Der Film „Borga“ wurde beim Filmfestival Max Ophüls Preis gleich vierfach ausgezeichnet. Foto: dpa/Tobias von dem Borne

Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist der wichtigste Treff für den deutschen Filmnachwuchs. Nun war das Festival wie so vieles andere nur digital zu erleben – und der große Sieger überraschte mit seiner konsequent schwarzen Perspektive.

Saarbrücken - Mit einem emotionalen Appell haben die Macher des Spielfilms „Borga“ (Ghana/D 2021) auf die vierfache Auszeichnung beim diesjährigen Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken reagiert. Der Film von York-Fabian Raabe erhielt am Samstag sowohl den mit 36 000 Euro dotierten Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm als auch den Publikumspreis Spielfilm und den Preis der ökumenischen Jury. Darüber hinaus wurde Hauptdarsteller Eugene Boateng der Preis für den gesellschaftlich relevanten Film verliehen.

 

Das Festival gilt als wichtigstes Festival für den jungen deutschsprachigen Film. Wegen der Corona-Pandemie fand die 42. Ausgabe zum ersten Mal komplett als Online-Edition statt.

Mutig sein und Freude haben

Regisseur, Autor und Schauspieler von „Borga“ waren sichtlich gerührt über die Preise und appellierten in der Liveschaltung, an Träume zu glauben, mutig zu sein und Freude zu haben. „Wenn wir mit dieser positiven Einstellung auf Leute zugehen und gemeinsam etwas machen, bewegt sich ganz viel“, sagte York-Fabian Raabe.

„Dieser Film ist so wichtig“, sagte Eugene Boateng. Dass er aus der Perspektive des Afrikaners, des dunkelhäutigen Menschen erzählt werde, sei „eine Veränderung“. „Es ist ein wichtiger Meilenstein, ein sehr wichtiger Schritt für unsere Gesellschaft. Für Ghana genauso wie für Deutschland.“

Schwarze Perspektive

„Borga“ erzählt von Ghanaern, die es im Ausland zu Wohlstand bringen wollen. Auch Kojo, der mit seinem Bruder auf einer Müllhalde für Elektroschrott aufwächst, möchte solch ein „Borga“ werden. „In einer epischen Erzählweise, ohne Angst vor Schönheit und mit Empathie für sämtliche Figuren, spricht der Film eine ganz besondere Einladung aus: mit Hilfe eines unerhörten Narrativs - einer konsequent Schwarzen Perspektive im deutschen Kino - nach Antworten zu suchen“, lobte die Jury.

Sichtlich bewegt und nach eigener Aussage „total überwältigt“ waren auch die zweiten Hauptpreisträger des Abends: Regisseur Arman T. Riahi und sein Bruder, Produzent Arash T. Riahi, von „Fuchs im Bau“ (Österreich 2020). Ihr Film, der die Arbeit eines Lehrers in einer Wiener Gefängnisschule schildert, erhielt den Preis für die beste Regie, den Fritz-Raff-Drehbuchpreis und den Preis der Jugendjury.

Mama war eher für Falafel

Dass Mütter nicht immer Recht haben, hatte zuvor Murad Abu Eisheh, Autor und Regisseur von „Tala’vision“ (D/Jordanien 2020), deutlich gemacht, der sowohl den Preis für den besten mittellangen Film als auch den Publikumspreis in dieser Kategorie erhielt. „Ich werde den Rat meiner Mutter ignorieren“, gab er lächelnd zu. Sie habe erst neulich zu ihm gesagt, dass seine Filmkarriere schon zu lange auf sich warten lasse und ihm daher empfohlen, lieber einen Falafel-Laden zu eröffnen. Sein 27 Minuten langes Werk erzählt vom Leben der achtjährigen Tala in einer von Krieg zerrütteten Welt - und welche Bedeutung darin ein Fernseher für sie hat.

Bester Dokumentarfilm wurde „Stollen“ (D 2020) von Laura Reichwald, ein Psychogramm über ein Dorf im Erzgebirge, das um seine Identität ringt.

Absolute Hingabe

Insgesamt wurden bei der 42. Ausgabe des MOP 98 Filme gezeigt, davon starteten 50 in den vier Wettbewerben Spielfilm, Dokumentarfilm, mittellanger Film und Kurzfilm. Für sie wurden 16 Preise in einer Gesamthöhe von 118 500 Euro verliehen. Die Abschlussveranstaltung wurde kostenlos auf der Streaming-Plattform und dem Youtube-Kanal des MOP übertragen.

Der künstlerische Leiter Oliver Baumgarten räumte rückblickend ein, dass es bei diesem ersten Online-Festival sicherlich auch einige technische Schwierigkeiten gegeben habe, für die man Entschuldigung sagen müsse. Aber „wirklich sehr sehr viele Dinge haben wirklich super funktioniert“, bilanzierte er. Er und Festivalleiterin Svenja Böttger seien „extrem dankbar“ dafür, dass sich ihr Team „mit absoluter persönlicher Hingabe“ in das Abenteuer Online-Edition gestürzt habe.