Gemeinsame Zeit oder Körperkontakt? Die Liebessprache des Partners zu kennen, kann die Beziehung verbessern. Foto: MandriaPix/Shutterstock.com

Der Schlüssel zur harmonischen Partnerschaft? Psychologe Wieland Stolzenburg erklärt im Interview, warum es unserer Beziehung helfen kann, die eigene und die Liebessprache des Partners zu kennen.

In einige Partnerschaften scheint einfach der Wurm drin zu sein. Obwohl beide Seiten sich lieben und das Gefühl haben, zueinander zu gehören, kommt es ständig zu Missverständnissen und Streitereien. Möglicherweise liegt das daran, dass man in unterschiedlichen "Liebessprachen" kommuniziert - und somit immer aneinander vorbeiredet.

Bei den "Liebessprachen" handelt sich es aber nicht um Sprachen im buchstäblichen Sinne, sondern um verschiedene Arten, Liebe auszudrücken und zu empfangen. Die Theorie stammt vom US-amerikanischen Psychologen Gary Chapman. Laut ihm gibt es fünf grundlegende "Love Languages":

Worte der Anerkennung: Die Person verwendet liebevolle Worte, Komplimente und Lob, um ihre Liebe und Wertschätzung auszudrücken - das müssen nicht immer große Liebesbekundungen sein, sondern auch einmal ein "Danke, dass du mir zuhörst".

Zeit zu zweit: Manchen Menschen ist es besonders wichtig, mit ihrem Partner bewusst Zeit gemeinsam zu verbringen. Dazu gehören etwa Rituale wie ein gemeinsames Frühstück, Ausflüge oder geteilte Hobbys.

Geschenke und Aufmerksamkeiten: Menschen mit dieser Liebessprache schätzen materielle oder symbolische Geschenke als Ausdruck der Liebe. Und die müssen nicht immer kostspielig sein, oft reichen kleine Alltags-Mitbringsel wie ein paar Blumen oder ein "Ich musste an dich denken und habe das gekauft"-Teil.

Hilfsbereitschaft: "Lass mich das machen" ist ein Satz, den Menschen mit dieser Liebessprache gerne hören - egal ob es ums Tragen der Einkäufe, Müll rausbringen oder Reparieren der Waschmaschine geht.

Körperliche Nähe: Berührungen und Zärtlichkeiten gehören zu den meisten Beziehungen dazu. Für manche Menschen hat Körperkontakt aber noch einen höheren Stellenwert. Im Alltag suchen sie oft nach kleinen Berührungen mit ihrem Partner.

Wieso es helfen kann, die eigene "Love Language" zu kennen und wie man damit umgeht, wenn der Partner eine andere Liebessprache spricht, erklärt der Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Der US-Paarberater Gary Chapman hat fünf Liebessprachen benannt: Lob und Anerkennung, gemeinsame Zeit, Geschenke und Aufmerksamkeiten, Hilfsbereitschaft und Körperkontakt. Wieso kann es helfen, die eigene "Love Language" und die des Partners zu kennen?

Wieland Stolzenburg: Die Kenntnis der eigenen "Love Language" und der des Partners kann uns auf verschiedenen Ebenen helfen. Es ermöglicht uns, uns selbst und unseren Partner besser zu verstehen. Indem wir wissen, wann er sich geliebt fühlt, können wir auf die Vorlieben unseres Partners eingehen und seinen "Liebestank" mit der für ihn wichtigsten Art der Zuwendung füllen. Wenn wir uns wertgeschätzt und geliebt fühlen, stärkt es das gegenseitige Vertrauen und die Verbundenheit in der Beziehung. Es zeigt auch, dass wir den anderen und seine Bedürfnisse ernst nehmen und uns um sein Wohlergehen bemühen.

Darüber hinaus kann das Wissen um die gegenseitigen Liebessprachen Konflikte und Frustrationen reduzieren. Häufig entstehen diese aus unerfüllten Bedürfnissen. Wenn beide Partner die jeweilige "Love Language" des anderen kennen, können diese in herausfordernden Beziehungssituationen bewusst die Sprache der Liebe des anderen berücksichtigen. Dadurch fühlt sich der Partner (wieder mehr) gesehen, verstanden und geliebt. Im Idealfall passiert das gegenseitig, was letztendlich zu einer harmonischen und erfüllenden Partnerschaft beitragen kann.

Wie findet man heraus, welche "Love Language" einem am nächsten liegt?

Stolzenburg: Der schnellste Weg, die eigene Sprache der Liebe herauszufinden, ist ein Liebessprachen-Test. Dadurch erhält man wertvolle Informationen darüber, welche der fünf "Love Languages" die eigene ist - mit persönlichen Tipps für das eigene Beziehungsleben.

Kann man sich auch in mehreren Liebessprachen zu Hause fühlen?

Stolzenburg: Es ist üblich, dass wir eine dominante Liebessprache haben. Allerdings können wir uns auch in mehreren Liebessprachen zu Hause fühlen. Zum Beispiel können wir uns am meisten geliebt fühlen, wenn unser Partner viel Zeit mit uns verbringt. Gleichzeitig können jedoch auch körperliche Zuneigung oder anerkennende Worte dazu führen, dass wir uns geschätzt und geliebt fühlen.

Jeder von uns hat individuelle Bedürfnisse und Vorlieben, die durch verschiedene Liebessprachen erfüllt werden können. Daher ist es möglich, dass wir mehrere Liebessprachen haben.

"Sprechen" wir auch immer die Liebessprache, die wir am liebsten "hören"?

Stolzenburg: Häufig verwenden wir intuitiv unsere eigene bevorzugte Liebessprache, um Liebe auszudrücken. Wenn beispielsweise jemand Lob und Anerkennung als primäre Liebessprache hat, wird er wahrscheinlich anderen Menschen Lob aussprechen, um seine Zuneigung zu zeigen.

Wie geht man damit um, wenn der Partner eine andere "Love Language" spricht als wir?

Stolzenburg: Wenn der Partner eine andere Liebessprache spricht als wir selbst, ist ein offener Austausch darüber hilfreich. Es ist wichtig, die Bedürfnisse, Vorlieben und Gefühle des Partners in Bezug auf die Sprachen der Lieben zu verstehen und anzuerkennen. Wenn sich beide bemühen, die "Love Language" des Partners zu erlernen und in den Alltag zu integrieren, wird das die Partnerschaft bereichern. Es geht darum, sich auszutauschen, Interesse am Partner zu zeigen, kompromissbereit zu sein und mit Leichtigkeit und Neugierde zu experimentieren, um gemeinsam zu lernen.

Sind "Love Languages" auch in Freundschaften oder familiären Beziehungen wichtig?

Stolzenburg: Liebessprachen spielen nicht nur in romantischen Partnerschaften eine Rolle. Zuneigung, Wertschätzung und Liebe sind grundlegende menschliche Bedürfnisse, die in jeder zwischenmenschlichen Beziehung vorhanden sind. Es kann hilfreich sein, die Liebessprache enger Freunde oder Familienmitglieder zu kennen, denn dadurch kann auch diese Beziehung verbessert und gestärkt werden.

Indem wir die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der anderen verstehen, können wir beispielsweise besser auf sie eingehen und ihnen das geben, was sie brauchen, um sich geliebt und geschätzt zu fühlen. Das Ziel sollte dabei sein, das Wohl des anderen zu fördern und nicht nur unsere eigenen Ziele zu erreichen. Natürlich nur, wenn wir uns damit nicht selbst aufgeben.