Pressekonferenz mit Abstand: Bürgermeister Gerd Hieber (Zweiter von rechts) informiert beim Sulzer Wochenmarkt über die Maskenpflicht. Foto: Stadt Sulz am Neckar

Als erste Stadt in Baden-Württemberg verpflichtet Sulz am Neckar seine Bürger dazu, Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. Zuvor war die Infiziertenzahl stark angestiegen.

Sulz - Als erste Stadt in Baden-Württemberg hat Sulz a. N.ckar (Kreis Rottweil) eine Maskenpflicht eingeführt. Sie gelte auf allen öffentlichen Straßen und Plätzen, beim Einkaufen, im Bus und auch am Arbeitsplatz, sofern dort der vorgeschriebene Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht sicher eingehalten werden könne, sagte der Sprecher der Stadt, Frank Börnard. Zuvor hatten bereits Jena in Thüringen und Hanau in Hessen das Tragen von Masken für verbindlich erklärt. In der kommenden Woche will auch die Stadt Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) nach eigenen Angaben eine Maskenpflicht einführen. Landes- und bundesweit werden Masken bisher lediglich empfohlen.

Die Maske als wichtiges Symbol

Eine Maske biete zwar für den Träger keinen nachgewiesenen Schutz, könne nach Ansicht der Wissenschaft aber das Ansteckungsrisiko für andere deutlich verringern, sagte Börnard. Zudem erwarte man einen wichtigen symbolischen Effekt. Die Maske im Straßenbild zeige an, dass es ein Problem, eine weltweite Pandemie gebe. Den Menschen falle es mit Maske leichter, ihr Verhalten zu ändern und deutlicher Abstand zu halten. „Wir haben das selbst ausprobiert“, sagte Börnard.

Der Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber veröffentlichte im Amtsblatt eine Allgemeinverfügung zu dem Thema. Zudem wurden in der Stadt 300 Plakate aufgehängt. In den vergangenen Tagen war die Zahl der Infizierten nach oben geschnellt. Unter anderem waren alle 18 Bewohner und viele Mitarbeiter eines Pflegeheims positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch mehrere Betriebe seien betroffen. Die Zahl der Infizierten in der 12 500-Einwohner-Stadt stieg bis zum Freitag auf 128. Umgerechnet auf 100 000 Einwohner liegt dieser Wert viermal höher als der Landesschnitt. Vor diesem Hintergrund habe man darüber beraten, welchen Beitrag die Stadt selbst leisten könne, um die Sicherheit zu erhöhen, sagte Bürgermeister Hieber. Der Kreis Rottweil war zeitweise der Landkreis mit der geringsten Dichte an Infizierten im Land gewesen.

Mehrere Hersteller liefern

Die Versorgung mit so genannten Community-Masken und einfachen Stoffmasken sei in Sulz gesichert, sagte Hieber weiter. Mehrere lokale Hersteller hätten sie mittlerweile im Angebot. So hat sich das Netzwerk Streuobst und nachhaltiges Sulz mit Stoff eingedeckt. In der Nähwerkstatt für Geflüchtete sollen unter der Regie eines anerkannten Asylbewerbers und gelernten Schneiders in den nächsten Tagen rund 2000 Masken produziert werden, sagte Barbara Hägele vom Netzwerk. Ein Teil werde karitativen Einrichtungen weiter gegeben. Die übrigen sollen zum Preis von sechs Euro verkauft werden. Allerdings sind laut der Verordnung auch Schals und Tücher als Mund-Nase-Schutz ausreichend. Strafen werde es zunächst keine geben. „Ich glaube und bin davon überzeugt, dass man das Thema Maskentragen nicht mit Bußgeldern durchsetzen kann“, sagte Hieber. Er bevorzuge „Akzeptanz, Einsicht und Mitmachen.“

Im Edeka-Markt am Bahnhof funktionierte die Maskenpflicht am Freitag schon gut. „95 Prozent der Kunden kommen mit Mundschutz“, erzählte der Eigentümer Gerald Fauser. Den übrigen werde am Eingang gegen eine Spende von einem Euro für ein örtliches Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf eine Einwegmaske angeboten. Auch alle Mitarbeiter trügen seit Freitag den Mund-Nase-Schutz. Eine eigenartige Stimmung habe sich dadurch nicht ausgebreitet. Die Gewöhnung an die neue Normalität gehe schnell. „Alle sind genauso freundlich wie vorher“, so Fauser.

Grundsätzlich unterstütze er die Entscheidung der Stadt. Allerdings sei es schade, dass die Vorschrift vorerst nur in Sulz gelte. „Das verunsichert die Kunden und suggeriert, dass das Einkaufen in unserer Stadt gefährlicher ist als anderswo.“ Dabei sei es durch den Maskenerlass ja eigentlich noch sicherer geworden.