In diesem Jahr beim Mercedes-Cup (6. bis 14 Juni) in Stuttgart dabei: Spaniens Tennisstar Rafael Nadal Foto: dpa

2007 hat Rafael Nadal in Stuttgart gewonnen, danach machte die Tenniselite einen Bogen um das ATP-Turnier auf dem Killesberg. Das Sandplatzturnier war uninteressant für die Topstars. Doch mit der Umstellung auf Rasen scheint sich das zu ändern - der Veranstalter lässt sich Nadals neuerlichen Besuch im Juni aber auch ein hübsches Sümmchen kosten.

Stuttgart - Indian Wells, Miami, Monte Carlo. Edwin Weindorfer ist in diesen Tagen viel unterwegs. Der Turnierdirektor des Stuttgarter Mercedes-Cups jettet um die Welt. Er befindet sich auf Spielerakquise. Bei den großen ATP-Turnieren versucht der Österreicher, die weltbesten Tennisspieler vom 6. bis 14. Juni auf die Anlage des TC Weissenhof zu lotsen.

In den vergangenen Jahren war das ein schier unmögliches Unterfangen. Die Stars winkten stets ab. Nach Wimbledon wollten die Racketkönige nicht mehr auf Sand zurückkehren. Sie mieden das ATP-Turnier auf dem Killesberg wie eigene Doppelfehler. Mit dem Wechsel des Belages von Asche auf Rasen und der Einbettung des Turniers in den Wimbledon-Zyklus hat sich das geändert. Stuttgart liegt auf einmal wieder im Trend.

Bereits vor zwei Monaten präsentierte Edwin Weindorfer den zurzeit verletzten US-Open-Sieger Marin Cilic (Kroatien) neben Routinier Tommy Haas als erstes Zugpferd der mit 642 070 Euro dotierten Veranstaltung. Und nun, sieben Wochen vor der Premiere auf Rasen, hat er den ersten Superstar an Land gezogen: Rafael Nadal.

Der Onkel gab ihm den guten Rat

„Ich bin stolz darauf, dass es uns gelungen ist, einen Weltklassespieler dieses Formats zu uns zu holen“, sagt Weindorfer. Und auch Rafael Nadal kann es kaum abwarten: „Ich freue mich auf Stuttgart. Als ich zum letzten Mal hier angetreten bin, hat das Turnier noch auf Sand stattgefunden und war ein anderes Event“, sagte er am Rande des Masters-1000-Events in Monte Carlo, wo der Deal unter Dach und Fach gebracht wurde: „Nach meinen zwei Erfolgen 2005 und 2007 ist es ein besonderer Anreiz, das Turnier nun auf Rasen zu gewinnen.“

Zwar klingt das alles ganz schön, aber Nadals letzter Auftritt beim Mercedes-Cup ist schon acht Jahre her. Stuttgart passte einfach nicht mehr in seinen Turnierplan. Bis jetzt. Denn nun hat ihn sein Trainer und Onkel Toni Nadal überzeugt, das neue Rasenturnier in seine Vorbereitung für Wimbledon einzubauen. „Toni hat ihm klargemacht“, verrät Weindorfer, „dass es das Beste für Rafa sei, wenn er in Stuttgart und Queens spielen würde, damit es nach 2010 mit dem zweiten Triumph in Wimbledon klappt.“ Und Rafael Nadal vertraut seinem Onkel.

Zumal der die Begebenheiten auf dem Killesberg kennt. Für den Veranstalter Emotion betreute der 54 Jahre alte Spanier während der vergangenen beiden Turniere das Nachwuchsprojekt „The Making of a Wimbledon-Champion“. Die geschäftliche Verbindung zu Toni Nadal scheint sich also für Weindorfer ausgezahlt zu haben.

500 000 Euro für den mallorquinischen Superstar

Allerdings: Der aktuelle Weltranglistenvierte kommt nicht nur wegen der Empfehlung seines Onkels oder des satten Grüns nach Stuttgart. Mit 500 000 Euro lässt sich der mallorquinische Superstar, nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten, seinen Auftritt versüßen. Eine hohe Antrittsgage für eine Veranstaltung, deren Gesamtbudget bei vier Millionen Euro liegt.

„Es war eine sehr faire Vereinbarung zwischen Rafael Nadal und uns“, betont zwar Edwin Weindorfer, ohne Zahlen zu nennen, fügt dann aber an: „Wir als Veranstalter gehen mit der Verpflichtung dieses Topstars auch ein finanzielles Risiko ein.“ Aber es ist ein kalkuliertes. Und eines, das sich lohnen soll. Denn von der Teilnahme des 65-fachen ATP-Turniersiegers verspricht sich Weindorfer weitere Sponsoren und einen besseren Ticketverkauf. Auch deshalb wurde beschlossen, den Centre-Court um 1000 Sitzplätze aufzustocken. Das Fassungsvermögen steigt somit auf rund 6000 Zuschauer.

„Ich habe immer gesagt, dass die Umstellung auf Rasen eine neue Epoche für unser Turnier bedeuten kann“, betont Edwin Weindorfer. Durch die Verpflichtung Nadals, „einem Spieler der ‚Big Fours‘“, wie er es formuliert, fühlt er sich bestätigt. In diesem Juni sollen bereits bis zu acht Spieler aus den Top 20 aufschlagen. „Vielleicht sogar noch ein weiterer aus den Top Ten“, verkündet Weindorfer.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Auch für Rafael Nadal. Der Spanier will ja zunächst Historisches schaffen und im Mai bei den French Open in Paris zum zehnten Mal triumphieren. Dann wäre er bereit für die nächsten Rekorde: Als erster Spieler will er in Stuttgart zum dritten Mal gewinnen – und als Erster auf Rasen.