Anthony Scaramucci sorgte gleich nach seinem Amtsantritt für viel Wirbel im Weißen Haus. Foto: AP

Erst drängte Trumps schillernder Kommunikationsdirektor Scaramucci den Stabschef aus dem Amt und drohte zahlreichen Mitarbeitern im Weißen Haus offen mit der Kündigung. Nun muss er nach nur zehn Tagen selber gehen.

Stuttgart - An Skrupellosigkeit mangelt es Anthony Scaramucci nicht. „Ich werde alle rausschmeißen“, drohte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses in der vergangenen Woche: „Genau so werde ich es machen.“ Doch da hatte der 53-Jährige die Wendigkeit von Donald Trump unterschätzt. Am Montagnachmittag amerikanischer Zeit wurde der schillernde Hedge-Fonds-Manager nach nur zehn Tagen im Amt überraschend selbst vor die Tür gesetzt. „Anthony Scaramucci wird seinen Posten als Kommunikationsdirektor aufgeben“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Weißen Hauses. So solle dem kurz zuvor vereidigten Stabschef John Kelly ein „unbelasteter Neuanfang“ ermöglicht werden.

Dass der selbstbewusste Scaramucci, den amerikanische Kommentatoren als „Mini-Wiedergänger“ von Präsident Trump charakterisieren, freiwillig seinen Stuhl räumte, gilt als ausgeschlossen. Vielmehr soll der neue Stabschef Kelly bei Trump auf die Ablösung Scaramuccis gedrängt haben, den er für undiszipliniert und wegen seiner vulgären Aussagen für untragbar hält. Später ergänzt das Weiße Haus: Auch der Präsident selbst habe die Aussagen seines Kommunikationschefs für „unangemessen“ befunden.

Scaramucci stellt im Weißen Haus einen neuen Rekord auf

Mit Scaramuccis Rausschmiss wird einer chaotischen Woche im Weißen Haus die Krone aufgesetzt. Erst vor zehn Tagen hatte Trumps Pressesprecher Sean Spicer aus Protest gegen die Berufung des von Trump hochgelobten Scaramucci seinen Posten geräumt. Der neue Kommunikationsdirektor beschuldigte dann öffentlich Stabschef Reince Priebus, die Quelle zahlreicher Indiskretionen zu sein, die aus dem Weißen Haus dringen. In einem Telefonat mit dem Korrespondenten des New-York-Magazins nannte er Priebus unter anderem einen „verfickten paranoiden Schizophrenen“. Einen Tag später löste Trump den glücklosen Priebus durch Ex-General Kelly ab, der am Montag offiziell sein Amt antrat.

Inzwischen dreht sich das Personalkarussell im Weißen Haus so schnell, dass Mitarbeiter ihren Job verlieren, bevor sie ihn formal angetreten haben. Scaramucci sollte offiziell erst Mitte August beginnen. Spicer wiederum räumt offiziell erst im August seinen Posten. In der Reality-TV-Show „The Apprentice“ (Der Lehrling) warf Trump stets einen Kandidaten hinaus. Sein Spruch „You’re fired“ wurde zum geflügelten Wort. Offenbar perfektioniert er diesen Führungsstil nun: Stabschef Priebus hielt sich immerhin 189 Tage und Spicer 183 Tage. Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn flog nach 23 Tagen. Scaramucci stellt mit zehn Tagen nun einen Minus-Rekord auf.

Kelly verabscheut vulgäre Ausfälle

Ob die chaotischen Wochen im Weißen Haus damit zum Abschluss kommen, muss sich zeigen. Nach Einschätzung von Beobachtern demonstriert Stabschef Kelly nun, dass er seinen eigenen Führungsstil umsetzen und für Disziplin sorgen will. Scaramucci dürfte dem strengen Offizier nicht nur wegen seines vulgären Ausfalls ein Dorn im Auge gewesen sein. Der Millionär hatte sich auch das Recht ausgehandelt, am Stabschef vorbei direkt dem Präsidenten zu berichten. Trump selbst hatte am Montagmorgen noch per Twitter behauptet: „Es gibt kein Chaos im Weißen Haus“.