Vom Ziehungsgerät muss sich Franziska Reichenbacher verabschieden Foto: HR/Pressestelle

Etwa 700-mal moderierte Franziska Reichenbacher die Ziehung der Lottozahlen. Nun ändert sich ihr Job dramatisch. An diesem Samstag (23.15 Uhr, ARD) wird die Ziehung zum letzten Mal live im Fernsehen übertragen.


Frankfurt/Main – Etwa 700-mal moderierte Franziska Reichenbacher die Ziehung der Lottozahlen. Nun ändert sich ihr Job dramatisch. An diesem Samstag (23.15 Uhr, ARD) wird die Ziehung zum letzten Mal live im Fernsehen übertragen.

Frau Reichenbacher, nach fast 50 Jahren werden die Lottozahlen künftig nicht mehr live im Fernsehen gezogen. Was erwartet den Zuschauer ab 6. Juli in der Sendung „Lotto am Samstag“?
Wir kehren auf den Sendeplatz kurz vor acht zurück, den es bis 2009 gab. In den vergangenen Jahren kam die Ziehung der Lottozahlen ja teilweise sehr spät, oft erst nach 23 Uhr. Jetzt gibt es einen Sendeplatz zwischen der „Sportschau“ und der „Tagesschau“, der zuverlässig und absolut attraktiv ist. Und die Sendung ist künftig kürzer, denn die Ziehung hat kurz zuvor stattgefunden, und ich verkünde nur noch das Ergebnis.

Und wie genau präsentieren Sie die zuvor gezogenen Zahlen? Lesen Sie die einfach von einem Zettel ab?
Nein, ein bisschen spannender darf es schon sein (lacht). Ich stehe vor einer Videowand mit Touchscreen. Ich drücke auf die Oberfläche, und dann erscheinen die Zahlen – in einer Animation, die sich an die Kugeln anlehnt. Es flimmert, es bewegt sich ein bisschen, und in der weißen Kugel blendet sich sanft eine Ziffer ein. Die Ziehung selber lässt sich natürlich nicht ersetzen. Aber die Magie der weißen Kugeln, die das Glück bringen, bleibt erhalten.

Und wo findet die eigentliche Ziehung statt?
Die Ziehungen finden künftig in Saarbrücken statt, und man kann sich das im Internet ansehen, so ist das zumindest geplant. Das Ziehungsgerät steht also nicht mehr neben mir, ich bin in einem Studio im Funkhaus in Frankfurt.

Was wird aus dem Kultsatz, wonach sich der Aufsichtsbeamte vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der Kugeln überzeugt hat?
Ich mochte diesen Satz immer sehr gern, und streng genommen könnte ich ihn wohl auch weiterhin sagen. Doch bisher habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie die Beamten alles geprüft haben, und konnte das den Zuschauern deshalb mit gutem Gewissen verkünden. Ich bin mir sicher, dass die das im Studio in Saarbrücken auch künftig ordnungsgemäß kontrollieren, aber ich bin eben nicht mehr dabei, weil ich ja im Studio in Frankfurt stehe.

Die Zahlen müssen von Saarbrücken zu Ihnen nach Frankfurt am Main übermittelt werden. Ist das nicht sehr pannenanfällig?
Die Zahlen werden auf jeden Fall mehrfach geprüft, bevor sie von mir live in der Sendung bekanntgegeben werden. Die saarländische Lottogesellschaft betreut die Ziehung, und der Hessische Rundfunk betreut die Sendung, die zwei tüfteln das aus.

Beim Mittwochslotto im ZDF gab es kürzlich eine Panne, als zwei Kugeln stecken blieben. Der Fehler blieb zunächst unbemerkt, und die falschen Gewinnzahlen wurden verlesen. Zumindest so etwas kann künftig wohl ausgeschlossen werden, wenn die Zahlen schon vor der Sendung gezogen werden.
Ehrlich gesagt darf so eine Panne sowieso nie wieder passieren, das wäre ja der Super-GAU. Ich vermute, dass bei der zukünftigen Ziehung alles so eingerichtet wird, dass man einen perfekten Blick auf das Ziehungsgerät und die Schütte hat, also den Kasten, in dem die Kugeln sind.

Ist die neue Art der Sendung, bei der die Zahlen nicht mehr live gezogen werden, für Sie als Moderatorin ein herber Verlust?
Es ist natürlich ein Verlust, weil das Ziehungsgerät weg ist. Ich habe die Sendung über viele Jahre gemacht und nie den Spaß daran verloren, weil es spannend ist, genau dort zu stehen, wo über Schicksale und Träume entschieden wird. Jetzt ist das weg, aber im Prinzip bleibt meine Rolle dieselbe. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit die Zahlen noch nicht kennt, wenn ich sie verkünde, sondern erst in der Sendung erfährt. Auch wenn wir nicht zweieinhalb Minuten lang ein drehendes Gerät zeigen: Die Achterbahnfahrt der Emotionen ist nach wie vor da, aber komprimiert auf 90 Sekunden.

Also besteht Ihr Job auch in Zukunft nicht nur daraus, vor laufender Kamera Ziffern vorzulesen?
Die wichtigste Aufgabe bei diesem Job ist es zu vermitteln, dass man nicht aufhören darf, ans Glück zu glauben. Die allermeisten Zuschauer müssen das ja, denn sie sind am Ende der Sendung ja wieder nicht Millionär geworden. Und ich sage Samstag für Samstag, dass man die Hoffnung nicht aufgeben darf. Das ist doch eine tolle Botschaft. Außerdem gibt es kaum eine andere Sendung, bei der die Zuschauer mit so viel Spannung und echter Betroffenheit vor dem Fernseher sitzen: Wenn die richtigen Zahlen genannt werden, ändert sich ihr Leben.

Gab es in der Vergangenheit auch Leute, die dem Glück nachhelfen wollten und Sie baten, die Ziehung zu manipulieren?
Im Scherz gab es immer wieder solche Sprüche. Aber das war stets mit einem Augenzwinkern, weil die Leute an der Vertrauenswürdigkeit und der Korrektheit der Ziehung nicht zweifeln.

Spielen Sie selber Lotto?
Natürlich. Und das nicht nur, weil ich gerne selber sechs Richtige hätte und auch brauchen könnte. Ich spiele auch deshalb Lotto, damit ich die Hoffnungen des Zuschauers nachempfinden kann.

Was würden Sie mit einem Jackpot machen?
Ich würde Reisen mit meiner Familie machen – lange und ausgefallene Reisen, damit meine Kinder ganz viel von der Welt sehen. Dafür würde ich viel Geld ausgeben.