Foto: AP

"Mit Mario Barth üben die Deutschen Lachen. Lachen Sie ruhig", sagt der Kabarettist denMathias Richling Mario Barth, der am Freitag vor 10.000 Fans in der ausverkauften Schleyerhalle in Stuttgart aufgetreten ist.

Stuttgart - "Mit Mario Barth üben die Deutschen Lachen. Lachen Sie ruhig", sagt der Kabarettist Mathias Richling über den Berliner Komiker Mario Barth, der am Freitag vor 10.000 Fans in der seit Monaten ausverkauften Schleyerhalle in Stuttgart aufgetreten ist.

Den Witzverkäufer mimt er schon, bevor er selbst auf der Bühne erscheint. Die Videowand preist im Vorprogramm da bereits das T-Shirt "Nicht Quatschen!", die Spardose "Nussloch", den Wecker "Janz wichtig!" und den Kaffeepott "Männer sind peinlich" an, wirbt für eine "Brüllkäfer"-Plüschfigur, einen "Brüllkäfer"-Schlüsselanhänger, eine "Brüllkäfer"-Weihnachtskugel und natürlich die Stadiontour, die Mario Barth 2011 in die Arenen in Frankfurt, auf Schalke und in Berlin führen soll. Der Ausverkäufer der deutschen Spaßkultur beweist sich einmal mehr als cleverer Selbstvermarkter, während auf der Bühne noch die mit viel Luft aufgeplusterten Rieseninitialen M und B, den Mann, den sie Super-Mario nennen, ersetzen müssen.

Auch wenn Mario Barth mal keine Flachbildschirme verkaufen will, kommt man sich am Freitagabend in der Schleyerhalle wie in einer Dauerwerbesendung vor. Auch dann noch, als das funky Intro ertönt und ein überdrehter Ansager ruft: "Klatschen Sie, toben Sie, denn hier ist er!" Ist das noch Comedy oder schon Rock'n'Roll, soll man sich fragen, als Barth schließlich zwischen Feuerfontänen und Trockeneisnebel auf die Bühne kommt. Vor dem maßstabgerechten Plastikimitat der Quadriga vom Brandenburger Tor wirkt er zwar ein bisschen mickrig. Doch das Selbstbewusstsein des ehemaligen Telekommunikationsanlagenelektronikers reicht bis zur Hallendecke. Schließlich ist er der Rockstar unter den deutschen Comedians - und das, obwohl sein aktuelles Programm "Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!" bloß den gleichen Witz wie die anderen beiden in ein paar neuen Variationen erzählt: den nämlich, dass Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können.

Und natürlich kommt er gleich zur Sache, erzählt erst vom Cluburlaub mit seiner Freundin auf Mallorca, spielt den wildgewordenen Spießer, der dann am anarchistischsten ist, wenn er sich dem ordnungsgemäßen Genitiv-, Akkusativ- und Dativgebrauch verweigert. Er verspottet entrüstet die Sicherheitskontrollen am Flughafen, freut sich aber über die verblüffenden Einsichten, die die Röntgengeräte dort ins Handtasche-Innenleben der Freundin zulassen, beschreibt anschließend seine kleinbürgerlichen Qualen, wenn auf Mallorca unterschiedlichen Vorstellungen davon, wie ein gemeinsamer Urlaub auszusehen hat, aufeinanderprallen.

Später macht sich der 37-Jährige immer wieder nicht nur der Schleichwerbung für Bau- und Elektromärkte, Möbelhäuser und TV-Sender verdächtig, sondern amüsiert sich und die 10.000 Zuschauer auch mit Echtzeiterzählungen von missglückten Einparkmanövern, Einkaufsfahrten, Behördengängen, Boxevents mit Bruce Willis und Klo-Besuchen - und behauptet am Zugabenende gar, halber Schwabe zu sein.

Obwohl bei Mario Barth Männer immer noch so und Frauen so anders sind, gibt er zu, in den sechs Jahren, in denen er diesen Witz nun schon variiert, etwas dazugelernt zu haben. "Männer sind manchmal voll Assi", sagt er dann, und: "Frauen musste nicht verstehen, die musste lieben."