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Ein mutmaßlicher Trickbetrüger kündigt einem Opfer seinen Besuch an. Die Polizei reagiert nicht.

Ludwigsburg - Ein mutmaßlicher Trickbetrüger kündigt einem Opfer seinen Besuch an. Die Polizei, rechtzeitig informiert, könnte zugreifen, womöglich eine Serie klären. Doch die Beamten haben "keine Zeit".

Der Mann, der auffallend Hochdeutsch spricht, schlüpft in verschiedene Rollen - aber er hat stets dasselbe Ziel: In die Wohnung der betagten Opfer gelangen, dort die Geldverstecke aufspüren. Die Ludwigsburger Kripo sucht einen Trickbetrüger, der am Montag bei einer 88-Jährigen Schmuck für mehrere Zehntausend Euro erbeutet hat. Als die Polizei am Dienstag einen Fahndungsaufruf startet, ist der Gesuchte auf dem Silbertablett serviert. Doch die Information darüber geht verloren.

Ein Elektroboiler hätte dem Trickbetrüger zum Verhängnis werden können. Am Montag hatte er eine 82-Jährige in Tamm angerufen und dabei vage angemerkt, dass bei ihr wohl etwas zu reparieren sei. Die Frau wunderte sich zunächst darüber, was der Unbekannte wollte - bis ihr einfiel, dass ihr Sohn am Wochenende einen neuen Boiler vorbeigebracht hatte, mit dem Versprechen, diesen demnächst zu montieren. Der Anrufer ging sogleich auf den Boiler ein, gab sich als Bekannter des Sohnes aus, vereinbarte einen Termin für Dienstag, 13 Uhr.

Glücklich informierte die 82-Jährige ihren Sohn noch am Montag darüber: "Dein Monteur hat sich schon gemeldet." Der Sohn schaltete richtig: Da war etwas faul. Der ihm bekannte Monteur kannte weder seine Mutter noch ihre Telefonnummer. Offenbar war da ein Betrüger am Werk, der nur in die Wohnung kommen wollte. "Ich dachte, für die Polizei wäre es sicher interessant, zumindest die Personalien festzustellen", sagt er.

Am Telefon das Vertrauen erschleichen

Er versucht es vergebens beim Polizeiposten in Tamm, bringt sein Anliegen dann beim Polizeirevier Kornwestheim vor. Der Beamte zeigt sich interessiert, verspricht, die zuständigen Beamten im Posten zu informieren. "Was soll ich als Bürger sonst noch tun?", fragt der Betroffene. Damit seine Mutter nicht in Gefahr gerät, weist er sie an, am Dienstag nicht zu Hause zu sein.

Als er sich später nach dem Ergebnis der Aktion erkundigt, ist er ernüchtert: Die Polizei war nicht in der Wohnanlage. "Am Telefon habe ich nur zu hören bekommen, dass der Posten mit vielfältigen Aufgaben belastet sei und dafür keine Zeit gehabt habe." Der Täter ging durchs Netz.

Der Fall offenbart interne Kommunikationsprobleme - das für die Betrügereien zuständige Kripo-Dezernat wäre interessiert gewesen, wusste aber nichts von dem Vorgang. "Das ist eindeutig schiefgelaufen", räumt Ludwigsburgs Polizeisprecher Peter Widenhorn ein. Natürlich sei ein Posten stark belastet, jedoch "hätte dies kommuniziert werden müssen". Der Bürger habe die Situation richtig eingeschätzt: "Das wäre ein Anfangsverdacht gewesen, den man ermittelt hätte." Offenbar sei die Information "falsch eingeschätzt" worden.

Dabei warnt die Polizei vor Betrügern, die sich am Telefon das Vertrauen erschleichen. Der letzte hochdeutsch sprechende Anrufer in Ludwigsburg hatte im Januar einer 92-Jährigen den Enkel vorgespielt. Die Frau schöpfte rechtzeitig Verdacht.