Der Konzern Bosch setzt künftig auf die Vernetzung von Gegenständen und will alle elektronischen Geräte internetfähig machen. Foto: dpa-Zentralbild

Bosch – das ist für viele vor allem ein Autozulieferer. Doch 40 Prozent des Umsatzes stammen aus anderen Bereichen. Künftig sollen Online-Technologien stark an Bedeutung gewinnen.

Bosch – das ist für viele vor allem ein Autozulieferer. Doch 40 Prozent des Umsatzes stammen aus anderen Bereichen. Künftig sollen Online-Technologien stark an Bedeutung gewinnen.

Stuttgart - Dass Unternehmen Gewinn und Umsatz steigern wollen, ist die Regel – doch Bosch-Chef Volkmar Denner hat dem Unternehmen außer Ertragskraft und Wachstum noch ein drittes Ziel verordnet: Agilität. Ausgerechnet ein Konzern, der 281.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, soll zu einem wendigen Schnellboot werden, das durch neue Kommunikationstechnologien nicht etwa überrollt wird, sondern die Entwicklung selbst mitbestimmt. Zwei Wachstumstreiber hat Bosch für sich ausgemacht: den Trend zur Energieeffizienz, an dem man schon lange arbeitet, indem man spritsparende Einspritztechnologien, Haushaltsgeräte, Windkraftanlagen oder Heizungen anbietet – und den Trend zur Vernetzung, den Denner gern auf die Formel vom „Internet der Dinge“ bringt.

Bosch will künftig alle elektronischen Geräte internetfähig machen, so dass sie mit anderen Geräten kommunizieren können. Schon jetzt bringt der Konzern technische Lösungen auf den Markt, die zeigen, wohin die Reise geht: So können Autos heute mit einer zigarettenschachtelgroßen schwarzen Box in die Lageversetzt werden, selbstständig mit einem Server zu kommunizieren und diesem im Sekundentakt den eigenen Standort mitzuteilen. Das kann sehr praktisch sein für Speditionen, aber auch für andere Unternehmen, deren Fuhrparkmanager wissen müssen, wo sich welches Fahrzeug gerade befindet. Nicht zuletzt lässt sich auch die Fahrweise überwachen. Beschleunigungs- und Bremsvorgänge lassen sich ebenso dokumentieren wie die „Seitwärtsbeschleunigung“ – also das Tempo, in dem der Fahrer Kurven nimmt. Auch die Heizung im Haus, die durchs iPhone ferngesteuert wird, so dass die Wohnung nach dem Wochenendausflug schön warm ist, ist keine Zukunftsmusik mehr.

Bosch sieht sich bei der Einführung neuer Technologien in einer besonders guten Ausgangsposition. Denn das Spektrum der Produkte des Konzerns ist breit, und egal ob es um Autos, Heizungen, Haushaltsgeräte oder Industrieanlagen geht – überall gibt es den Trend zur Vernetzung der Geräte, so dass Bosch eine besonders breite Basis hat, um die Forschungsaufwendungen für diese Technologien einzuspielen.

Vernetzte Systeme werden bezahlbar sein

Im Jahr 2015, so die Prognose von Bosch-Chef Volkmar Denner, werden 75 Prozent der Weltbevölkerung online vernetzt sein – und mehr als sechs Milliarden Geräte sollen übers Internet kommunizieren können. 2020 sollen es sogar 50 Milliarden Geräte sein. Bestärkt sieht sich Denner in seiner Einschätzung, dass die Vernetzung stürmisch voranschreiten wird, durch Gesetzmäßigkeiten wie das Mooresche Gesetz, wonach sich die Leistung von Chips und Sensoren regelmäßig verdoppelt. Das Nielsen-Gesetz wiederum besagt, dass sich auch die Übertragungskapazität der Internet-Infrastruktur regelmäßig verdoppelt. Wenn sowohl Rechenleistung als auch die Möglichkeit der Datenübertragung rasant steigen, werden die vernetzten Systeme bezahlbar sein, ist Denner überzeugt.

Um die Entwicklung voranzubringen, schafft Denner neue Strukturen. So hat Bosch in Ludwigsburg ein Unternehmen namens Start-up gegründet, das als „Inkubator für neue Geschäftsideen und -modelle“ dienen soll. Bosch will Ideen aus neuen Technologien in die traditionellen Geschäftsbereiche einbringen, die sich ihrerseits als gleichwertig betrachten sollen. Denner will eine „Fehlerkultur“ etablieren. Es müsse auch möglich sein, Fehler zu machen – zugleich sei es aber wichtig, Risiken zu begrenzen und Fehler schnell abzustellen.

Doch was bedeutet es für ein Unternehmen wie Bosch, wenn neue Kommunikationstechnologien durch Datenskandale immer mehr in Verruf geraten? Denner sieht darin sogar eine Chance: Einer Marke wie Bosch traue der Kunde am ehesten zu, verantwortungsvoll mit Daten umzugehen.