Nich alle Delikatessen kann man kaufen. Luggeleskäs muss man immer noch selbst machen.

Selbst die außergewöhnlichsten Delikatessen kann man heutzutage kaufen. Luggeleskäs jedoch muss man selbst machen. Unser Leser Emil Neuscheler aus Neckartailfingen weiß, wie:

"Luggeleskäs war auf dem Land und zumindest in bäuerlichen Betrieben ein weit verbreitetes Nahrungsmittel. Die kuhwarme Milch wurde in Häfala bei Zimmertemperatur zur Gerinnung aufgestellt. Je nach Wärme war der Vorgang nach drei bis vier Tagen so weit fortgeschritten, dass man die nun gestandene Milch weiterbehandeln konnte. Der Inhalt vom Häfele kam in das Ausseih-Tüchle, wo die Milchflüssigkeit vom festen Milchquark abtropfen konnte. Die feste Masse wurde dann mit etwas Rahm verfeinert und mit Salz abgeschmeckt. Luggeleskäs passt zu jeder Tageszeit und wurde als Aufstrich zu eigenem Schwarzbrot oder auch pur gegessen. Das Häfele sollte nicht ausgespült werden, weil sonst die Bakterienstämme, die die Umwandlung der Milch bewerkstelligten, zerstört worden wären."

Jenseits vom Luggeleskäs hat Leserin Gerlinde Nuber aus Weil im Schönbuch folgendes Anliegen: "Unlängst habe ich mich mit einer alten Schulfreundin über alte Schulzeiten unterhalten. Uns fiel ein, dass wir vor der Schule immer unsere Mütter fragten, was es denn zum Mittagessen geben würde. Manchmal bekamen wir zur Antwort: ,Kackete Grotschela!' Wir wissen bis heute noch nicht, was das für ein Essen war. Vielleicht gibt es jemanden, der diese Frage beantworten kann. Es würde mich und meine Freundin sehr freuen, wenn wir - inzwischen 66 Jahre alt - dies erfahren könnten."

Kennen Sie auch ein typisch schwäbisches Rezept? Oder haben Sie Anregungen zum Thema regionale Küche? Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

Nachtrag (12.1.11):

In unserer gestrigen Ausgabe haben wir eine Anfrage von Leserin Gerlinde Nuber aus Weil im Schönbuch veröffentlicht, die seit vielen Jahren darüber rätselt, welches Gericht ihre Mutter wohl gemeint haben könnte, als sie in ihren Kindheitstagen von "Kackete Grotschela!" sprach.

Dazu können wir zwei verschiedene Antworten anbieten: Leserin Heide Schumann meint, bei "Kackete Grotschela" handle es sich um einen salzigen Pfannkuchen, "der nach dem Fertigbacken noch in der Pfanne mit Gabeln in mundgerechte Stücke zerteilt wird".

Leser Peter Nickels aus Leutenbach hat diese Erklärung parat: "Kackete Grotschela ist etwa dasselbe wie grädelde Hommelschella. Kackete oder kagde bedeutet gehackt, Grot kommt von Kröte, Schela oder Schella kommt von Hoden. Es gab also gehackten Krötenhoden zum Mittagessen oder, anders gesagt, die Mutter wusste zum Zeitpunkt der Frage ihrer Tochter nicht, was Sie kochen sollte.

Nachtrag II (13.1.11):

Leserin Kaja Matuttis-Fahrbach aus Winnenden schreibt zu der zu Wochenbeginn gestellten Frage - Was sind "Kackete Grotschele"? - diese Zeilen: "Von meiner Mutter erhielt ich auf die Frage, was es denn zu Essen gäbe, stets die Antwort: ,Gschnirgeldä Schneckäschwänz mit Ameisäherzä' - so konnte das tatsächliche Essen immer nur leckerer sein als das angekündigte. Ein weiterer Spruch meiner Mutter: Wenn ich unbedingt wissen wollte, was sie eingekauft hatte oder was ich zu Weihnachten oder Geburtstag bekommen würde, antwortete sie: ,A Mixle ond a Bixle ond a goldigs Wartäweilä.' Da meine Mutter ansonsten Hochdeutsch mit mir sprach, umgab das Erwartete immer einen besonderen Zauber. Die Bedeutung des Spruches ist mir erst als Erwachsene aufgegangen - bis auf das ,Mixle'. Vielleicht weiß ja jemand, was ein Mixle ist?"