Mit erlebnispädagogischen Projekten soll im Bildungszentrum die Klassengemeinschaft gestärkt werden. Foto: Schulsozialarbeit

Am Marbacher Bildungszentrum nehmen die Anfragen von Eltern zu. Einzelfallhilfe steht weiter im Mittelpunkt.

Marbach - Das Aufgabenspektrum für die Sozialarbeiter am Bildungszentrum ist breit gefächert. Das verdeutlichte der Sachstandsbericht, den Daniela Veyhle und Ulrike Nolte am Montag in der Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands Marbach ablieferten. Dabei wurde aber auch klar, dass ein Bereich ganz besonders im Fokus steht: die Einzelfallhilfe. Diese nehme mit den größten Raum ein, erklärte Daniela Veyhle. Sie und ihre Kollegin tauschen sich mit den Kindern und Jugendlichen über Schulangst, Konflikte im Elternhaus oder mit Freunden sowie Essstörungen und mehr aus. Selbstverletzendes Verhalten ist ebenfalls ein Thema, mit dem die beiden Fachfrauen konfrontiert werden. „Das hat enorm zugenommen“, stellte Daniela Veyhle fest.

Durch die Vorbereitungsklassen, in denen hauptsächlich Flüchtlingskinder für den regulären Unterricht fit gemacht werden, spiele inzwischen auch der Bereich Zwangsheirat eine Rolle. Zwei Fälle hätten sie bislang beschäftigt, erklärt Daniela Veyhle auf Nachfrage. Im Verbund mit Yasemin, einer Beratungsstelle für junge Migrantinnen in Stuttgart, kümmere man sich um die Betroffenen. Wobei für den weiteren Umgang mit den Mädchen auch immer entscheidend sei, wie sie sich in ihrer Beziehung fühlen: Wurden sie komplett überrumpelt? Oder sind sie sogar glücklich mit ihrer Situation? Eine neue Entwicklung ist auch, dass sich viele Eltern an die Schulsozialarbeiter wenden, „von denen wir teilweise die Kinder gar nicht kennen“, wie Daniela Veyhle in der Sitzung sagte. Die Mütter und Väter suchten zum Beispiel Rat in Erziehungsfragen.

Insgesamt sei die Einzelfallhilfe ein Bereich, der Spaß mache, weil man einen engen Kontakt zu den Hilfesuchenden pflegen könne. „Aber es ist auch belastend“, fügte sie hinzu. Schwierig sei es, bei ihrem Job so etwas wie Erfolg zu bemessen. „Für uns ist es ein Erfolg, wenn ein Kind wieder fröhlich zur Schule kommt.“

Das Stimmungshoch kann dann vielleicht auch daran liegen, dass das Klima innerhalb der Klasse stimmt. Ein Punkt, der den Sozialarbeiterinnen ebenfalls am Herzen liegt. So gibt es Kennenlerntage an der Gemeinschaftsschule für die Fünfer, die zusammen wegfahren. „Wir sind dann einen Tag mit vor Ort“, berichtete Ulrike Nolte. Mit den Kindern werde dabei in Richtung Teambuilding gearbeitet. Vergleichbares werde an der Realschule angeboten. Außerdem versuchen sie und ihre Kollegin über Projekte in allen Jahrgangsstufen das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. „Das haben wir auch aktuell in der Vorbereitungsklasse durchgeführt“, betonte Ulrike Nolte.

Überdies bieten die Sozialarbeiterinnen Programme zur Gesundheitsprävention oder zur Berufswegeplanung an. Bei „Was kostet die Welt?“ lernen die Kids in einem Planspiel, mit Geld umzugehen, erläuterte Ulrike Nolte. Sie wies zudem darauf hin, dass sie eine erlebnispädagogische Fortbildung besucht habe. „Davon konnte ich schon viel anwenden“, konstatierte sie. Ein Ziel der Aktionen ist wiederum, die Klassengemeinschaft zu stärken.

Heinz Reichert von der Marbacher SPD fragte sich, ob all das mit zwei100-Prozent-Stellen zu packen sei. „Ja, auf jeden Fall“, meinte Nolte. Man habe die Aufgabenfelder aber etwas anders zugeschnitten. Das war nötig, weil die Schulsozialarbeit am Bildungszentrum bis zur Kündigung einer Kollegin 225 Prozent, also 25 Prozent mehr als jetzt hatte.