Alexander Gerst auf einer Pressekonfernez in Baikonur. Foto: Getty Images Europe

Er ist der dritte Deutsche, der ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS arbeiten soll. Für den 38-jährigen Alexander Gerst ist die Kooperation im Kosmos auch ein politisches Statement.

Er ist der dritte Deutsche, der ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS arbeiten soll. Für den 38-jährigen Alexander Gerst ist die Kooperation im Kosmos auch ein politisches Statement.

Baikonur - Kurz vor seinem Flug ins All hat der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst Nervösität eingeräumt. „Jetzt Nachmittagsschlaf zum Auffrischen vor dem Start. Wird eventuell etwas schwierig, einzuschlafen“, schrieb der 38-Jährige am Mittwoch in der kasachischen Stadt Baikonur bei Twitter. „Ich denke, etwas Adrenalin wird spätestens kommen, wenn der Countdown einstellig wird.“ Vier Stunden später bezeichnete er seinen Zustand als „etwas gerädert“. Insgesamt habe er sich aber doch recht gut ausruhen können.

Der Start von Gerst und seinen Kollegen Maxim Surajew aus Russland und Reid Wisemann aus den USA war für 21.57 Uhr MESZ (1.57 Uhr Ortszeit) vorgesehen. Etwa sechs Stunden vorher wollten die Männer das Hotel „Kosmonaut“ verlassen und zur Startrampe fahren.

Dort prüften Ingenieure des Weltraumbahnhofs Baikonur wie vorgeschrieben erneut die Technik der Rakete. „Alles ist fertig, die Sojus ist bereit“, sagte Frank De Winne von der europäischen Raumfahrtagentur Esa nach den Tests. Das Wetter sei mit etwa 30 Grad und leichter Bewölkung zum Start geeignet, meinte der Belgier. Er hatte als bisher einziger Esa-Astronaut 2009 das Kommando auf der Internationalen Raumstation ISS in 400 Kilometer Höhe geführt.

Auch die Crew werde noch einmal untersucht, sagte De Winne. Ärzte würden Gerst und seinen Kollegen die Tauglichkeit für die rund 166 Tage lange Mission auf der Raumstation bescheinigen. „Danach stehen Entspannung und ein kleines Essen an - leichte Kost und nicht zuviel Wasser“, betonte der Chefausbilder an der Esa-Behörde in Köln.

Gerst liest Stanislaw Lem im All

Knapp sechs Stunden nach dem Start sollte das Raumschiff der Esa zufolge um 3.47 Uhr MESZ an der ISS ankoppeln. Nach dem Andockmanöver war für 5.30 Uhr MESZ das Öffnen der Luken und das Herüberschweben der Crew in die Raumstation geplant.

Gerst will während seiner Freizeit im All unter anderem das Buch „Die Astronauten“ des polnischen Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem (1921-2006) lesen. „Ich habe es gelesen, als ich klein war, und es hat mich damals schon fasziniert“, meinte der Geophysiker aus Künzelsau (Baden-Württemberg) vor dem Abheben. Auch ein Stück vom Kölner Dom begleite ihn an seinem Schlafplatz im ISS-Modul Harmony. „Es soll meine Verbundenheit zu dieser Stadt zeigen, in der sich eine Abteilung der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) befindet.“

Kurz vor dem Start wünschte auch Raumfahrt-Staatssekretärin Brigitte Zypries per Twitter Gerst „ganz viel Glück“ und erfolgreiche Forschung. Deutschlands Mann im All soll auf der ISS mehr als 100 Experimente betreuen und zu mindestens einem Außeneinsatz in den Weltraum aussteigen. Die Rückkehr ist für den 11. November geplant, dann soll die Crew mit der Sojus-Kapsel in Kasachstan landen.