Die Wahl von Axel Hechenberger zum neuen Kaufmännischen Geschäftsführer der Regionalen Kliniken Holding (RKH) in Ludwigsburg ging nicht reibungslos über die Bühne. Zudem schlagen Infos aus nichtöffentlicher Sitzung Wellen.
Ärger liegt in der Luft. Mal wieder. Die Regionale Kliniken Holding (RKH) kommt einfach nicht zur Ruhe. Dabei hätte die Mitteilung über den künftigen Kaufmännischen Geschäftsführer beim größten kommunalen Krankenhausverbund im Südwesten ruhigere Zeiten einläuten sollen. Doch die Wahl des Eigengewächses Axel Hechenberger ging offenbar nicht ganz reibungslos über die Bühne – wegen Unstimmigkeiten im Aufsichtsrat vor allem im Blick auf den Ablauf des Verfahrens. Und nach der nichtöffentlichen Sitzung schlugen die Wogen dann noch einmal besonders hoch.
Was ist passiert? Axel Hechenberger ist seit 1995 bei den RKH-Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim und seit 2016 Kaufmännischer Direktor sowie Vize von Geschäftsführer Jörg Martin. Bestellt wurde er in der jüngsten Sitzung des RKH-Aufsichtsrats. Er soll künftig die eine Hälfte einer neu geplanten Doppelspitze sein und bereits am 1. August mit seiner Aufgabe beginnen. Der Gegenpart, ein Medizinischer Geschäftsführer beziehungsweise eine Medizinische Geschäftsführerin, wird derweil erst am 10. Juli gewählt.
Und eben dieser zeitliche Versatz sorgte dem Vernehmen nach für Unruhe bei der Aufsichtsratssitzung, konkret ein Antrag zur Geschäftsordnung, den der Bietigheimer Oberbürgermeister Jürgen Kessing zugleich SPD-Kreisrat gestellt hatte. Dessen Ziel: die Wahl Axel Hechenbergers zu vertagen.
Bei einer Doppelspitze müsse das Duo sowohl persönlich als auch fachlich harmonieren, so die Argumentation. Abweichend von der früheren Einschätzung sei man inzwischen der Ansicht, dass die Besetzung der Medizinischen Geschäftsführung mit Blick auf die aktuell zu lösenden Problemstellungen höchste Priorität besitze. Und diesem Umstand sei auch bei der Abfolge der Wahl Rechnung zu tragen. Kurzum: Der Kaufmännische Geschäftsführer sollte nicht vor dem Medizinischen gewählt werden. Und es sollte eine qualitative und quantitative Auswahl geben. Doch die geforderte Auswahl gab es für die Kaufmännische Geschäftsführung nicht, denn von den anfangs acht Bewerbungen wurden sechs aussortiert, zwei blieben übrig. Hechenberger als interner Bewerber und ein Kandidat von außen. Das Problem: Der Externe sprang kurz vor der entscheidenden Sitzung ab.
Aus Kessings Forderung leiteten wohl vor allem Vertreter aus dem Enzkreis eine Ablehnung Hechenbergers ab. Zu Unrecht, wie der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier betont. „Es ging der Stadt Bietigheim nur um das Verfahren, nicht um die Person Hechenberger. So ein Antrag ist völlig üblich und dazuhin legitim.“ Zumal das Thema Doppelspitze in den Gesprächen mit den drei Bewerbern für die Medizinische Geschäftsführung eine Rolle spiele. „Sie finden das alle gut, aber natürlich geht es da auch darum, dass die Chemie im Duo stimmt.“ Deshalb sei man dabei, schon vor dem 10. Juli die Bewerber mit Axel Hechenberger zusammenzubringen. Treffen und Gespräche die Hinweise geben können, in welcher Konstellation es über das Fachliche hinaus besonders gut harmoniert.
In der Aufsichtsratssitzung wurde heftig diskutiert, wie Teilnehmer übereinstimmend berichten. Doch am Ende fand Kessings Antrag keine Mehrheit und Axel Hechenberger bekam das Vertrauen ausgesprochen – von 70 Prozent der Anwesenden.
Doch damit nicht genug: Neue Wellen gab es am vergangenen Wochenende – wegen einer Berichterstattung der „Ludwigsburger Kreiszeitung“ über die nichtöffentliche Sitzung. Von einem Machtkampf war die Rede und von einer Opposition gegen Hechenberger, angeführt von Kessing, der zu den Vorwürfen auf Anfrage jedoch keine Stellung nimmt. Kessing habe angezweifelt, dass der Mediziner die Statur habe, die RKH zu führen. Hechenberger sei schon vor seinem Start schwer beschädigt, so die Conclusio. Aufsichtsräte selbst sagen, es habe wie oft bei Personalentscheidungen unterschiedliche Ansichten gegeben, doch eine „Skandalisierung“ werde der Sache nicht gerecht. Hechenberger sei außerordentlich kompetent, menschlich angenehm, transparent und kommunikativ – und er sei alles andere als ein Notnagel.
Aufsichtsratsvorsitzender sehr verärgert
Mächtig sauer ist insbesondere Landrat Dietmar Allgaier. Der von der Stadt Bietigheim gestellte Antrag sei falsch dargestellt worden. Die Berichterstattung beziehe sich auf eine Quelle aus der nichtöffentlichen Sitzung. „Für die Mitglieder des Aufsichtsrats gilt, dass Informationen aus nichtöffentlichen Sitzungen vertraulich behandelt werden müssen. Umso mehr, wenn es sich um Personalangelegenheiten handelt“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende verärgert.
Brisant: Der langjährige, inzwischen pensionierte Leiter der Kreisredaktion der Lokalzeitung sitzt für den Enzkreis im Aufsichtsrat. Er ist Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag des Enzkreises. Bächle selbst hält sich bedeckt. Die Vermutungen über den oder die Informanten hätten auch ihn erreicht, erklärt Günter Bächle auf Anfrage. „Gehandelt werden drei Quellen: Ludwigsburger CDU-Kreisräte, Bietigheimer Stadträte – und natürlich ich.“ Der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier hält den Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht für schwerwiegend – nicht zuletzt, weil dadurch dem Unternehmen und dem neu gewählten Kaufmännischen Geschäftsführer geschadet worden sei. „Deshalb“, sagt Allgaier, „prüfen wir, ein Verfahren wegen Verletzung der Nichtöffentlichkeit einzuleiten.“
Die RKH im Wandel
Gesellschafter
Die Stadt Bietigheim ist an der Regionalen Kliniken Holding mit 15 Prozent beteiligt. 13 Prozent entfallen auf den Enzkreis, 22 Prozent auf Karlsruhe. Den Löwenanteil von 50 Prozent hat der Kreis Ludwigsburg inne.
Neustrukturierung
Die RKH ist der größte kommunale Krankenhausverbund im Südwesten. In den drei Landkreisen werden an die 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Es gibt mehr als 2500 Betten. Klinikenchef Jörg Martin muss im Herbst gehen. Die Neustrukturierung sieht eine Doppelspitze mit kauffmännischer und medizinischer Geschäftsführung vor.