Trinkfeste Römer reisen mit einem mobilen Weinkeller. Foto: factum/Weise

Die etwa 19 000 Zuschauer am Straßenrand konnten von Glück sagen, dass wenigstens der große Pferdemarktsumzug am Sonntagnachmittag vom schlechten Wetter verschont blieb. Allerdings mussten einige Pferdeshows wegen einer Unwetterwarnung abgesagt werden. Hier gibt es die Bilder.

Ludwigsburg - Der 248. Ludwigsburger Pferdemarkt wird nicht als Schönwetterfest in die Annalen eingehen. Die Teilnehmer konnten ebenso wie die 19 000 Zuschauer am Straßenrand von Glück sagen, dass wenigstens der große Umzug am Sonntagnachmittag vom schlechten Wetter verschont blieb:  „Der starke Regen und das Gewitter kamen schon vor dem Festumzug“, sagte Holger Schumacher, der Geschäftsführer Tourismus & Events. Allerdings mussten einige Pferdeshows am Sonntagnachmittag wegen einer Unwetterwarnung abgesagt werden.

Der Gruppen- und Wagen-Corso war kürzer, diesmal defilierten nur 63 Zugnummern durch die Innenstadt. Wenn der Umzug bis zum großen Jubiläum, dem 250. Pferdemarkt in zwei Jahren, wieder mehr Schwung haben soll, müssen sich die Veranstalter noch einiges einfallen lassen.

Das modische Gefälle zwischen den aktiven Umzugsgruppen und den Zuschauern am Straßenrand hätte kaum größer sein können: hier die elegantesten Trachten und Rokoko-Kostüme, dort Shorts und labberige T-Shirts. Aber das ist natürlich nichts Neues beim Pferdemarkt. Neu hingegen war, dass das Publikum über weite Strecken ziemlich apathisch wirkte. Da konnten sich Kindertanzgruppen, historische und folkloristische Vereine noch so abmühen und winken und rufen, geklatscht wurde selten und mitgesungen gleich gar nicht.

Die Grünen hatten im vergangenen Jahr ein Trojanisches Pferd auf die Pferdemarktrundreisedurch Ludwigsburg geschickt, um damit Kritik an den TTIP-Verhandlungen zu üben. Freihandelsabkommen, das hat doch nichts mit unserer schönen Stadt zu tun, meinten die Christdemokraten. Sie schimpften und zeterten, bis sie endlich im Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss durchsetzten, wonach politische Äußerungen beim Pferdemarktumzug verboten sein sollen. Trotzdem wurde beim Umzug am Sonntag erneut ein Trojanisches Pferd gesichtet: mit der Zugnummer 49 wurde es durch die Stadt gezogen. Eine politische Botschaft hatten sich die Macher des Wagens verkniffen – nirgends war auch nur ein Spruchband zu sehen. Selbst schuld, wer dabei an TTIP dachte. Wahrscheinlich hatte sich das hölzerne Pferd verirrt. Vielleicht aber hat es jemand in die Stadt hineingeschmuggelt? Den griechischen Folkloreverein vielleicht?

Aber nein, der griechische Kultur- und Tanzverein Iphigenia war unter dem Motto „Frieden“ durch die Stadt marschiert – und ist dafür mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet worden. Ebenso wie Otto Müller aus Sulzbach, der für den Beitrag „Eine Reise in die Vergangenheit mit einer englischen Postkutsche“ hoch auf dem gelben Wagen angereist war, und das Blühende Barock, das eine Wagenladung „Barocke Blumenpracht“ präsentierte.

Wenn das mal nicht politisch war! Gleich zwei Gruppen hatten sich des seit Jahren heftig diskutierten Themas Stadtbahn in Ludwigsburg angenommen. Während die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Ludwigsburg-Remseck zu einer Testfahrt der Stadtbahn auf die Strecke Neckarrems–Ludwigsburg–Markgröningen einlud, schlug der Bürgerverein Oßweil vor, doch einfach die 1926 stillgelegte Oberleitungsbahn zu reaktivieren. Der Stadtteil war besonders stark vertreten, um auf sein großes Jubiläumsfest hinzuweisen: Oßweil feiert in diesem Jahr 1200. Geburtstag.

Was wäre ein solcher Umzug ohne Gäste aus der Region und den Nachbarstädten? Mit dabei waren diesmal Vereine aus Leonberg genauso wie der Cannstatter Kübelesmarkt. Für akustischen und optischen Wirbel sorgten die Gäste aus Bietigheim-Bissingen. Während die Stadtverwaltung keine Mühe gescheut hatte und gleich das Wahrzeichen – den Viadukt – mitgebracht hatte, machte die Gruppe D’Wefzga Guggenmusik Bietigheim vor, was man unter „Musik der Moderne“ zu verstehen hat.