Gunter Jazdziewski wünscht sich freie Sicht auf seinen Laden. Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

Der Geschäftsführer der Schilleria in der Marbacher Marktstraße will mittwochs freie Sicht auf sein Schaufenster, doch andere Beteiligte spielen nicht mit.

Marbach - Gunter Jazdziewski ist ein Mann klarer Worte. Deshalb weist der Geschäftsführer des Antiquitäten- und Buchladens Schilleria in der Marbacher Marktstraße auch ohne Umschweife auf ein Problem hin, das ihn schon seit geraumer Zeit beschäftigt. „Es gibt auf dem Mittwochmarkt genug freie Flächen, auch vor leer stehenden Läden – warum muss der Stand ausgerechnet vor meinem bleiben?“

Der Mittwochsmarkt ist die kleinere Version des Wochenmarktes und wird nach wie vor in der Fußgängerzone abgehalten. Der Samstagsmarkt hingegen ist wegen der bevorstehenden Sanierung der Marbacher City zur Stadionhalle umgezogen. Traditionell klaffen auf dem Mittwochsmarkt große Lücken zwischen den wenigen Ständen.

Der Schilleria-Chef spricht von „Verwaltungswillkür“

Er habe schon öfter mit dem Ordnungsamt gesprochen, ob eine Verlegung des Obst- und Gemüsestands etwa vor ein leer stehendes Ladenlokal wie dem i-Dipfele oder dem Schillerhof infrage komme, berichtet Gunter Jazdziewski, doch jedes Mal seien seine Vorstöße abgelehnt worden. Er erwarte von der Marbacher Verwaltung mehr Unterstützung.

Postkartenständer und andere Produkte hat Gunter Jazdziewski früher an Markttagen samstags im Laden gelassen, denn an diesen Tagen öffnete er sein Geschäft erst gar nicht. Der Marktbeschicker wäre bereit, einige Meter weiter nach links oder rechts auszuweichen, doch beharre das Ordnungsamt auf seiner Position. Angesichts der Probleme während der Corona-Pandemie spricht Jazdziewski von „Verwaltungswillkür“ und einem „gefühlten Todesstoß“.

Ordnungsamtsleiter würde einvernehmlicher Lösung zustimmen

Die Vorwürfe weist Andreas Seiberling, Leiter des Marbacher Ordnungsamtes, zurück. Es stimme, dass man sich über eine Verlegung des Marktstandes unterhalten habe. „Ich sehe das aber nicht ganz so dramatisch wie Herr Jasdziewski“, sagt Seiberling, zumal ja die Geschäftsleute bedauerten, dass etwa der Samstagsmarkt schon verlegt worden sei und als Frequenzbringer ausfalle. Jetzt störten auf einmal die wenigen Stände des Mittwochsmarkts. Komme die Baustelle, werde man ohnehin auch Stände am Mittwoch umsiedeln müssen. „Wenn es einen einvernehmlichen Vorschlag gibt, mit dem Geschäft, Stand und das Geschäft am neuen Standort einverstanden sind, wären wir die letzten, die nicht zustimmten“, versichert der Ordnungsamtsleiter. Vakante Läden seien aber nicht die Lösung, sie könnten schnell wieder belegt sein. Auch müsse man bedenken, dass Stände mit ähnlichen Angeboten nicht nahe beieinander platziert werden sollten. Und: Er müsse alle Geschäftsleute gleich behandeln – schließlich wünschten sich auch andere Ladenbetreiber freie Sicht.

Das Plazet des Ordnungsamtes wird aber vermutlich ausbleiben, weil es die von Gunter Jazdziewski angestrebte Einvernehmlichkeit nicht gibt. Der Standbetreiber Johannes Schaaf signalisierte im Gespräch, er wolle auf jeden Fall an der alten Stelle bleiben. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, sagt der Aspacher Landwirt und spielt damit auf die Kunden an, die ihre eingespielten Laufwege weiterpflegen wollten. „Wer zum nahen Fischstand geht, kauft sich auch gerne bei uns Kartoffeln“, sagt er und sieht in seinem Stand nicht unbedingt einen Nachteil für die Schilleria. „Wir haben keine Rückwand – wartende Kunden können also das Schaufenster in Ruhe betrachten.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: „City-Einzelhändler nicht vergessen“ https://www.marbacher-zeitung.de/inhalt.blickwinkel-zum-wochenmarkt-city-einzelhaendler-nicht-vergessen.df46bdf2-d622-462e-b86f-eef15fed8528.html