Meteorologen wie Frank Böttcher lehnen Wettervorhersagen über Monate im Voraus ab.
Hamburg - Wetter- und Klimaexperten sind am Dienstag zum 6. Extremwetterkongress in Hamburg zusammengekommen. In mehr als 80 Vorträgen referieren bis Freitag (15. April) Wissenschaftler, Klimatologen und Meteorologen unter anderem über den Umgang mit Extremwetterereignissen sowie die Folgen des möglichen Klimawandels. „Ziel des Kongresses ist es, die breite Öffentlichkeit aus erster Hand über den Stand der Wissenschaft zu informieren“, sagt Frank Böttcher, der Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation (IWK) und Organisator des Extremwetterkongresses in Hamburg.
Mit einer offiziellen Erklärung richten sich Teilnehmer des Treffens gegen detaillierte Langzeitprognosen für das Wetter. 33 haben die sogenannte Hamburger Erklärung bereits unterschrieben.
Herr Böttcher, was haben Sie gegen Langzeitwettervorhersagen?
Ich habe etwas gegen unseriöse Zeitgenossen, die vorgaukeln, das Wetter über Monate hinweg vorhersagen zu können, etwa für eine geplante Grillparty am Pfingstsonntag. So was ist blanker Unsinn und dem Prophetentum näher als der Meteorologie. Wir Wetterforscher bemühen uns tagtäglich um größtmögliche Exaktheit, aber einige selbst ernannte Experten verbreiten Mumpitz, indem sie Temperaturkurven für die nächsten drei oder vier Monate veröffentlichen. Detaillierte Aussagen, etwa über den nächsten Sommer, sind unmöglich.
Sind das aus Ihrer Sicht Scharlatane?
Eindeutig. Diese Leute treten in die Fußstapfen von Nostradamus, aber alle Meteorologen werden dafür in Sippenhaft genommen und müssen sich Kritik anhören, wenn die Pseudo-Vorhersagen nicht eintreffen. Deshalb wehren sich auch namhafte Kollegen wie Inge Niedek vom ZDF, Sven Plöger von Meteomedia oder Christian Häckl von RTL dagegen.
Für welchen Zeitraum sind heutzutage Vorhersagen möglich?
Fünf-Tages-Vorhersagen halte ich für relativ verlässlich. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass vor 50 Jahren nur die nächsten 24 Stunden halbwegs exakt zu prognostizieren waren. Ich denke, in zehn Jahren gelingt es, zehn Tage im Voraus das Wetter zu berechnen. Aber auf keinen Fall länger.