Das April-Spiel gegen den VfB konnte Dortmund deutlich für sich entscheiden. Foto: Pressefoto Rudel

Fußball ist schon lange die große Leidenschaft unseres Kolumnisten. Für zwei Mannschaften schlägt sein Herz: Al Wahda aus Damaskus – und Borussia Dortmund.

Stuttgart/Damaskus - Wenn ich auf meinem Balkon sitze, höre ich nicht selten die Fans aus dem Stuttgarter Stadion. Fußball, das war und ist eine meiner großen Leidenschaften. Al Wahda – das ist mein Lieblingsverein in Syrien. Schon als Kind gewann er mein Herz, weil mein großer Bruder diesen Verein so sehr mochte und weil ich in Damaskus ausgewachsen bin. Im Fußball spielt bei uns die Herkunft eine große Rolle: Wer in Damaskus geboren ist und das Ballspiel für sich entdeckt hat, ist automatisch Anhänger von Al Wahda.

Mein Verein hat im Abbasin Stadion gespielt. Ich war oft dort an den Wochenenden. Heute spielt dort niemand mehr. Wenn ich über Google Maps das Stadion suche, sieht es ganz anders aus als in meiner Erinnerung. Heute wird das Stadion für den Krieg genutzt. Assads Panzer und Kanonen werden darin gelagert, denn das Stadion ist nicht weit von Ost-Ghuta entfernt.

Nachbar hatte in Dortmund studiert

Schon vor Jahren hat das Assad-Regime seine Nase in den Fußball gesteckt und einen Verein namens Aljaich in Damaskus gegründet. Wer gut Fußball spielte und gleichzeitig den Militärdienst absolvierte, wurde dort mit offenen Armen empfangen. Der Verein existiert bis heute und bekommt Unterstützung vom Militär und aus den Ministerien, deswegen darf niemand ihn öffentlich kritisieren.

Am 8. April spielte der VfB Stuttgart in Dortmund gegen den BVB. Das weckte in mir ganz besondere Kindheitserinnerungen: Wir haben als Kinder oft auf der Straße Fußball gespielt. Trikots waren dabei sehr beliebt – die von europäischen Clubs heiß begehrt. Mein Nachbar, der in Dortmund studiert hatte, schenkte mir eines Tages ein BVB-Trikot und erzählte mir viel von dem Verein aus der Ferne. Ich wurde zum Fan und habe das Trikot wochenlang getragen.

Wenn es um die deutsche Bundesliga geht, schlägt mein Herz bis heute für den BVB. Das sollte ich hier in Stuttgart wahrscheinlich nicht zu laut sagen, denn eines habe ich bemerkt: Fußball hat auch hier in Deutschland viel mit Herkunft zu tun. Die meisten Fußball-Fans die ich kenne, feiern und leiden mit dem Club ihrer Jugend. Egal wo sie leben, der Heimatverein ist etwas ganz Besonderes.

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