurven, an unübersichtlichen Stellen und in Tunnels garantiere.

Allerdings wurde an den Geräten in der Vergangenheit auch Kritik laut: Es sei nicht ausgeschlossen, dass beim Erfassen ganzer Straßenszenen Fehlzuordnungen entstünden, hatten Anwälte gemahnt. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt und die Dekra hätten aber bestätigt, dass das Gerät zuverlässig arbeite, erklärt Siegfried Ziegler. Auch mehrere Oberlandesgerichts-Urteile dieses Tenors lägen mittlerweile vor.

Wenn sie randvoll mit Daten gespeichert ist und es Zeit zum Ablesen ist, gibt die Anlage übrigens selbstständig per SMS und per E-Mail Bescheid. Und sie meldet sich auch, wenn ihr jemand den Strom kappen, sie manipulieren oder sie per Gewalteinwirkung an ihrer Arbeit hindern will. Es dürfte also besser sein, mit angepasstem Tempo zu fahren und sich keinen Ärger mit ihr einzuhandeln.