In der „Unlimited“-Sektion der Art Basel unter anderem zu sehen: „Bearla Fene“ (2023) des US-Konzeptkünstlers Alex Da Corte Foto: AFP/Fabrice Coffrini

Die Art Basel war immer schon ein Schauplatz der Reichen. In diesem Jahr könnte die weltberühmte Kunstmesse aber alle Rekorde brechen.

Manchmal genügt eine einzige Frage, um Menschen stolz und glücklich zu machen. Ein kurzes „Wie läuft’s?“ – und schon glänzen die Augen selig. Ob man bei den Galeristen aus New York anfragt, aus Berlin oder London, die Stimmung ist in diesen Tagen hervorragend. „Super“, sagen die einen, „wir sind sehr, sehr zufrieden“ die anderen. Dabei hat die Art Basel doch gerade erst ihre Türen fürs breite Publikum geöffnet. Die wichtigsten Umsätze macht man aber während der mehrtägigen Vorbesichtigung für VIPs. Bei der Art Basel gilt als very important, wer very rich ist und Lust hat, etwas von seinem vielen Geld loszuwerden.

Die Händler umgarnen die reiche Kundschaft

Deshalb beenden die meisten Händler das Gespräch mit der Presse nach einem knappen „super“ auch schon wieder, um erneut irgendwelche potenziellen Kunden allerherzlichst begrüßen, damit die Umsätze noch besser werden mögen, als sie es ohnehin schon sind.

Es gibt sympathischere Kunstmessen als die Art Basel, die noch bis zum Sonntag das kleine Städtchen kräftig auf Trab hält. Aber wer braucht schon Sympathiepunkte, wenn er mit Superlativen protzen kann: bedeutendste Kunstmesse der Welt, wohlhabende Kundschaft und nur die allerbeste Kunst. So sagt man zumindest.

Lieber ein Bild Neo Rauch oder eine Zeichnung von Cy Twombly?

Trotzdem hat das Gemälde von Neo Rauch noch keinen roten Punkt. Es gab Zeiten, da stürmten Sammler bereits zur Hallenöffnung los, um eines der begehrten Gemälde des Ostdeutschen erhaschen zu können. In den vergangenen Jahren hat sich Neo Rauchs Malerei allerdings nicht ernsthaft weiterentwickelt, sodass sich die Sammler wohl gut zu überlegen scheinen, ob sie für „Der Anstoß“ 1,2 Millionen Doller bei Zwirner hinblättern sollen. Für diese Summe könnte man schließlich auch eine Zeichnung von Cy Twombly erwerben. Der US-amerikanische Künstler machte Graffiti und Geschreibsel von Toilettentüren oder Biertischen salonfähig. In Basel ist der Sammlerliebling mit fünf Reihen meditativer Bleistiftschwünge vertreten.

Die Kunst ist keine sichere Bank

Selbst wenn Händler gern anderes behaupten: Investitionen in Kunstwerke sind riskant und nur in Ausnahmefällen eine sichere Anlage. Trotzdem sind die Kunstverkäufe weltweit im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 67,8 Milliarden Dollar angestiegen, womit man bereits deutlich über dem Niveau von 2019 liegt.

So kann auch der neue Art-Chef Noah Horowitz zuversichtlich sein, dass die Art Basel ein Erfolg wird, selbst wenn hier siebenstellige Preise eher die Regel als die Ausnahme sind. Das scheint die Kundschaft, die nun aus Asien, den USA und Europa angereist ist, nicht abzuhalten – die Messe ist rappelvoll, fast zu voll.

Die Galeristen müssen sich immer wieder bewerben

Vermutlich werden sich nicht alle Werke, die nun die Besitzer wechseln, dauerhaft im Kanon halten. Aber das Gros dieser vielen tausend Werke ist durchaus qualitätsvoll. Das liegt auch daran, dass die Bewerber ein hartes Aufnahmeverfahren durchlaufen müssen. Thomas Riegger stellt seit mehreren Jahren in Basel aus, doch das sei „kein Dauerfahrschein“, wie er sagt. Riegger gründete 1997 mit Jochen Meyer eine junge, frische Galerie in Karlsruhe. Heute gehört Meyer Riegger zu den wenigen deutschen Galerien, die zur Art Basel zugelassen werden.

Internationale Kunstgroßhändler

Es waren ein paar passionierte Galeristen, die 1970 die Basler Kunstmesse ins Leben riefen. Heute sind es oft international agierende Unternehmen, die hier ihre Geschäft machen – wie Zwirner oder auch Hauser & Wirth. Die Galerie mit Standorten in Zürich, London und New York hat im vergangenen Jahr in Basel eine der legendären Spinnenskulpturen von Louise Bourgeois verkauft – für irrwitzige vierzig Millionen Dollar. Natürlich haben sie auch diesmal wieder eine Spinne mitgebracht, wenn auch eine kleinere.

Alles, was Rang und Namen hat

Gerhard Richter und Sigmar Polke, Katharina Grosse und Jenny Holzer, Anne Imhof und Andreas Gursky, von allen, die derzeit von Rang und Namen sind, findet sich eine Arbeit irgendwo auf dieser rappelvollen Kunstmesse. Selten wurde allerdings die Kluft zwischen Markt und aktuellem Kunstdiskurs so deutlich, wie bei der diesjährigen Art Basel. Die Kassenschlager der Messe sind meilenweit entfernt von den sozialen oder ökologischen Projekten der Documenta fifteen samt ihrer Debatten um koloniales Erbe und Antisemitismus.

Alle Türen der Filmgeschichte vereint

Immerhin, drei der 285 Galerien kommen aus Afrika. Und auch auf der Art Unlimited, diesem Schauplatz der Superlative, sind einzelne afrikanische Positionen vertreten. In der großen Halle wurden wieder allerhand ausladende Großinstallationen und Videoarbeiten der vergangenen Jahrzehnte versammelt – etwa die Nachbildung eines Matratzendiscounters von Guillaume Bill. Oder der grandiose Film von Christian Marclay, der zahllose Filmszenen rund um Türen köstlich zu einem irrwitzigen Szenario zusammen geschnitten hat.

Basel im Kunstrausch

Fest
Die Art Basel ist bis Sonntag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Am Samstag findet von 19 bis 23 Uhr ein großes Festival statt mit Performances und Gastronomie rund um den Münsterplatz.

Preise
Der Eintritt zur Messe kostet 67 Franken pro Tag, wobei immerhin die Nutzung des ÖPNV inklusive ist. Einheimische bekommen Sonderpreise. adr