Von den 10 000 Ludwigsburger Studenten ist kaum einer hier gemeldet. Foto: factum/Bach

Die Aktion „Heimvorteil“ war ein Reinfall, nun soll es „Studierende Willkommen“ richten. Die neue Erstwohnsitz-Kampagne soll besser auf die Bedürfnisse der jungen Leute zugeschnitten sein.

Ludwigsburg - An den Ludwigsburger Hochschulen sind 10 500 Studenten registriert, aber die wenigsten davon wohnen auch in der Stadt – und von diesen wiederum ist nur ein Bruchteil angemeldet. Die Verwaltung verliert dadurch bares Geld. Ziel ist es deshalb, möglichst viele als Einwohner der Barockstadt zu gewinnen. Dass das nicht leicht ist, hat die Aktion „Heimvorteil“ gezeigt, eine Erstwohnsitzkampagne, die Ende 2017 wegen Erfolglosigkeit eingestellt worden ist. Jetzt soll es „Studierende Willkommen“ richten, ein neuer Vorstoß in Sachen Erstwohnsitz.

Wie erhöht man die Attraktivität des Studienortes und wie schafft man eine stärkere Identifikation bei den Studierenden? Was sich in gewachsenen Unistädten von selbst erledigt, braucht in Ludwigsburg mit seinen relativ jungen Hochschulen viel Schützenhilfe. Als größte Hindernisse erweisen sich die verhältnismäßig kurze Studiendauer der hier angebotenen Fachrichtungen und die Tatsache, dass das Gros der Studenten aus dem nächsten Umfeld kommt, also in der Regel täglich vom Heimatort nach Ludwigsburg pendelt.

Alles wird digital abgewickelt

Die Stadtverwaltung hat nun dem Sozialausschuss des Gemeinderates in Grundzügen das neue Maßnahmenpaket vorgestellt: So soll etwa eine Palette von Anreizen den hier wohnenden, aber nicht gemeldeten Studenten den Gang zum Meldeamt versüßen: Mit einer neuen Stuwi-Card (Studierende Willkommen Card) sollen sie Rabatte bei Händlern sowie Extraangebote bei Vereinen und sonstigen Einrichtungen bekommen. „Das soll nach Möglichkeit alles digital abgewickelt werden“, sagt der für das neue Konzept zuständige Jürgen Schindler vom Fachbereich Bürgerdienste. Das komme den jungen Leuten entgegen, sei unkompliziert und helfe auch, noch Ressourcen zu sparen.

Diese Stuwi-Card bekommt jeder Studierende bei der Immatrikulation. Wer indes tatsächlich einen Schritt weitergeht und sich beim Meldeamt mit Erstwohnsitz registrieren lässt, bekommt außerdem ein Guthaben von 200 Euro freigeschaltet. Einzulösen ist das bei teilnehmenden Händlern in Ludwigsburg.

Der CDU-Stadtrat Claus-Dieter Meyer begrüßte das neue Programm, befürchtete aber auch, es könne verwirrend sein: „Es gibt da so viele Angebote, manches davon scheint mir sehr unübersichtlich.“ Außerdem wollte er – ebenso wie der SPD-Stadtrat Hubertus von Stackelberg – sichergestellt wissen, dass bei allen Transaktionen der Datenschutz eingehalten werde.

Die Aktion stehe und falle mit dem Wohnungsangebot, gab Andreas Kasdorf (Grüne) zu bedenken. „Um die Leute zur Anmeldung zu bewegen, brauchen sie auch Wohnungen. Da müssen wir vorankommen.“ Der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried meinte, die Bilanz sei nicht so schlecht wie angenommen. In den vergangenen Jahren seien einige Wohnungen für Studenten hinzugekommen. Außerdem würden aktuell 230 neue Wohnheimplätze im Bereich Friedrichstraße und Königsallee (in der Nähe der Agentur für Arbeit) gebaut, ergänzte von Stackelberg.

Die Ausgabe rechnet sich

Auch wenn die Stadt mit einer Investition von 200 Euro für neuangemeldete Studierende in Vorleistung geht, am Ende wäre es lohnend. Dank der Zuweisungen des Landes, um die es bei der ganzen Angelegenheit geht. Gelänge es etwa, 500 Studenten dazu zu bewegen, ihren Erstwohnsitz in Ludwigsburg zu nehmen, kostete das die Stadt zunächst 100 000 Euro. Da das Land jeder Kommune 1300 Euro pro gemeldetem Einwohner auszahlt, verwandelt sich die Ausgabe in einen Gewinn. Auch nach Abzug weiterer Kosten, so Schindlers Kalkulation, blieben von den 1300 Euro mindestens 850 Euro bei der Stadt. Im Falle von 500 Anmeldungen hieße das: die Stadt kann auf 425 000 Euro hoffen.

„Wir befinden uns erst am Anfang“, sagt Schindler. Man wolle das Konzept Schritt für Schritt voranbringen, man könne jederzeit weitere Angebote auflegen. Der Sozialausschuss stimmte geschlossen dafür, die neue Anwerbekampagne zu beginnen.