Gähnende Leere: Die Tiefgarage der Neuen Mitte Schmiden wird kaum genutzt. Foto:  

Die Stellplätze im Untergeschoss der Wohnanlage mitten in Fellbach-Schmiden sind kaum belegt, weil fast keiner die Einfahrt findet. Stadträtin Tine Hämmerle berichtet von eigenen Kalamitäten, wenn sie nach dem Einkauf wieder zum Auto gelangen will.

Wenn ein Projekt nach nervenaufreibender Entstehungsgeschichte auf allgemeines Wohlwollen stößt, dann muss wohl schon etwas „net ganz Schlechtes“ gelungen sein, um es mal typisch Schwäbisch auszudrücken. So wie bei der Neuen Mitte Schmiden, deren zweieinhalbjährige Realisierung allerdings den Menschen vor Ort viel Geduld abverlangte, mit den aufgerissenen Gehwegen, überraschenden Umleitungen, nervigen Staus, Lärm und Staub. Es war eben tatsächlich eine „Operation am offenen Herzen“, wie die Fellbacher Baudezernentin Beatrice Soltys es ausdrückte.

 

Neues Bistro „Schmitte“ mitten in Schmiden

Ende 2020 dann war „Schmiden City“, wie manche es scherzhaft nennen, fertig: 29 Wohnungen, eine gut laufende Arztpraxis sowie ein Bistro mit dem passenden Namen „Schmitte“. Mit dem „sehr attraktiven Ensemble“ und den Häusern, die „wie vier Ufos gelandet“ seien, habe man den angepeilten „innerörtlichen Treffpunkt“ realisiert, schwärmte der Erste Bürgermeister Johannes Berner. Der Verband der Immobilienwirtschaft (IWS) lobte wegen der „bevorzugten Verwendung von sortenreinen und recycelbaren Stoffen“. Klares Urteil: Die Neue Mitte Schmiden ist „ein wahres Leuchtturmprojekt“.

Kritik? Gab’s gelegentlich auch. So lästerte der Fellbacher Stadtrat Jörg Schiller: „Man hat es doch tatsächlich geschafft, auf diesem Areal vier Gebäude hinzustellen, aber nur zwei Bäume unterzubringen.“

Auch dass in der Fellbacher Straße Autofahrer und Radelnde durchs selbe Nadelöhr müssen, wurde angeprangert. Zur Entschärfung der neuen Unübersichtlichkeit ließ die Stadt im Herbst 2021 ein Piktogramm auf den Asphalt pinseln. Dabei handelt es sich um das (mittlerweile ein wenig verblasste) Verkehrszeichen 277.1; genaue Bezeichnung: „Verbot des Überholens von einspurigen Fahrzeugen für mehrspurige Fahrzeuge und Krafträder mit Beiwagen.“

Um der Parkplatznot zu begegnen, wurde unter der Neuen Mitte eine geräumige, gut ausgeleuchtete Tiefgarage errichtet. Das Dilemma: Diese 19 öffentlichen Stellplätze sind Einheimischen und erst recht Reig’schmeckten „so gut wie unbekannt“, wie Tine Hämmerle, Stadträtin der Freien Wähler/Freien Demokraten, kürzlich im Gemeinderat diagnostizierte. Bereits fast zwei Jahre zuvor hatte sie „zeitnah Hinweis- und Parkleitschilder“ angemahnt.

Wo ist eigentlich die Tiefgarageneinfahrt?

Auf diesen Werbezug für vorhandene Parkplätze sprangen in den jüngsten Haushaltsanträgen nun auch die Grünen auf und regten „eine bessere Bewerbung der Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage in der Neuen Mitte Schmiden“ an.

Immerhin, das Rathaus will das als angeprangerte Defizit nun tatsächlich beheben. „Die verbesserten Hinweise auf die Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage Schmiden sind bereits geplant und stehen kurz vor der Umsetzung“, so die Antwort aus dem Haus von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull auf den jüngsten Grünen-Antrag.

Für Tine Hämmerle wäre dies „nach langen zwei Jahren“ ein „ganz wichtiger Schritt, dass diese Tiefgarage von der Öffentlichkeit wahrgenommen und dann endlich auch genutzt wird“. Ihre Erkenntnis nach zahlreichen Gesprächen: „Selbst eingefleischte Schmidener wissen teilweise bis heute noch nichts von diesem Schatz in unserer Mitte.“

Das Informationsleck dürfte vor allem damit zu tun haben, dass die Einfahrt in die Tiefgarage auf der hinteren, von den Einkaufsmöglichkeiten abgelegen Seite liegt, man also quasi mit dem Kärrele ums Karree herum über die Jakobstraße in die Butterstraße kurven muss, ehe es irgendwann links in die Tiefgaragenabfahrt geht – wo man dank der gähnenden Leere, anders als in vielen anderen engen Parkgaragen, keinerlei Probleme beim Einparken hat.

Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht

Dass diese „Schatzsuche“ künftig mehr Erfolg zeitigt, wird nach Hämmerles Diagnose aber nur dann funktionieren, wenn auch die Parkregelungen im Herzstück der Tiefgarage geändert werden – wo man so manche Kalamitäten erleben kann. „Hier gilt momentan wirklich: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.“

So schilderte Hämmerle ihren Gemeinderatskollegen ihre jüngsten kuriosen Erfahrungen: „Wenn einem das Parkhaus bekannt ist und man den Weg hineingefunden hat, wird es wieder spannend. Denn die Frage stellt sich am Parkautomaten: Brauche ich maximal 30 Minuten und bin dann kostenlos, oder wie entscheide ich mich, wenn ich nicht weiß, wie lange ich beim Bäcker, Metzger zum Beispiel brauche? Die falsche Entscheidung kostet mich letztendlich dann auch mehr Geld, und unter entspanntes Einkaufen versteht sich etwas anderes.“

Durch geschlossene Tür zum Lost Place?

Wer dann ein Ticket gezogen hat, muss es sichtbar ins Auto legen und dann den Abschnitt mit PIN und Strichcode mitnehmen. Beim Zurückkehren in die Tiefgarage sollte man eines von beiden dann anwenden, um die geschlossene Tiefgaragentüre zu überwinden. Hämmerle: „Ich habe es gestern wieder getestet und war schlicht und ergreifend damit überfordert, um durch die Türe zu gelangen.“ Letztlich wählte sie den weiten Weg außenrum zur Autoeinfahrt, um endlich zu ihrem Wagen zu gelangen. „Wenn nach zwei Jahren immer noch durchschnittlich 16 öffentliche Parkplätze frei sind, bin ich nicht die Einzige, der es so geht.“

Ja, ja, die Tücken der Tiefgarage haben schon so manche und so manchen zur schieren Verzweiflung gebracht.