Waldbaden: Spazieren und Durchatmen. Foto: imago images//Vasily Pindyurin

Raus aus dem Alltag und rein ins kleine Abenteuer: Mit diesen Tipps wird der Winter alles andere als dröge.

Kleine Abenteuer finden sich auch schon vor der eigenen Haustür. Das dachte sich zumindest der britische Abenteurer Alastair Humphreys als er 2014 das Buch „Microadventures“ herausgebracht und damit den Begriff geprägt hat. Das Prinzip: Ohne weit reisen zu müssen kann die Kraft des Abenteuers auch im Alltag genutzt werden. Die Aktivitäten sollen dabei lokal, günstig und von kurzer Dauer sein.

Seither gibt es immer mehr Mikroabenteurer, die ihren Alltag mit großen und kleinen Ausflügen etwas spannender gestalten.

In der kalten Jahreszeit muss nicht pausiert werden: Mit passender Kleidung helfen die Draußen-Momente beim Überwintern – und sind ganz nebenbei bestimmt gut fürs Immunsystem.

1. Mit der Bahn zur Endstation fahren

Wer Glück hat, fährt durch verschneite Landschaften. Foto: www.imago-images.de/Daniela - Simona Temneanu via www.imago-images.de

Ob mit der U-Bahn, S-Bahn oder mit der Regionalbahn: Wie häufig fährt man schon bis zur Endstation durch? Genau. Also auf ins kleine Abenteuer, den Rucksack mit Getränken und Snacks gepackt und einfach mal Sitzenbleiben. Und dann wird der Ort erkundet, den man eigentlich nur von der Anzeige am Bahnhof kennt. Je nachdem wie weit man raus aufs Land fährt, hat man sogar Glück und fährt durch verschneite Landschaften. Besonders Fitte fahren früh los und bewältigen den Rückweg zu Fuß oder mit einem mitgebrachten Fahrrad.

2. Eine Nachtwanderung unternehmen

Mit einer App lassen sich die Sterne bestimmen. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/AGAMI/R. Riemer

Eine Nachtwanderung ist im Winter noch besser umsetzbar als während der Sommerzeit. Schließlich wird es gerne gegen 15.30 Uhr dunkel, man kann sich also schon am frühen Abend zum kleinen Abenteuer aufmachen. Wenn Kinder mit zur Wanderung kommen, ist dieses Detail natürlich noch bedeutender – so kann es trotz Nachtwanderung noch einigermaßen früh ins Bett gehen. Wer hat, nimmt eine Stirnlampe mit, Kinder Taschenlampen oder (selbst gebastelte) Laternen. Sternengucker müssen sich von der urbanen Lichtverschmutzung entfernen, dann können bei klaren Sichtverhältnissen am Winterhimmel die Sterne angeschaut werden. Hobby-Astronomen finden auf der Schwäbischen Alb optimale Plätze; Infos dazu liefert das Projekt Sternenpark Schwäbische Alb. Zur Deutung des Sternenbildes helfen Apps wie Star Walk oder Sternatlas.

3. Ungewöhnlich Übernachten

Übernachten auf fünf Metern Höhe. Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Echte Mikroabenteurer schwören auf das Übernachten unter freiem Himmel. Das ist im Winter allerdings nur für wirklich Hartgesottene etwas. Als Alternative gibt es auch in der Umgebung von Stuttgart außergewöhnliche Unterkünfte. Im Freizeitpark Tripsdrill etwa sind auf einem großen Areal fantasievolle Baumhäuser errichtet worden. Genächtigt wird hier in bis zu fünf Metern Höhe. Schmalspur-Abenteurer dürfen sich im Winter über eine Fußbodenheizung freuen. Frühstück und der Eintritt ins Wildparadies nebenan ist an allen Aufenthaltstagen inklusive. Und wer Glück hat, hört vielleicht nachts die Wölfe heulen.

Das ganze Jahr geöffnet hat auch das Hofgut Hopfenburg. Hier kann in beheizten Schäferwagen, Tiny Häusern oder Zirkuswagen übernachtet werden. Echte Abenteurer entscheiden sich für die unbeheizten Jurten oder Tipis, hier bringt man sich am besten noch einen guten Schlafsack und Wärmflaschen mit. Der Hof ist mit seinen Eseln, Kühen und Schafen ein Paradies für Kinder.

4. Mit Geocaching auf Schatzsuche gehen

Mit dem Handy auf der Suche nach einem Schatz. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/xarucikx

Geocaching geht mit richtiger Kleidung auch im Winter ziemlich gut. Die Routen findet man entweder vor der Haustür, oder man erkundet dafür einfach die Umgebung und findet auch hier Orte, die man zuvor noch nie gesehen hat. Wichtigste Voraussetzungen neben warmer Kleidung für die Winter-Schatzsuche: GPS-fähiges Smartphone und eine App für die Geocaching-Route. Außerdem schadet eine Powerbank sicher nicht, falls der Akku schlapp macht. Kindern macht die Jagd nach den versteckten Gegenständen übrigens auch Spaß.

