Einige größere Arbeitgeber bauen Impfkabinen, wie hier bei Leuze, für Impfaktionen im Unternehmen auf. Foto: Leuze

Einige Firmen im Landkreis Esslingen bieten ihren Mitarbeitern Corona-Schutzimpfungen an. Manche haben sogar eigene kleine Impfzentren eingerichtet. Die Nachfrage ist groß. Doch auch bei den Betriebsärzten ist der Impfstoff rar.

Kreis Esslingen - Erst der lang ersehnte Piks, dann wenige Meter weiter direkt ans Werk: Vergangene Woche hat die Corona-Impfkampagne die Betriebe erreicht. Auch Unternehmen im Kreis Esslingen machen mit. Das Interesse ist in ganz Deutschland groß, berichtet die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände: Die genaue Anzahl der Betriebe, die sich beteiligen, sei aber nicht bekannt, auch regionale Daten gebe es nicht. Bei den Impfungen gehen die Unternehmen im Kreis Esslingen unterschiedliche Wege, wie Gespräche mit mehreren Betrieben und Ärzten zeigen.

 

Festo hat für seine Mitarbeitenden Impfungen direkt am Arbeitsplatz organisiert. Dazu wurden eigens Impfkabinen an den Standorten in Scharnhausen und Berkheim aufgebaut, die Aktion wird in Zusammenarbeit mit Betriebsärzten organisiert. Nach Angaben von Frank Notz, Vorstand Human Resources bei dem Automationsunternehmen, ist die Impfkampagne reibungslos gestartet. „Erfreulicherweise haben wir die uns zugesagte Impfstoffmenge auch bekommen und konnten allein an den Esslinger Standorten in der ersten Woche über 300 Mitarbeiter impfen.“ Zunächst sei vor allem jenen, die in produktionsnahen Bereichen und nicht im Homeoffice arbeiten, ein Angebot gemacht worden. Zeitnah sollen alle anderen eines erhalten.

Angebot für jeden Mitarbeiter

Auch der Sensorspezialist Leuze in Owen hat eigens ein kleines Impfzentrum aufgebaut. In Zusammenarbeit mit den Maltesern sollen an diesem Freitag die ersten Spritzen gesetzt werden. Jeder und jede Mitarbeitende – 650 in der Firmenzentrale – hat ein Impfangebot erhalten. Die Nachfrage sei hoch, mehr als 150 Männer und Frauen am Hauptstandort hätten Interesse angemeldet. 100 Impfdosen seien für diese Woche zugesagt, sagt die Corona-Beauftragte bei Leuze, Diana Seitz.

Nicht alle Firmen haben die Mittel, um ihre Mitarbeitenden in den eigenen Räumen impfen lassen. Die „Ärzte am Werk“ mit sechs Niederlassungen in der Region Stuttgart und Zentrale in Plochingen haben sich dagegen entschieden, mit den Impfdosen im Kofferraum jeden einzelnen Kunden anzufahren. Stattdessen wurde eine zentrale Anlaufstelle aufgebaut, wie der Leiter Thimm Furian erklärt. In drei Impfzimmern in einem Gebäude der Firma Index in Deizisau werden an fünf Tagen pro Woche acht Stunden lang Spritzen gesetzt. Etwa 600 Impfungen seien in der ersten Woche vorgenommen worden. 210 Kunden stünden auf der Liste. Ziel sei, in fünf Wochen mit den Erstimpfungen durch zu sein. Anfang Juli kommt dann eine buchbare, mobile Impfpraxis in einem Reisebus der Firma Schlienz-Tours hinzu. „Bis auf Kleinigkeiten hat alles gut funktioniert“, sagt Furian zum Impfstart. Als Schwierigkeit beschreibt er ein Problem, das auch die Hausärzte kennen: Die Nachricht, wie viel Impfstoff am Ende tatsächlich geliefert wird, kommt kurzfristig in der Vorwoche. Erst dann können Termine vereinbart werden.

Für diese Woche sind 600 000 Dosen zugesagt

Doch nicht alle Firmen, die Interesse haben, kommen gleich zum Zug. Denn auch die Betriebsärzte erhalten weniger Impfstoff, als Nachfrage besteht. Insgesamt waren in der ersten Woche bundesweit 700 000 Impfdosen an 6200 Betriebsärzte verteilt worden, diese Woche sollen es etwas mehr als 600 000 sein. Deshalb war es nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Esslingen-Nürtingen (IHK) für einige Firmen im Kreis Esslingen nicht möglich, sich an der Impfkampagne gleich in den ersten Wochen zu beteiligen. Hinzu komme, dass immer mehr Mitarbeitende sich über andere Wege impfen ließen, der Bedarf also nachlässt. Dennoch sieht die IHK in den Aktionen am Arbeitsplatz die Chance, auch Menschen zur Impfung zu motivieren, die von den Hürden der Terminvereinbarung und der Anfahrt zu den Impfzentren abgeschreckt würden, wie der Geschäftsführer der Bezirkskammer, Christoph Nold, erklärt.

Hygieneregeln gelten weiter

Schon vor den meisten anderen Betrieben kam dagegen die Belegschaft von Kiesel Bauchemie in Esslingen in den Genuss der Corona-Immunisierung. „Wir haben jetzt die zweite Impfrunde gestartet“, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin Beatrice Kiesel-Luik. Ihre Firma habe großes Glück gehabt, ein Hausarzt habe sich bereit erklärt, schon vor acht Wochen im Betrieb zu impfen. Zunächst seien nur Angehörige der priorisierten Gruppen geimpft worden. Auch Familienmitglieder konnten sich anmelden. So sind 80 Personen bei Kiesel im firmeneigenen Sanitätsraum geimpft worden.

„Die Mitarbeitenden sind sehr dankbar dafür“, berichtet Kiesel-Luik, die auch Mitglied des IHK-Präsidiums ist. Die Impfbereitschaft sei. Ihr Bruder Ferdinand Kiesel ergänzt, dass die Impfquote im Unternehmen mittlerweile hoch sei. Dennoch gelten noch immer Hygieneregeln wie Maskenpflicht, regelmäßige Tests und eine Entzerrung der Raumbelegung.