Weil die Ausstellungsfläche durch eine zehnte Halle (rechts) wachsen soll, wird der Eingang West der Landesmesse verlegt – und bei dieser Gelegenheit auch stattlicher (links im Bild) Foto: wulf architekten

Im Herbst 2015 soll auf den Fildern mit dem Bau der Halle 10 und eines größeren West-Eingangs der Landesmesse begonnen werden. Die Kosten werden rund 67,5 Millionen Euro betragen.

Stuttgart - Die Pläne für die Erweiterung der Landesmesse Stuttgart auf eigenem Gelände sind an einem entscheidenden Punkt. Zwischen dem 23. Juni und dem 11. Juli sollen etliche Aufsichtsgremien die Grundsatzentscheidung treffen – bei der Projektgesellschaft Neue Messe, die als Grundstückseigentümerin Bauherrin sein will, bei der eigentlichen Messegesellschaft als Geldgeberin und bei ihren Gesellschaftern.

Am Mittwoch stellten die Messe-Macher die Pläne den Medien vor. Die Halle 10, mit der die oftmals ausgereizte Ausstellungsfläche um 14 600 auf rund 120 000 Quadratmeter anwachsen soll, wird nach fundierten Berechnungen 45,5 Millionen Euro kosten. Die Verlegung des Messe-Westeingangs und seine Erweiterung um 3000 Quadratmeter – davon 650 Quadratmeter Konferenzräume sowie zusätzliche Gastronomie – wird noch einmal 19 Millionen Euro verschlingen. Dazu kommen drei Millionen Euro, mit denen man die Flughafengesellschaft entschädigen muss. Die hat nämlich vor Jahren die 800 Stellplätze auf dem Parkplatz P 25 gebaut, die jetzt ersatzlos der Halle und einer neuen Messepiazza am Westeingang weichen. Das macht zusammen 67,5 Millionen Euro.

Eine Summe, wie Ulrich Kromer von Baerle am Mittwoch noch einmal erinnerte, die von der Landesmesse selbst bezahlt werden muss. Die Gesellschafter schießen dafür nichts zu. Für die Namensrechte gebe es aber einen Interessenten. Wie viel er sich von dem erhofft, hält der Sprecher der Geschäftsführung geheim. Die Erweiterung ist ihm aber den finanziellen Kraftakt wert. Für eine ganze Reihe von Messen habe man zusätzlichen Platzbedarf. 275 Belegungstage seien ein klarer Beleg dafür, wo die Landesmesse nach sieben erfolgreichen Betriebsjahren stehe. „Wir wollen vollziehen, was schon 1999 beim Architektenwettbewerb vorgesehen war und dann aus Kostengründen aufgeschoben wurde.“ Er hofft auf die Zustimmung der Aufsichtsgremien, die 2013 schon die Planungen genehmigten.

Nicht nur für Kromer, sondern auch für den Architekten Tobias Wulf und seine Kollegen schließt sich der Kreis: „Die Komposition wird vervollständigt, und wir werden das hohe architektonische und formale Niveau der bisherigen Messebauten halten.“ Durch die Verlegung des Westeingangs erweitere man den zentralen Messepark zwischen den beiden Hallenachsen um 55 Meter. Der Eingang West entstehe in aufgewerteter Form ähnlich einladend und hell wie der Eingang Ost. Dieser bleibe in der Hierarchie aber bestimmend. Die neue Halle wird eineinhalbmal so groß wie die Standardhalle und eine ähnliche Dachform aufweisen.

Für das geschwungene Dach über dem Mittelschiff der dreischiffigen Halle hat Wulfs Kollege Kai Bierich aber keine reine Metallkonstruktion mit Stahlbändern mehr geplant. Jetzt würden Holzleimbinder als Träger des Daches über einer größtenteils stützenfreien Halle eingesetzt, sagte Wulf. Das Holz werde im Innern, wo es viel Tageslicht geben soll, sichtbar sein. Teile des Daches sollen begrünt und mit Fotovoltaikzellen belegt werden. Vom Eingang West kommt man über eine Galerie in neue Seminarräume. Die dienen nach Kromers Auskunft Eigenveranstaltungen und sollen nicht mit Kongressflächen in Leinfelden-Echterdingen konkurrieren. Allenfalls werde man dadurch das Internationale Congress-Centrum (ICS) im Messekomplex besser vermarkten können, weil dort Flächen frei würden.

Die lange Bauvorbereitung und die Bauzeit von 27 Monaten wurden verteidigt: Man baue unter laufendem Messebetrieb, erinnerte Thomas Glawa von der Projektgesellschaft Neue Messe. Wulf sagte, zu schnelles Planen und Bauen könnten sich bei den Kosten rächen. So aber könne man auf die Qualität der Ausführung achten und aufpassen, dass das Projekt nicht im Desaster ende.

Vom Regierungspräsidium erwarten sich die Macher bis August 2015 grünes Licht. Mit Problemen rechnen sie nicht, weil laut Fachgutachten der Verkehr durch die Erweiterung nur um fünf Prozent zunehme und die Umwelt auch sonst nicht nennenswert beeinträchtigt werde. Zur Publikumsmesse CMT im Januar 2018 soll die Halle zur Verfügung stehen. Beeinträchtigungen der Nachbarn wolle man beim Bau auf ein Minimum begrenzen, sagte Kromer. Ebenso bei Publikumsmessen auf der erweiterten Fläche, bis die Stadtbahnen der Linie U 6 bei der Messe halten (vermutlich noch 2018) und bis 2022 der Flughafenbahnhof bei Stuttgart 21 fertig sei. Man denke daran, an Tagen mit starkem Besucheransturm Shuttlebusse ab Degerloch und Fasanenhof-Ost einzusetzen.

Die Bürger werden am 3. Juli, 19.30 Uhr, im ICS auf dem Messegelände informiert.