5. Waldbaden

Ab in den Wald und einmal tief durchatmen. Foto: www.imago-images.de/Vasily Pindyurin via www.imago-images.de

Auch wenn die Blätter von den Bäumen gefallen sind, ist es im Wald noch lange nicht trostlos. Waldbaden funktioniert auch im Winter. Der bewusste Spaziergang durch den Wald soll der mentalen und körperlichen Gesundheit dienen. „Shinrin Yoku“ wird das Konzept in Japan genannt. Wer darüber hinaus etwas tun möchte, kann im Wald Naturmaterialien wie Zweige oder Tannenzapfen sammeln und Zuhause zu minimalistischer Naturdeko verarbeiten. Wenn Schnee gefallen ist, lassen sich außerdem die Spuren der Waldbewohner verfolgen. Kinder freuen sich über die Abdrücke von Reh, Wildschwein oder Fuchs. In Stuttgart muss man bekanntlich nicht weit fahren, um im Wald zu landen: Es reicht beispielsweise eine Bahnfahrt bis zur Haltestelle Waldau. Dort findet man auch das Haus des Waldes, in dem Kinder den Wald als Lernort kennenlernen dürfen.

6. Die Heimat neu entdecken

Mit dem Sightseeingbus durch die eigene Stadt. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/MARC JOHN

Manchmal muss man gar nicht weit fahren, um Neues zu entdecken. Weshalb nicht mal in der eigenen Stadt machen, was man sonst nur als Touristin oder Tourist plant? Sightseeingbus fahren oder Touren durch die Stadt unternehmen und die Heimat aus ganz neuen Blickwinkeln betrachten etwa. Die Stadt Stuttgart bietet Führungen zu verschiedensten Themen an: Geisterführungen, Glühweintouren oder Führungen auf Schwäbisch. Ganz wichtig: Erinnerungsfotos von den Sehenswürdigkeiten schießen. Kulinarisch-kulturelle Führungen, bei denen man sich durch einzelne Stadtbezirke schlemmt, können bei Eat the World gebucht werden.

7. Lost Places erkunden

Der morbide Charme verfallener Orte. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Sabine Gudath

Wer genug von den großen Sehenswürdigkeiten hat, kann sich in der eigenen Stadt auch auf die Suche nach sogenannten Lost Places machen. Das sind Orte, die nicht mehr genutzt werden und so langsam verfallen. Der Putz bröckelt von den Wänden, dichte Spinnweben ranken sich übers hinterlassene Mobiliar – die verlassenen Orte verströmen einen morbiden Charme. Ein Hype vor allem unter Hobby-Fotografen und (Hobby-) Influencern. In der Region gibt es einige solcher Orte zu entdecken, wenn man sich etwas informiert und über Google Maps recherchiert.

8. Den Sonnenaufgang anschauen

Sonnenaufgang am Birkenkopf Foto: www.imago-images.de/Werner Dieterich via www.imago-images.de

Zugegebenermaßen ein Tipp für frühe Vögel: Den Wecker etwas früher gestellt und rauf auf den nächstgelegenen Berg! In Stuttgart gibt es dafür einige zur Auswahl – Karlshöhe, Eugensplatz, Aussichtsplattform an der Birkenwaldstraße, Birkenkopf. Am besten hat man für den Ausflug eine Isolierkanne mit ausreichend Kaffee dabei. Das kleine Abenteuer lässt sich wunderbar in den Alltag integrieren: Erst rauf auf den Berg und dann ab ins Büro.

9. Winterwanderung mit Glühwein oder Punsch

Spaziergänge sind nach den Feiertagen immer eine gute Idee. Foto: www.imago-images.de/Monkey Business 2 via www.imago-images.de

Jetzt hat man sich lange genug auf Weihnachtsmärkten herum getrieben. Nach den Feiertagen werden Glühwein und Punsch in Thermosbecher gefüllt und dann wird spaziert. Wer möchte macht aus dem kleinen Spaziergang eine Wanderung und nimmt sich noch einen Rucksack voller Proviant mit – vielleicht sind ja noch ein paar Plätzchen übrig. Echte Mikroabenteurer lassen auf den Spaziergängen gerne den Zufall entscheiden, sodass man auch wirklich die bekannten Weg verlässt. Variante 1: An jeder Weggabelung wirft man eine Münze und legt vorher fest, welche Seite rechts bzw. links gehen bedeutet. Variante 2: Immer Richtung Norden laufen.

10. Futterquellen für Vögel basteln

Vögel brauchen Energie, um über den Winter zu kommen. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/imageBROKER/alimdi / Arterra / Sven-Erik Arndt

Vögel freuen sich im Winter über zusätzliche Futterquellen. Die lassen sich relativ leicht selbst herstellen und sind damit eine sinnvolle Bastelei. Der Nabu empfiehlt Piepmätzen im Garten mit Maisenknödeln oder Futterglocken durch den Winter zu helfen. Das Rezept: 500 Gramm Fett bei niedriger Temperatur schmelzen lassen. Tierisches Fett wie Rindertalg enthält eine höhere Energiedichte und wird von Tieren bevorzugt. Man kann als pflanzliche Alternative aber auch Kokosfett verwenden. Dann kommen 500 Gramm einer Körnermischung (vor allem Sonnenblumenkerne) hinzu, außerdem ein Schuss Speiseöl. Die Masse anschließend abkühlen lassen, bis sie noch formbar ist. Im Anschluss kann das Ganze in ein Gefäß wie zum Beispiel einen Tontopf gefüllt werden. In der Mitte wird ein Stock platziert, auf den sich später die Vögel beim Essen setzen können. Oder man formt einen Maisenknödel und arbeitet eine Schnur zum Aufhängen ein.