Malcolm McLaren, legendärer Manager der Sex Pistols, ist im Alter von 64 Jahren gestorben.

Womöglich wäre der Punk ohne Malcolm McLaren eine Fußnote der Rockgeschichte geblieben: Er erfand Mitte der 1970er Jahre die Sex Pistols und inszenierte sie weit über ihre eigentlichen Möglichkeiten hinaus als Flaggschiff einer Bewegung und als Provokation an die Welt. Wohl wissend, dass es sich um eine Farce handelte, folgte er einem wohldurchdachten Vermarktungskonzept - wie er 1981 in dem Dokumentarfilm "The Great Rock'n'Roll Swindle" ganz offen bekannte: "Finde vier Kids. Vergewissere dich, dass sie einander hassen. Vergewissere dich, dass sie nicht spielen können."

Mit der Behauptung, es sei nur ums Geld gegangen, erledigte er den Punk so plötzlich, wie er ihn zuvor ins Licht der Öffentlichkeit geworfen hatte. Sex-Pistols-Sänger Johnny Rotten verklagte ihn erfolgreich wegen Missmanagements, und tatsächlich hatte es McLaren nie in erster Linie auf den Mammon abgesehen - sein Geschäft war die Provokation. Dabei wendete er Strategien der linksgerichteten Situationisten an, die er in seinen Jahren an Kunsthochschulen kennengelernt hatte. Eines seiner zentralen Anliegen hat er einmal so formuliert: "Rock'n'Roll bedeutet zu versuchen, unsterblich zu werden."

Der ganz große Ruhm war ihm nicht vergönnt, aber er hat seinen Fingerabdruck auf der Geschichte des Pop hinterlassen. Bereits 1974 managte er die New York Dolls, denen aus dem Nichts große Aufmerksamkeit zuteilwurde, nachdem McLaren ihnen rote Latexanzüge und Hammer und Sichel als Bühnendekoration verordnet hatte. Dann fielen ihm in seiner Londoner Rockabilly- und Fetisch-Boutique "Sex" drei Stammgäste auf, Steve Jones, Paul Cook und Glen Matlock. Aus ihnen formte er unter Hinzunahme des schmerzfreien Sängers Johnny Rotten die Sex Pistols, die gleich das britische Königshaus ins Visier nahmen: Ihr Konzert auf einem Schiff auf der Themse während des Kronjubiläums-Umzugs für die Queen sorgte für große Empörung - genau wie von McLaren geplant.

Ähnliches gelang ihm später nicht mehr, auch wenn er als Manager von Adam Ant und Bow Wow Wow Achtungserfolge erzielte und mit seinem eigenen Song "Buffalo Gals" sogar in die Charts kam.

Eine Ursache für seine Liebe zur Anarchie nannte McLaren 2006 der Zeitung "Daily Mail": Seine Oma, bei der er aufwuchs, habe ihm eine Welt gezeigt, "wo es gut war, böse zu sein, weil gut sein langweilig war". Er habe es als sein Schicksal gesehen, das Leben zu leben, von dem sie träumte - "sie wollte, dass ich ein Provokateur und ein Rebell bin". Mit einer Sache freilich war die Oma nicht einverstanden: Als ihr Enkel die fünf Jahre ältere Modedesignerin Vivenne Westwod kennenlernte und in kürzester Zeit schwängerte, drehte sie ihm den Geldhahn zu.

Am Donnerstag ist Malcolm McLaren im Alter von 64 Jahren an Krebs gestorben. John Lydon, der ihm längst verziehen hat, ließ verlauten: "Ich werde ihn vermissen, und das solltet ihr auch." Dem ist nichts hinzuzufügen.