Am Klinikum in Winnenden soll eine Abteilung für Maßregelvollzug entstehen. Das sorgt für Diskussionen. Foto: Gottfried Stoppel

Was bedeutet es, im Maßregelvollzug therapiert zu werden? Ein 45-jähriger Patient aus dem Zentrum für Psychiatrie Weinsberg berichtet von seinen Erfahrungen – und was ihm nach der Flucht von vier Mitbewohnern im September 2021 durch den Kopf gegangen ist.

Es wäre so einfach gewesen. Er hätte nur durch das offene Fenster klettern und sich abseilen müssen. Dann wäre er frei gewesen. Vier seiner Mitbewohner haben an jenem Dienstag, 22. September, diesen Weg gewählt. Sie haben mit einem Metalltisch die Panzerglasplatte aus einem Flurfenster gedrückt und sich mit Hilfe von drei aneinander geknoteten Bettüchern in die Freiheit abgeseilt. Ein weiterer Mitbewohner floh Tage später als Trittbrettfahrer. Thommy Müller entschied sich dagegen. „Alle reden nur von den Kollegen, die ausgerissen sind, aber keiner sieht uns – die zwanzig anderen, die geblieben sind“, sagt der 45-Jährige, der in Wirklichkeit anders heißt.