Die Jury bewertet neben den Neuerscheinungen im Bereich Jugendromane auch Comics und Computerspiele. Foto: Sebastian Ostendorf

Die Stadtbibliothek lädt Jugendliche ein, sich ein halbes Jahr kritisch mit Medien auseinanderzusetzen. Die Jurygruppen für Konsolen und Jugendromane waren im Gegensatz zum Bereich für Comics schnell voll.

S-Mitte - Die Bücher und Videospiele stapeln sich im Regal. Auch die Spielekonsole ist bereits auf dem Schreibtisch ausgepackt. „Die Phase, die Verlage, um kostenlose Exemplare zu bitten, ist schon abgeschlossen“, sagt Tobias Frey, der Bereichsleiter Junge Bibliothek der Stadtbibliothek Stuttgart. Momentan ist er in den letzten Zügen, die Teilnehmerlisten organisieren. „Die Jurygruppen für Konsolen und Jugendromane war schnell voll. Nur der Bereich für die Comics ist mit fünf Juroren unterbesetzt“, sagt der Leiter. Frey ist aber zuversichtlich, dass er und sein Team es schaffen werden, bis Montag alle Jugendlichen auf die Gruppen aufzuteilen. An Bewerbern hat es nicht gemangelt. „Die Stimmen, die behaupten, die Jugend hinge nur vor dem Smartphone, kann ich nicht bestätigen“, sagt Frey.

Organisation und Dauer der Veranstaltung sind hoch

Die Junge Medienjury findet das zweite Mal in Stuttgart statt. Die Aktion richtet sich an Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren. Dabei werden in den Kategorien Jugendromane, Comics, Mangas und Computerspiele 10 bis 15 Neuerscheinungen besprochen. Die Jurymitglieder bewerten sie anschließend und lassen sie in einer Rangliste gegeneinander antreten. „Hoch im Kurs stehen bei den Romanen John Greens ‚Das Schicksal ist ein mieser Verräter’. Die Zocker werden wahrscheinlich das Fußballspiel Pro Evolution Soccer 2014 wählen“, sagt Frey. Das Projekt, das vom Freundeskreis der Stadtbibliothek und verschiedenen Verlagen unterstützt wird, möchte den kritischen Medienkonsum von Jugendlichen fördern. „Wir sind an ihrer Meinung interessiert“, so Frey.

Die Aktion Junge Medienjury feiert ihre Start und den ersten Jurytreff am heutigen Montag in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz. Bei der Abschlussveranstaltung am 17. Juli zeigen die Jurymitglieder, welche Medien aus welchem Grund auf ihrer Bestenliste gelandet sind. Der Organisationsaufwand und die Dauer der Veranstaltung sind hoch. „Wir wissen deshalb nicht, ob wir die Veranstaltung jedes Jahr stemmen können“, sagt Frey.

Regelmäßige Jurytreffen

Die Jurys treffen sich regelmäßig, um Neuerscheinungen zu diskutieren. Auf dem Programm steht darüber hinaus der Besuch bei verschiedenen Verlagen, Messen und von Literaturverfilmungen im Kino. Jede Jury besteht aus 15 Jugendlichen, die am Ende einen Siegertitel auswählen. Die Gruppe für Jugendromane hat einiges zu bewältigen. In Dreiergruppen lesen die Jugendlichen drei bis vier Titel in sechs Monaten. „Der Durchschnittsbürger liest bis zu sieben Titel im Jahr“, sagt Frey. Der Zuspruch spricht nach der Meinung Freys eine eindeutige Sprache: „Wir haben den Eindruck, dass die Jugendliche selbst gewählte Titel lieber lesen als jene aus den Lehrplänen an den Schulen“, so Frey.

Die Junge Medienjury möchte es Jugendlichen nicht nur ermöglichen, eine breite Auswahl an Medien zu bewerten, sondern will auch die einzelnen Stadtteile in das Projekt mit einbinden. Die Jurygruppen treffen sich regelmäßig in den Bibliotheken in der Stadtmitte, Zuffenhausen und im Osten. „Wir haben dieses Konzept bereits vor einem Jahr verfolgt. Die Zweigstellen waren von dem Erfolg so begeistert, dass sie sich dieses Jahr wieder zur Mitorganisation bereit erklärten“, sagt Frey.