Cäcilie Davidis Foto: Werner Kuhnle Fotojournalist

Cäcilie Davidis zaubert aus Papier schwebeleichte Figuren. Frank Lukas liefert Gesprächsstoff.

Marbach - Wie vielseitig künstlerisches Arbeiten mit Papier ist, kann auch 2019 wieder bei Cäcilie Davidis erfahren werden. Die Künstlerin und ihr Mann öffnen zur Nachtschicht Kunst erneut ihr Haus im Mühlweg 3 und laden die Gäste in die Räume des kreativen Arbeitens ein, welche Geschöpfe aus individuell gemixtem Himalaya-Papierbrei beherbergen. Die sogenannte Pulpe, vermischt mit Bindemittel und über Trägerformen modelliert, ist der Stoff, aus dem Davidis ätherisch anmutende, schwebeleichte Figuren zaubert.

Sie hängen fliegend an der Decke oder entführen stehend ins Reich der Fabelwesen. Figurative Plastiken, die mit dem „Messer gezeichnet“ sind, und die das Repertoire der Künstlerin erweitern, bilden auf Einzelblättern anmutige, auch tänzerisch wirkende Geschöpfe ab. Ihr Faible für Insekten hat wiederum dazu geführt, dass auch solche Wesen, die Cäcilie Davidis „einfach im Kopf herumschwirren“, unter ihren Händen schimmernde Gestalt annehmen. Für die Besucher eine Welt, die verdeutlicht, „dass Papier ein allseitig verwendbares Material ist, das noch längst nicht ausgeschöpft ist“. Die gleiche Leichtigkeit erhalten übrigens auch jene plastischen Arbeiten, die sich in ihrer papiernen Ästhetik dem Thema Tier zuwenden und bereits jetzt im Schaufenster der Künstlerin, in der Niklastorstraße, beim Geburtshaus zu sehen sind.

In der Oberen Holdergasse 15 stellt Nicole Schmidt ihre Räume in der umgebauten, historischen Scheuer dem Maler Frank Lukas zur Verfügung. Der wird mit Bildern und Zeichnungen wohl viel Gesprächsstoff wie auch eine gewisse Irritation bei den Betrachtern auslösen. Denn sowohl die Kuliquarelle im Format DIN A5, das sind Zeichnungen, bei denen die Mine des Kugelschreibers das Ergebnis definiert, und die erst danach den Maler anregen, einen jeweils passenden Schreibmaschinentext anzufertigen, geben gleichermaßen Anlass darüber nachzudenken, wie die in verschiedenen Formaten gemalten Acryl-Gemälde aus seinem Ludwigsburger Atelier. Mit Distanz betrachtet würden die darauf zu sehenden Figuren zwar erst „verloren wirken“, doch seien diese sich schon bewusst, „dass sie gerade mit sich alleine sind“, erklärt der Künstler seine Intention. Diese Erkenntnis mache die Figuren frei. Ein Umstand, der auch zum Titel der Bilderserie „Aus Versehen frei“ führte. Mit dabei ist bei der nächtlichen Schau auch Lukas’ aktuelles Lieblingsmodell: Eine Putzfrau, die sich bei der Arbeit über ein Werk des Malers Tiepolo bückt und die im Moment der Betrachtung, sich und die Umwelt komplett vergisst. Als besonderes Bonbon will Frank Lukas den Besuchern dann auch eine Stellungnahme zu „Adolf Menzels Katze“ bieten.