Menschen in der Türkei protestieren gegen die Anschläge in Istanbul, bei denen 44 Menschen starben. Am Samstagmorgen hat es erneut Explosionen gegeben. Foto: EPA

Erneut hat es in der Türkei einen Anschlag gegeben. Bei der Explosion in Kayseri sollen laut eines Militärsprechers am Samstag mindestens 13 Soldaten getötet und weitere 48 Menschen verletzt worden sein.

Istanbul - Eine Woche nach dem bei zwei Bombenexplosionen in Istanbul 44 Menschen getötet worden sind, gab es erneut einen Anschlag in der Türkei. Bei einem Selbstmordanschlag in der zentraltürkischen Stadt Kayseri sind mindestens 13 Soldaten getötet worden. 56 weitere Menschen wurden nach Angaben der Behörden zum Teil schwer verletzt, als ein Selbstmordattentäter am Samstag eine Autobombe neben einem mit Soldaten besetzten Bus zündete. Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte dem türkischen Sender NTV, alle Anzeichen deuteten auf eine Urheberschaft der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hin. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Innenminister Süleyman Soylu sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, nach dem Anschlag seien sieben Verdächtige festgenommen worden, nach fünf weiteren werde gefahndet. Der Sender NTV berichtete, die Soldaten seien in ihrer Freizeit auf dem Weg zum Einkaufen gewesen, als es am Morgen zu dem Anschlag kam. Ähnliche Anschläge hatten in den vergangenen Monaten vor allem die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) verübt, eine Splittergruppe der PKK.

Erdogan verurteilte den Anschlag vom Samstag

Auch die Verantwortung für den Doppelanschlag in Istanbul mit mindestens 44 Toten - darunter 36 Polizisten - am Samstagabend vergangener Woche hatte die TAK übernommen. Danach hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan eine „nationale Mobilmachung“ verkündet und alle Bürger dazu aufgerufen, Verdächtige und potenzielle Unterstützer von Terroristen anzuzeigen.

Erdogan verurteilte den Anschlag vom Samstag und erklärte, das gesamte Land sei im Visier von Terrororganisationen. Die Anschläge gälten nicht nur Soldaten und Polizisten, „sondern allen unseren 79 Millionen Bürgern“. Terrorgruppen griffen die Türkei gemeinschaftlich an und würden „im Geiste der nationalen Mobilmachung“ bekämpft werden. Erdogan nahm ausdrücklich Bezug auf die „separatistische Terrororganisation“, womit er PKK umschreibt.

Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP verurteilte das Attentat auf das Schärfste. Nach dem Anschlag von Istanbul hatten die Behörden zahlreiche HDP-Funktionäre festgenommen. Zwölf HDP-Abgeordnete saßen bereits zuvor unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft. Nach dem Anschlag vom Samstag verhängten die Behörden eine Nachrichtensperre.

„Diese perfide Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen“

Die Bundesregierung verurteilte den jüngsten Anschlag. „Diese perfide Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen“, teilte das Auswärtige Amt mit. Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, rief zu einem sofortigen Ende der Terroranschläge auf. Die US-Botschaft teilte mit, nichs könne solche schrecklichen Taten rechtfertigen.

Die TAK verübt Anschläge in Metropolen wie Istanbul und Ankara. Die PKK bekennt sich in der Regel zu Angriffen im mehrheitlich kurdischen Südosten, in der der Kurden-Konflikt im vergangenen Jahr nach dem Zusammenbruch einer Waffenruhe wieder voll entflammt ist. Die türkische Regierung betrachtet die TAK als Teil der PKK und unterscheidet nicht zwischen den beiden Organisationen.

Der Anschlag in Kayseri ereignete sich am Samstag gegen 08.45 Uhr (Ortszeit/06.45 MEZ) in der Nähe der Erciyes-Universität. Kayseri liegt etwa 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Ankara.