Ein Büro wird Zukunftsperspektiven für Marbach aufzeigen. Dabei soll es aber nicht nur um den Einzelhandel gehen.
Marbach - Krasse Worte wählte Ulrich Frech am Donnerstag im Gemeinderat, um den Zustand der Marbacher Innenstadt zu beschreiben. Die Fußgängerzone müsse nicht nur saniert werden, sondern sei „dringend wiederbelebungsbedürftig“. Das Zentrum sei ausgestorben, „um nicht zu sagen tot“, meinte Ulrich Frech. Eine Einschätzung, die der Rest der Runde zwar in dieser Drastik nicht teilte. Allerdings finden auch die übrigen Gremiumsmitglieder, dass in der Marktstraße akuter Handlungsbedarf besteht. Deshalb betrauten sie die Imakomm Akademie GmbH aus Aalen damit, ein Entwicklungskonzept für die City zu erarbeiten.
Dass sie damit den richtigen Kurs eingeschlagen haben, verdeutlichte Matthias Prüller. Der Imakomm-Vertreter stellte fest, dass es heutzutage schwer sei, Personen zu finden, die ein Geschäft betreiben wollen. Speziell Marbach könne zwar sogar mit dem Pfund der Altstadt wuchern. „Aber auch die muss man zukunftsfähig machen“, betonte der Fachmann. Deshalb müsse man ausloten, was in der Stadt möglich ist, welche Flächen entwickelt werden könnten, wo welche Akzente gesetzt und wo bestimmte Angebote platziert werden sollten. Wichtig sei aber auch, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren und Grenzen aufzuzeigen. Matthias Prüller wies außerdem darauf hin, dass die Zeiten vorbei seien, in denen man allein auf den Einzelhandel als Besuchermagnet setzen könne. Nur das Zusammenspiel mit verschiedenen Bausteinen wie Gastronomie, Dienstleistern und öffentlichen Einrichtungen könne mehr Leute in die Innenstadt locken, erklärte er.
Elementar ist bei dem Konzept ferner, dass die Marbacher selbst ein Wörtchen mitreden dürfen. Folglich sind beispielsweise Workshops mit Bürgern geplant. „Das beste Konzept bringt nichts, wenn die Leute vor Ort nicht mitgenommen werden“, sagte Matthias Prüller. Am Ende soll dann unter anderem festgezurrt werden, welche Einzelhändler und welche Dienstleister für die Schillerstadt infrage kommen. Zudem will man Strategien präsentieren, mit denen die Innenstadt gestärkt werden kann und konkrete Umsetzungsoptionen vorlegen. All das soll recht flott über die Bühne gehen. Im Herbst will Matthias Prüller schon mit dem Beteiligungsprozess starten, im November sollen die wesentlichen Ergebnisse feststehen. Ein Knopf an das Konzept könnte Anfang des nächsten Jahres gemacht werden.
„Das ist ein schlanker und schneller Prozess“, lobte Jürgen Schmiedel von der SPD. Ihm gefiel zudem die Aussicht, durch das Büro einen Blick von außen zu erhalten. Angetan war der Sozialdemokrat überdies davon, dass Vereine, Räte und Bürger bei all dem mitgenommen werden. „Und am Ende wird Marbach die schönste Literaturstadt im Südwesten sein“, meinte er. Das würde sich gewiss auch Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern wünschen, die im Rahmen der Haushaltsberatungen auf ein Konzept zur Entwicklung der Innenstadt gedrängt hatten. „Wir sind erfreut, dass unser Ansinnen so rasch angegangen wird“, sagte er. Durch die Altstadt müsse ein Ruck gehen. Klar sei aber auch, dass sich die Erkenntnisse nicht in einem Jahr umsetzen ließen. „Die Umsetzung kann nur abschnittsweise passieren“, pflichtete der Bürgermeister Jan Trost bei.
Ulrich Frech stand ebenfalls hinter der Beauftragung des Büros, um eine Bestandsaufnahme und Ideen für die Zukunft zu erhalten. Doch auch ohne die Expertise steht für ihn eines fest: Die Belebung der Innenstadt könne nur durch die Schaffung „von qualifiziertem Parkraum, und dies möglichst in größerem Umfang und innenstadtnah“, gelingen, sagte der CDU-Mann. Er erinnerte an das Beispiel von Besigheim, das sich wegen der ortsnahen Parkmöglichkeiten prächtig entwickelt habe.
Sebastian Engelmann (Grüne) hält das jedoch nicht für entscheidend. „Nach Besigheim fährt man wegen des Flairs und nicht, weil man dort so gut parken kann“, erklärte er. Insofern müsse auch für Marbach angestrebt werden, einen solchen Mehrwert zu schaffen. „Der liegt nicht nur in der Fokussierung auf Einkauf, sondern auch in der Fokussierung aufs Verweilen“, sagte er und bat darum, diesen Faktor bei der Expertise zu berücksichtigen.
Hendrik Lüdke von Puls legt hingegen großen Wert darauf, dass IGS und Stadtmarketingverein eingebunden werden. „Da wurde viel Herzblut investiert“, betonte er. Deshalb dürften beide Marbacher Initiativen nicht bevormundet werden.
Sowohl IGS als auch Stadtmarketingverein sind bekanntermaßen auch Verfechter einen Umgestaltung der Fußgängerzone. Ein Projekt, das die Kommune ebenfalls nicht aus den Augen verloren hat. Im Gegenteil. Das Konzept schafft die Basis für die folgende Sanierung, erläuterte Jan Trost. Die Überlegungen aus der Expertise sollen in die Planungen einfließen.