Abgestellte und dennoch laufende S-Bahnen ärgern die Anwohner. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Bürger kritisieren Geräuschkulisse von abgestellten Zügen. Fraglich ist jedoch, ob sich das ändern lässt.

Marbach - Die Aufregung über S-Bahnen, die über Nacht im Stand-by-Modus laufen und damit den Anwohnern auf die Nerven gehen, ist nicht neu. Vor einigen Jahren kochte das Thema schon einmal hoch. Dann schien sich die Lage nach dem Eindruck des Marbacher Ordnungsamtsleiters Andreas Seiberling aber wieder beruhigt zu haben, wie er auf Nachfrage sagt. Zumindest habe er in der Folge keine negativen Rückmeldungen erhalten. Nun flammt die Diskussion allerdings wieder auf. Heike Keller, die in der Kirchenweinbergstraße lebt, machte ihrem Ärger in der jüngsten Gemeinderatssitzung Luft. „Das ist unerträglich geworden“, fasste sie die Situation zusammen.

Heike Keller betonte, dass die Anwohner wegen des Lärms nicht einmal schlafen könnten. Zudem mache es angesichts dieser Begleitumstände keinen Spaß, „Balkon und Garten zu nutzen“. Man habe sich in der Sache vor einigen Monaten auch schon an die Bahn gewandt, warte jedoch bis heute auf eine Rückmeldung. „Das ist eine Katastrophe“, stellte die Anwohnerin fest, die vermutet, dass der Lärm auch hausgemacht ist. „Man kann diese Bahnen aufs Minimalste runterdrücken. Ein Fahrer ist dabei, wenn der seine Bahn abstellt, dann ist es minimal“, berichtete sie. Andere Kollegen parkten indes die Züge, schlössen die Tür, „und der Lärm bleibt so wie zum Zeitpunkt, als die Bahn eingefahren ist“.

Außerdem habe es auf die letzte Beschwerde im Dezember 2012 hin geheißen, dass die Bahnen möglichst mindestens 800 Meter vom Bahnhof entfernt in Richtung Erdmannhausen geparkt werden sollen. Doch nun stünden die Züge direkt in der Nähe der Siedlung. Außerdem sei von der Bahn schriftlich versichert worden, dass die Bahnen auf die allernötigste Motorleistung heruntergedreht würden. Zudem erklärte das Unternehmen, dass auch die Witterung eine Rolle spiele und bei niedrigen Temperaturen die Maschinen betriebsbedingt permanent laufen müssten, um ein Einfrieren von Bauteilen zu verhindern. „Aber auch im Hochsommer bei über 30 Grad liefen diese S-Bahnen ständig nachts“, bemängelte Heike Keller.

Der Bürgermeister Jan Trost beteuerte daraufhin, dass man sich um die Sache kümmern werde. Man sei mit den Anwohnern auch so verblieben, auf die Bahn zuzugehen, wenn das Unternehmen nicht auf das Schreiben aus Marbach reagiert, ergänzte Ordnungsamtsleiter Seiberling.

Doch das wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. „Die Beantwortung erfolgt in den nächsten Tagen“, kündigt ein Bahnsprecher an. Er bedauert sogleich die Unannehmlichkeiten für die Anwohner. Die Fahrzeuge seien jedoch „selbstverständlich zugelassen, werden ordnungsgemäß gewartet und bestimmungsgemäß betrieben, sodass es in der Regel nicht zu erhöhten Emissionen kommen kann“. Es führe aber auch kein Weg daran vorbei, dass bestimmte Aggregate „während der unterschiedlichen Betriebsphasen in der Fahrzeugabstellung“ laufen. Schon vor dem Einsatz eines Zuges sei es beispielsweise nötig, Druckluft für die Bremsen zu erzeugen. Zudem werde so die Technik für den Lüfter und die Klimaanlage geschützt. Das erklärt auch, warum die Maschinen in den vergangenen Monaten besonders häufig strapaziert wurden: Wegen des ungewöhnlich langen und heißen Sommers.

Der Bahnsprecher betont, dass es sich bei all dem um weitgehend automatisierte Vorgänge handele. Die Lautstärke lasse sich entgegen der Annahme der Anwohner am Kirchenweinberg nicht steuern. Zudem verweist er darauf, dass die Bahnen nur zugelassen werden, wenn sie bestimmte Grenzwerte zur Schallemission einhalten. Ferner sei es per Gesetz verboten, vermeidbaren Lärm zu erzeugen. „Dem kommen wir nach, indem ausschließlich bedarfsgerechter – zumeist automatisierter – Betrieb stattfindet und indem wir unsere Fahrzeuge intensiv warten und so auch akustisch in Ordnung halten“, beteuert die Bahn. Was die Positionierung der Züge über Nacht angeht, so seien die Standorte „durch die vorhandene Infrastruktur der Abstellgleise und deren Zuwege vorgegeben“.