Die Fußgängerzone in der Altstadt von Marbach wird saniert. Während der Bauarbeiten findet der Wochenmarkt jeden Samstag auf dem Parkplatz an der Stadionhalle seine neue – vorübergehende – Heimat. Dieses Wochenende wurde dort erstmals gebummelt und eingekauft.
Marbach - Die Kirche bleibt im Dorf. Üblicherweise gilt das Sprichwort nicht nur für die Kirche, sondern gleichermaßen für den Marktplatz. Nicht so hingegen in der Schillerstadt. Da die Fußgängerzone in den nächsten Monaten saniert wird, muss der Wochenmarkt am Samstag vorübergehend an einen anderen Platz umziehen – und zwar auf den Parkplatz an der Stadionhalle. Am Wochenende fand daher eine Premiere statt, für Marktbeschicker wie für die Besucher: Und beide waren offenbar zufrieden.
Viele Stände leben von den Stammkunden
„Dies ist die bestmögliche Lösung für uns“, bestätigt Markus Trautwein vom gleichnamigen Biolandhof aus Kirchberg. „Hier haben wir fast südländisches Flair durch die Bäume und die langen Standreihen. So können wir schaffen.“ Zwar haben die Marktbesucher von außerhalb noch nicht alle vom Standortwechsel erfahren. Die Marbacher seien aber gut informiert worden: „Und mein Stand lebt vor allem von den vielen Stammkunden.“ Möglicherweise sähe das für Stände mit mehr Laufkundschaft zumindest vorübergehend anders aus, überlegt Trautwein. Wie zur Bestätigung grüßt er viele Kunden persönlich mit Namen. Die scheinen das zu schätzen, lächeln zurück oder bleiben für einen kurzen Schwatz stehen.
Besonders beeindruckt hat Trautwein an diesem Tag der frühmorgendliche Besuch einer vierköpfigen Delegation des örtlichen Ordnungsamtes. Diese hätten direkt nach dem Rechten geschaut.
Zu Fuß oder mit dem Auto? Beides geht problemlos
Auch Andrea Deibler ist mit der Lage und dem Umfeld ihres Fischstands zufrieden und findet das Ambiente wunderbar. Im Übrigen sei die Entfernung aus vielen Wohngebieten nicht unbedingt weiter als in die Innenstadt, so ihr erster Eindruck. „Viele unserer Kunden kommen zu Fuß“, weiß sie. Und wer mit dem Auto käme, hätte ihrer Meinung nach sogar direkt bessere und mehr Parkmöglichkeiten als in der Innenstadt.
„Samstag ist ein guter Tag für uns“, sagt Andreas Kontos: „Da haben wir weit mehr Kunden als am Mittwoch.“ Und hier an der Stadionhalle sei es doch so schön, findet der Mann mit dem griechischen Esprit. Mit viel südländischem Charme begrüßt Kontos mit seiner Tochter die Kunden. Er offeriert eine Kostprobe oder serviert ab und an persönlich einen griechischen Kaffee. Eine Kundin weiß das zu schätzen: „Das ist wie Einkaufen bei guten Freunden.” Sie fühle sich mehr wie ein geschätzter Gast, als wie ein Kunde. Viele Marktgänger schätzen den persönlichen Kontakt. Wilfried Pflüger etwa kommt aus dem nahen Jenaweg und kauft heute am Stand der Imkerei Lintzen ein.
Pflüger ist dort schon Stammkunde und wechselt ein paar persönliche Worte mit dem Standpersonal. Man kennt sich und man schätzt sich. Sonja Lintzen wird an diesem Samstag durch ihre Tochter vertreten. Nur so habe ihre Mutter auch einmal ein paar Tage Erholung und etwas Urlaub bekommen.
„Jetzt fehlt nur noch der Rotwein und das Meeresrauschen“
Ähnlich äußert sich Angelika Dreesen. „Ich finde es super hier. Mit der Sonne in den Bäumen fehlt jetzt nur noch der Rotwein und das Meeresrauschen“, scherzt die Marktbesucherin. Sie kam zu Fuß in Begleitung ihres Vierbeiners und startet ihren Marktbummel mit einem eigenen Einkaufstrolley.
Wer dagegen nicht so gut zu Fuß ist, kann sich den Weg mit dem Bürgerbus oder soar per Tuk Tuk erleichtern. Christa Schultheiß, die das kleine rote Gefährt steuert, hilft gern auch mit vollen Tüten beim Rückweg. Es war erst der Startschuss, doch die durchweg positiven Stimmen könnten durchaus auf einen gelungenen Start des samstäglichen Marktes am neuen Ort hindeuten.