Ein Werkstück wird gereinigt – mit Technik von Ecoclean Foto: Dürr

Der Anlagenbauer Dürr sucht einen Partner oder Käufer für die Reinigungssparte Ecoclean, die weltweit 825 Mitarbeiter beschäftigt – davon etwa 200 in Filderstadt.

Bietigheim-Bissingen - Der Dürr-Konzern, der die Reinigungssparte Ecoclean saniert und wieder in die schwarzen Zahlen gebracht hat, will weitere notwendige Investitionen nicht mehr alleine stemmen. Deshalb gibt es mehrere Optionen. „Als Zielsetzung wird eine strategische Partnerschaft angestrebt, aber auch eine Minderheitsposition seitens Dürr bis hin zu einem Verkauf der Aktivitäten ist möglich“, teilte Dürr am Dienstag mit. Die Tochter Ecoclean beschäftigt weltweit 825 Mitarbeiter, davon fast die Hälfte in Deutschland. In Filderstadt und Monschau bei Aachen sind es jeweils etwa 200 Beschäftigte.

Dürr Ecoclean stellt industrielle Reinigungsmaschinen her und ist mit rund 40 Prozent Weltmarktführer. Zwei Drittel des Umsatzes entfallen auf das Geschäft mit Autoherstellern und Zulieferern, der Rest auf die feinmechanische Industrie sowie Optik und Medizintechnik. Ein Beispiel aus der Zulieferindustrie: Wenn an Motorblöcken gefräst oder gebohrt wird, müssen die wieder gereinigt werden. Anderes Beispiel: Einspritzdüsen. Schon kleinste Verunreinigungen können zu Qualitätsproblemen führen. Etliche Zulieferer aus der Region zählen daher auch zu den Ecoclean-Kunden, ebenso die Autohersteller, weil die Dürr-Tochter entsprechende Reinigungsmaschinen herstellt. Im vergangenen Jahr kam Ecoclean auf einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro und konnte sein Ergebnis verbessern.

Nach Verlustjahren 2012 und 2013 schrieb die Sparte 2014 erstmals wieder schwarze Zahlen. 2015 lag die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei sechs Prozent. Das ist noch unter der von Dürr – wie im Maschinenbau üblich – angestrebten Marge von acht bis zehn Prozent und auch unter der Gewinnmarge des gesamten Dürr-Konzerns von 7,1 Prozent. Um die zu erreichen, seien weitere Investitionen nötig. Auch weil die industrielle Reinigung nicht Kerngeschäft von Dürr sei, suche man einen strategischen Partner. Ecoclean habe Potenzial, sei neu organisiert und strukturiert worden und habe auch ein neues attraktives Produktprogramm, sagte der Dürr-Sprecher.

Dürr bietet als nahezu einziger Hersteller – Nummer 2 ist Valiant aus Aachen – Reinigungs- und Oberflächenbearbeitungstechnik weltweit an und sieht dafür gute Wachstumsperspektiven, vor allem in Asien und Nordamerika. Der Wettbewerbsdruck ist hart. Der Markt wachse, sei aber wegen einer Vielzahl kleiner lokaler Wettbewerber sehr zersplittert. Zur Marktbereinigung seien Investitionen nötig, begründete Dürr die Partner- beziehungsweise Käufersuche. Wird kein Partner gefunden, will Dürr die Sparte verkaufen. Neben den Standorten Filderstadt und Monschau hat Ecoclean auch Niederlassungen in Frankreich, Tschechien, den USA, Brasilien, China und Indien. Teils verfügt man dort auch über Testcenter, Laboreinrichtungen und ist auch mit lokaler Kompetenz rund um das Reinigen nah am Kunden.

Dürr-Vorstandschef Ralf Dieter und Konzernbetriebsratsvorsitzender Hayo Raich stellten die Pläne den Mitarbeitern vor und reisten eigens am Dienstag in die Werke Filderstadt und Monschau, wo die Beschäftigten bei Betriebsversammlungen informiert wurden. Die Überraschung war teils groß – entsprechend gemischt sind auch die Gefühle. In den nächsten Wochen will Dürr nun gezielt mögliche Partner beziehungsweise Käufer ansprechen.