Die Russen sind mit Weißrussland ins Manöver gezogen. Foto: AP

Die Angst vor dem Manöver Russlands mit Weißrußland hat keine echte Grundlage, kommentiert Redakteur Stefan Scholl.

Moskau - Im Herbst finden bekanntlich gern Manöver statt. Die Nato hat gerade eine Übung in Georgien beendet, eine andere in der Westukraine ist im Gang, jetzt sind die Russen mit Weißrussland ins Manöver gezogen. „Westen 2017“ heißt die Veranstaltung, die alle vier Jahre stattfindet. Die westliche Öffentlichkeit aber ängstigt sich, als hätte Moskau diesmal die Parole „Westwärts!“ ausgegeben. Seit im Frühjahr 2014 erst auf der Krim, dann im Donbass „kleine grüne Männchen“ auftauchten, die sich später als russische Berufsmilitärs herausstellten, blicken Russlands westliche Nachbarn argwöhnisch auf alle Veranstaltungen der russischen Armee in Grenznähe.

Das ist verständlich.  Aber die verdeckte russische Intervention in der Ukraine hatte mit den damals stattfindenden Manövern so viel zu tun wie mit den Winterspielen 2014 in Sotschi. Jetzt ängstigen sich die Deutschen noch mehr vor einem russischen Panzerstoß auf Tallinn als die Esten selbst. Sie sollten sich lieber fragen, ob  angesichts der Nato-Luftüberlegenheit von den russischen Panzerkolonnen im Ernstfall mehr übrig bliebe als ein Haufen aufgeschlitzter Konservendosen. Ob nun knapp 13 000 oder 30 000 Soldaten an „Westen 2017“ teilnehmen, es wären ungefähr so viel wie bei den Sommermanövern der Nato im Baltikum oder in Polen. Ein Dritter Weltkrieg bricht deshalb nicht aus.