Seit Juli müssen Lastwagenfahrer auch auf der B 10 Gebühren zahlen. Den blauen Mautkontrollsäulen sind Autofahrer also egal – anders als den Radarfallen. Foto: factum/Granville, dpa

Sie sehen aus wie die modernen Radarfallen, doch sie prüfen ausschließlich, ob Lastwagenfahrer die Maut bezahlt haben: die neuen Kontrollanlagen an den Bundesstraßen. Im Landkreis Ludwigsburg steht derzeit nur eine dieser Säulen.

Landkreis Ludwigsburg - Vier Meter hoch ragen sie am Fahrbahnrand in die Höhe, kräftig blau sind sie lackiert, mit einem grünen Streifen – und sie lösen immer wieder Verwirrung aus: Gemeint sind die sogenannten Mautkontrollsäulen, die manch ein Autofahrer fälschlicherweise für einen Blitzer hält und dann erschrocken bremst.

Dabei kontrollieren die schlanken Säulen, die modernen Blitzeranlagen ähneln, weder Geschwindigkeiten noch sind sie an Autofahrern interessiert: Die Anlagen sind zur Mautkontrolle für Lastwagen. Denn seit diesem Juli gilt die Lkw-Maut auch auf allen deutschen Bundesstraßen, nicht mehr nur auf Autobahnen und stark befahrenen Bundesstraßen. Das hat die Bundesregierung bereits im Mai 2016 beschlossen. Ein Verstoß gegen die Mautpflicht kostet die Fahrer ein Bußgeld von bis zu 240 Euro, das Unternehmen bis zu 480 Euro.

Gesetz verbietet Einsatz als Radarfalle

Bundesweit stehen inzwischen 600 dieser Maut-Türme an den Bundesstraßen. Sie werden aufgestellt von dem Berliner Unternehmen Toll Collect, das dies im Auftrag des Bundesamts für Güterverkehr tut, kurz BAG. Laut der Toll-Collect-Sprecherin Antje Schätzel gibt es im Landkreis Ludwigsburg derzeit nur eine Mautkontrollsäule – und zwar an der B 10 bei Korntal-Münchingen nahe den Autobahnauf- und abfahrten. Ein zweites Kontrollgerät ist am Rande des Strohgäus angebracht: an der B 295 bei Stuttgart-Weilimdorf, nahe Ditzingen. Landesweit sind 55 neue Standorte für die Kontrollsäulen auserkoren worden.

Toll Collect betont, dass die blauen Säulen ausschließlich kontrollieren, ob ein Fahrzeug die Maut bezahlt hat. „Es sind keine Blitzer“, sagt die Sprecherin Antje Schätzel. Die Anlagen dürften laut Bundesfernstraßenmautgesetzesetz auch gar nicht zur Geschwindigkeitskontrolle genutzt werden. Antje Schätzel weist zudem darauf hin, dass die Mautsäulen doppelt so hoch seien wie die silber-schwarzen Blitzersäulen.

Trotzdem leuchten kurz vor den blauen Türmen regelmäßig die Bremslichter von Autos und Lastwagen auf. Unfälle hat die Ludwigsburger Polizei laut deren Sprecher Peter Widenhorn bisher aber keine registriert, etwa weil ein Autofahrer vor Schreck aufs Bremspedal getreten hat und der Hintermann auf das Heck seines Wagens geprallt ist.

Alles korrekt? Dann werden die Bilder sofort gelöscht

Die Mautsäulen funktionieren ähnlich wie die Kon-trollbrücken auf den Autobahnen: Sie machen vom vorbeifahrenden, mautpflichtigen Fahrzeug drei Bilder – jeweils eines von der Seite, vom Kennzeichen und vom Fahrzeug als Ganzes. Ein Gerät im Fahrzeuginneren verbindet sich dann mit der Säule und sendet ihr die entsprechenden Daten zum Abgleich. Für die Richtigkeit der Daten sind Transportunternehmen und Fahrer verantwortlich. Sind die Daten korrekt und wurde die Maut ordnungsgemäß abgeführt, werden die Bilder gelöscht.

Toll Collect erhebt für das BAG mit Sitz in Köln seit 13 Jahren die Lkw-Maut. Diese wurde 2005 in Deutschland eingeführt. Betroffen sind Fahrzeuge und Fahrzeuggespanne, die siebeneinhalb Tonnen und mehr wiegen. Busse sind ausgenommen. Die Mautgebühren sollen zusätzlich Einnahmen von bis zu zwei Milliarden Euro im Jahr bringen. Das mautpflichtige Straßennetz in Deutschland umfasst 52 000 Kilometer Bundesstraßen und Autobahnen. Dort stehen rund 300 Kontrollbrücken.

Und die Pkw-Maut? Sie kommt, bloß wann, ist unklar. Laut Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) soll sie noch in dieser Wahlperiode eingeführt werden – also bis spätestens 2021. Inländische Autofahrer sollen künftig für Mautzahlungen durch eine geringere Kfz-Steuer komplett wieder entlastet werden. Fahrer aus dem Ausland sollen nur für Autobahnen zahlen.