Foto: Symbolbild (dpa)

Vier Männer müssen sich wegen einer heftigen Auseinandersetzung vor dem Landgericht verantworten.

Marbach - Es ist Samstagnacht, 1.40 Uhr, als die Polizei am 1. Juli des vergangenen Jahres in den oberen Teil der Marbacher Fußgängerzone gerufen wird. Ein Anwohner hatte eine Ruhestörung gemeldet. Die Streife, bestehend aus einem Polizisten und einer Polizistin, stößt auf eine rund achtköpfige Gruppe. Der Einsatz soll für die Beamten ein böses Ende nehmen: Denn als sie die Personalien aufnehmen wollen, kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der der Polizist mit einem Schlagstock traktiert wird. Er erleidet eine Platzwunde am Kopf, Prellungen an Nase und Hand sowie Schürfwunden. Seine Kollegin muss sogar ihre Schusswaffe ziehen.

Dies geht aus der Anklage hervor, welche die Staatsanwaltschaft gegen vier junge Männer erhebt. Seit Mittwoch wird ihnen vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts Heilbronn der Prozess gemacht.

Der mutmaßliche Tathergang

Laut Anklage sitzen die etwa acht Personen vor einem Café in der Wildermuthstraße, als sie sich weigern, ihre Personalien anzugeben. Einer von ihnen rennt weg, kommt zu Fall. Der Polizist fasst ihn, bekommt von dem sich aufrichtenden jungen Mann aber Faustschläge ins Gesicht. Dieser rennt erneut weg, der Polizist stößt ihn gegen einen Zigarettenautomaten und hält ihn fest. Der Mann schlägt mit Kopf und Ellbogen nach hinten aus, befreit sich erneut. Der Polizist bekommt ihn abermals zu fassen und will ihm Handschellen anlegen. Auch jetzt wehrt sich der Mann mit Kopfstößen.

Als der Polizist ihm sagt, er sei vorläufig festgenommen, haben sich die anderen Personen bereits um sie versammelt und fordern den Polizisten auf, loszulassen. Einer der Angeklagten versucht, ihn nach hinten zu ziehen und schlägt ihm ins Gesicht, bevor er den Schlagstock der Polizistin ergreift. Die Lage eskaliert und der am Boden liegende Polizist wird attackiert. Der Mann, der anfangs weggerannt war, entreißt ihm den Schlagstock und drischt auf ihn ein, trifft ihn am Hinterkopf. Auch sonst bekommt der Polizist Schläge gegen den Kopf. Erst als die Polizistin ihre Schusswaffe zückt, nehmen sie Abstand.

Die Angeklagten

Die vier Männer wohnen in Marbach. Drei von ihnen sind 21 Jahre, einer 28 Jahre alt. Der 21-Jährige, der mit dem Stock auf den Polizisten losgegangen sein soll, sitzt seit dem 24. Juli in U-Haft in Freiburg. Einer der anderen 21-Jährigen war fünf Monate lang in U-Haft, der 28-Jährige zweieinhalb Monate. Beide sind wieder auf freiem Fuß.

Die Anklage

Dem mutmaßlichen Haupttäter wird versuchter Totschlag, gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung, ein besonders schwerer tätlicher Angriff auf einen Vollstreckungsbeamten und Gefangenenbefreiung vorgeworfen. „Er hat den Tod des Polizisten billigend in Kauf genommen“, so der Staatsanwalt. Beim 28-Jährigen bestehen dieselben Vorwürfe, abgesehen vom Totschlag. Die weiteren 21-Jährigen müssen sich wegen Beihilfe verantworten.

Der Prozess

Die Angeklagten machen keine Angaben zur Tat. Der 28-Jährige sagt nur, „dass sehr viel Alkohol im Spiel gewesen“ sei. Auch habe er zuvor Kokain konsumiert. Der mutmaßliche Haupttäter möchte noch eine Erklärung abgeben. Zum Auftakt wurden die Lebensläufe der drei älteren Angeklagten beleuchtet – der jüngste wird derweil als Heranwachsender eingestuft. Die drei älteren hatten die Marbacher Tobias-Mayer-Schule besucht. Der in U-Haft sitzende Mann, der kurz vor der Tat das Fachabitur erlangte, schilderte etwa Gewalt seines Vaters gegenüber seiner Mutter, bevor es zur Scheidung kam. Der 28-Jährige ist arbeitslos, die beiden weiteren arbeiten als Maler beziehungsweise Werttransportfahrer.

Sieben weitere Prozesstage sind angesetzt. Am Freitag werden die beiden Polizisten und ein Zeuge vernommen.