Das Schillerparkhaus an der Stuttgarter Markthalle ist geschlossen Foto: Piechowski

Kunden bleiben nach Schließung der Schillergarage weg – Händler beklagen Umsatzeinbußen.

Stuttgart - Erst vor vier Tagen hob Karl Kübler bei der Bilanzpressekonferenz zu einer längeren Lobrede über die Markthalle an. „Die historische Markthalle erfreut sich nationaler und internationaler Anerkennung. Die Angebotsvielfalt und ebenso das Flair der Einkaufsstätte sind einzigartig“, sagte der Geschäftsführer der Märkte Stuttgart GmbH, „viele Städte beneiden uns um unsere Markthalle.“

Schöne und treffende Worte. Aber dafür können sich die dortigen Händler derzeit nichts kaufen. Die Standbetreiber sind in heller Aufregung. „Die Lage ist desolat“, klagt Gunther Ludwig, den die Markthallen-Händler zu ihrem Sprecher gewählt haben. Der Grund für die „desolate“ Situation ist nicht in dem fast 100 Jahre alten Gemäuer zu finden, sondern nebenan. Es geht um die Schiller-Tiefgarage. Jener Parkraum für 190 Autos am Schillerplatz ist seit kurzem geschlossen, wird bis zum Jahresende saniert.

15 bis 20 Prozent weniger Umsatz

Daraus ergibt sich folgende Rechnung: Ohne garantierten und nahe liegenden Parkplatz meiden viele Kunden die Markthalle. Und ohne diese Kunden fehlen den Händlern wichtige Einnahmen. Ludwig, der Wild, Geflügel und französische Spezialitäten verkauft, spricht von „15 bis 20 Prozent Umsatzeinbußen“. Die Firma Merz und Benzing, die in der oberen Etage Exklusives für den Garten und die Wohnung verkauft, klagt laut Ludwig ebenso über weniger Umsatz wie die Beschicker des Wochenmarktes. „Es sind die Stammkunden, die uns fehlen“, sagt Ludwig. Diese Klientel kaufe im Gegensatz zur Laufkundschaft oder den Touristen bedeutend mehr Obst, Gemüse oder andere Spezereien ein. Jene Stammkunden drohen jetzt mit Boykott. „Diese Kunden wollen nicht drei-,viermal um den Block fahren, ehe sie einen Parkplatz finden“, sagt Ludwig, „und sie wollen ihre schweren Einkaufstaschen nicht so weit tragen.“ Daher erliegen einige der Versuchung, ihr Auto verbotswidrig abzustellen. Politessen reagieren darauf in der Regel mit einem 20-Euro-Knöllchen.

Gunther Ludwig suchte daher schon das Gespräch mit den Politessen und warb um Kulanz: „Ich habe gefragt, ob in dieser schweren Zeit nicht auch ein Fünf-Euro-Strafzettel möglich wäre.“ Die Damen in Blau reagierten mit einem milden Lächeln.

Markt-Chef Karl Kübler versteht beide Seiten: die Ordnungsmacht und die Händler. Eine Patentlösung kann er indes nicht bieten. „Ich weiß, dass jetzt eine schwere Zeit kommt“, sagt Kübler, winkt aber auch bei Ludwigs nächstem Vorschlag ab. Der Händler hatte die vage Hoffnung, dass man auf den benachbarten Plätzen das Parken erlaube. Auch das nennt Kübler „illusorisch“. Stattdessen setzt er auf die Flexibilität der Händler: „An deren Stelle würde ich mir jetzt selbst helfen. Zum Beispiel mit einem Heimbringservice für Stammkunden.“