Sie haben nicht viel Zeit, um sich zu vermehren: Nur in diesen Wochen sind die Junikäfer aktiv bei der Paarung – Ende Schule ist Schluss. Foto: picture alliance / dpa/Stefan Thomas

Die kleinen Verwandten des Maikäfers schwirren gerade massenweise in der Abenddämmerung herum und erschrecken schwache Gemüter mit ihrem Brummen.

Zu Tausenden und Abertausenden tauchen sie wie aus dem Nichts in der Abenddämmerung auf, wenn die Sonne im Westen hinter dem Horizont verschwindet. Summend und gefährlich brummend schwirren und torkeln sie wie orientierungslos in Wiesen, Gärten und am Waldesrand durch die Luft – es sind Junikäfer. Denn es ist gerade Junikäferzeit. Sie haben gerade ihren zwei- bis dreijährigen Zyklus als Engerling im Boden hinter sich, und nun sind die kleinen Verwandten des Maikäfers auf Partnersuche.

In diesem Jahr schienen besonders viele Käfer unterwegs zu sein, und wenn der sogenannte Gerippte Brachkäfer dann wie torkelnd durch die Luft fliegt, was ihm auch den Namen Torkelkäfer eingebracht hat, dann kann es schon vorkommen, dass er mit einem zweibeinigen Zeitgenossen kollidiert. Denn beim Flug orientiert er sich vor allem am Horizont. Er sucht einen Baum, von dem er Blätter fressen möchte. Dabei verwechselt er auch aufrecht laufende Menschen mit Bäumen; was ja bei manchem Zweibeiner durchaus vorkommen kann. Kommt er dann laut brummend an, erschrecken schwache Gemüter. Dafür gibt es allerdings gar keinen Grund.

„Die jährlichen Schwankungen bei Junikäfer sind normal und früher haben die Menschen sich nichts dabei gedacht, wenn am Abend taumelnde Käfer gegen sie gestoßen sind, weil sie Probleme mit der Orientierung haben,“ sagt Michael Kast, der Sprecher der Umweltgruppe des Eltinger Bürgervereins, die Schlammbrüder. Zumal diese Käfer weder giftig sind, noch stechen oder sonst wie gefährlich seien. „Aber heute ist bei der steigenden Entfremdung von der Natur schon so was einen Grund für Kommentare in Internetforen“, sagt Kast.

Seine ungewöhnliche Art zu fliegen und sein Verhalten sind die Folgen seines Körperbaus und seiner Lebensweise. Der höchsten zwei Zentimeter lange Käfer ist fast rund und richtig dick – auch sein Bauch ist dick. Er hat überall Haare und Fühler wie kleine Fächer. Wenn er fliegt, breitet seine relativ kleinen Flügel aus und beginnt erstmal zu brummen, bevor er überhaupt startet.

Der Junikäfer muss kein guter Flieger sein, denn er muss kaum Feinden – bis auf einen – entkommen. Er Junikäfer fliegt nachts, wenn Vögel oder andere Fressfeinde schlafen. Zudem gibt es von Natur aus so viele Junikäfer, dass die Art nicht gefährdet ist, wenn der eine oder andere aufgefressen wird. Auch um an Nahrung zu gelangen, müssen die Käfer nicht besonders gut fliegen können.

Nur die Männchen torkeln, die Weibchen warten auf Ästen

Es sind überwiegend die Männchen, die ab Sommerbeginn in den lauen Juniabenden durch die Lüfte torkeln. Die Weibchen sitzen brav auf den Zweigen und verströmen ihren Duft, um die Männchen anzulocken. Tagsüber verstecken sich Junikäfer meist in Hecken, Sträuchern, Gebüschen und Bäumen. Zu einer Käferplage werden sie nicht. denn ein nächtlicher Räuber schätzt sie immerhin aber als willkommene Mahlzeit in lauen Stunden: die Fledermaus.

Clever eingerichtet von der Natur

Geflogen wird bei Junikäfers mehrere Wochen im Jahr, mit dem Ziel, sich zu paaren und danach gut 30 Eier in den Boden zu legen. Daraus entwickeln sich dann die Engerlinge, jene weißen, dicken Larven. Die Junikäfer leben, wie erwähnt, im Dreijahres-Rhythmus. Auch das ist eine gut funktionierende Überlebensstrategie. Zwei Jahre unter der Erde und dann ein paar Wochen, zur Paarungszeit, über der Erde. Nach zwei Jahren sind die Larven im Boden richtig dick geworden, bis zu drei Zentimeter lang. Dann verpuppen sie sich und nach einigen Wochen schlüpft der fertige Junikäfer bei warmer und trockner Witterung aus der Puppe.

Ende Juli ist Schluss mit lustig

Der Käfer selbst frisst wenig, und zwar Blätter und Blüten von Bäumen und Gehölzen. Die Larven im Boden dagegen haben es auf die Wurzeln von Pflanzen abgesehen. Besonders wählerisch sind sie nicht und können dabei an Rasenflächen oder in Gärten auch Schaden anrichten. In den kommenden Wochen werden die Käfer aber immer weniger, denn nach dem erfolgreichen Hochzeitsflug stirbt das Männchen nach der Befruchtung, das Weibchen nach der Ei-Ablage. Spätestens Ende Juli sind die Junikäfer verschwunden – tschüss, bis in drei Jahren.