Die kristalline Droge LSD wird häufig auf Löschpapier-Bogen (englisch: Blotter), das wie diese „Pink Elephant Blotters“ häufig farbig bedruckt sind, von Dealern in Umlauf gebracht. Foto: Wikipedia commons

Psychoaktive Pilze haben eine ähnliche Wirkung wie LSD. Die Synthetische Droge wurde vor 75 Jahren zufällig von dem Schweizer Chemiker Albert Hofmann entdeckt und prägte die Hippie-Ära der 1960er Jahre.

Stuttgart - Das Mutterkorn wächst vorwiegend an Roggenähren, wenn es zur Blütezeit von Ende Mai bis Anfang Juni kräftig regnet. Es handelt sich hierbei um einen Schimmelpilz, der wie ein dunkelbraunes Roggenkorn aussieht. Für Menschen und Vieh stellt der Befall ein großes Problem dar, weil die im Mutterkorn enthaltenen Alkaloide (natürlich vorkommende, stickstoffhaltige chemische Verbindungen) giftig sind. Schon fünf bis zehn Gramm des Pilzes können tödlich sein.

Aus dem Pilz kann Lysergsäure-Diethylamid gewonnen werden – besser bekannt als LSD, eines der am stärksten wirkenden Halluzinogene. Damit werden psychotrope Substanzen bezeichnet, welche die Psyche beeinflussen und starke Veränderungen im Denken, in der Stimmung und Realitätswahrnehmung hervorrufen können.

Vor 75 Jahren: Ein Schweizer Chemiker entdeckt LSD

Entdeckt hat LSD rein zufällig der Schweizer Chemiker Albert Hofmann (1906-2008), als er ab 1938 nach einem Kreislaufmittel suchte. Dafür synthetisierte er Lysergsäurediethylamid, eine durchsichtige Flüssigkeit aus dem Mutterkorn. Als er im April 1943 bei Experimenten die Substanz unabsichtlich berührte, fühlte er sich plötzlich erschöpft und hatte Halluzinationen. Hofmann hatte – ohne es zu wissen – LSD erfunden und den ersten Horror-Trip durchlebt.

1949 begann sein Arbeitgeber, die schweizerische Pharmafirma Sandoz, mit der industriellen Produktion von LSD, das unter dem Handelsnamen „Delysid“ in der Psychiatrie Verwendung fand. Doch Hofmann wurde schnell klar, dass die Droge auch große Gefahren birgt. Schon in geringen Dosen bewirkt LSD lang andauernde halluzinogene Zustände und einen psychodelischen Rausch.

LSD und Magic Mushrooms

1957 gelang es Hofmann, das Alkaloid Psilocybin zu synthetisieren. Im Körper wird Psilocybin zu einer Substanz namens Psilocin umgewandelt, von denen eine halluzinogene Wirkung ausgeht, die ähnlich der von LSD ist. Beide Stoffe kommen in der Natur in psilocybinhaltigen Pilzen wie den Kahlköpfen vor – auch bekannt als Zauberpilze, Magic mushrooms oder halluzinogene Pilze. Schon in geringer Menge können sie kognitive und emotionale Veränderungen hervorrufen.

Psilocybinhaltige und andere psychoaktive Pilze sind schon seit mehreren Tausend Jahren bekannt und wurden vor allem für religiöse Zwecke – etwa durch Schamanen in Lateinamerika und Sibirien – genutzt. Die Azteken im heutigen Mexiko nannten den Mexikanischen Kahlkopf auch „Teonanacatl“ – Fleisch der Götter.

Droge der Hippie-Ära

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden psychoaktive Pilze durch einen 1957 von dem New Yorker Bankier und Privatgelehrten Gordon Wasson (1898-1986) verfassten Artikel „Seeking the magic mushroom“ im „Life-Magazin“. Darin beschrieb Wasson die Wirkung psychoaktiver Pilze in früheren Kulturen in Sibirien, Indien sowie Nord- und Südamerika.

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Da der Konsum von LSD in den frühen 1960er Jahren in den USA und anderen Ländern legal war, konnte die Droge die Hippie-Ära sowie Künstler- und Intellektuellen-Kreise stark prägen. Nachdem LSD in den meisten Staaten (1966 in den USA, 1971 in Deutschland) verboten worden war, kam der Konsum und die Forschung praktisch zum Erliegen. In den 1980er Jahren wurde LSD als „Party-Droge“ in der Technoszene wiederentdeckt.

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LSD-Experimente in der Schweiz

Zu Beginn der 1990er Jahre erwachte das Interesse der Wissenschaft an LSD und psychoaktiven Pilzen neu. 2007 erhielt der Solothurner Psychiater Peter Gasser vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit die Erlaubnis, eine Pilotstudie zur LSD-Behandlung an schwerkranken Krebspatienten durchzuführen, die an Angststörungen litten. Es war die erste offizielle genehmigte Untersuchung zu LSD-gestützter Psychotherapie seit mehr als 40 Jahren. 2014 veröffentlichte Gasser die Ergebnisse in einer Studie im „Journal of Psychopharmacology“ .

Die „New York Times“ schrieb über Grassers Experimente: „Mehrere Probanden starben innerhalb eines Jahres nach der Studie – zuerst erlebten sie allerdings noch ein mentales Abenteuer, das die Schwermut ihrer letzten Tage wohl erträglicher gemacht hat.“