"Ich heiße Erwin Lindemann" - nicht nur Loriot-Fans können den Sketch-Klassiker

"Ich heiße Erwin Lindemann" - nicht nur Loriot-Fans können den Sketch-Klassiker über den Lottogewinner im Rentenalter mit Island-Reiseplänen und die geplante Herrenboutique nachspielen. Sein Protagonist, der Schauspieler Heinz Meier, ist aber auch durch sein Freiburger Wallgraben-Theater bekannt.

Von Daniel Rademacher

SCHLIENGEN. Heinz Meier staunt. Da hat er sich in unzähligen Theater- und Fernsehrollen gezeigt - und doch wird er immer wieder auf Erwin Lindemann, Herrn Hoppenstedt oder den Klavierträger aus den Loriot-Filmen reduziert. Erst kürzlich habe er wieder über sich gelesen, mit diesen inzwischen Kult gewordenen Sketchen habe er seinen Durchbruch geschafft. "Da sage ich nur: Kinder, ihr müsst euch informieren! Bekannt war ich auch vorher schon." Meier verweist nicht ganz ohne Stolz auf die frühe Zusammenarbeit mit namhaften Regisseuren wie Peter Lilienthal oder Tom Toelle und diverse Hauptrollen in Kino und Fernsehen.

Gleiches gilt für seine Bühnenkarriere: Denn so wie Heinz Meier untrennbar mit dem Erfolg der noch heute immer wieder gezeigten sechsteiligen Loriot-Produktion aus den 70er Jahren verbunden ist, so steht sein Name auch für das Freiburger Wallgraben-Theater. Fast fünf Jahrzehnte, von 1957 bis 2003, war er Leiter des Hauses, das zu den ältesten Privattheatern Deutschlands gehört. Als dessen Mitinhaber fungiert er noch heute.

"Ein eigenes Theater ist mit Geld nicht zu bezahlen", findet das Gründungsmitglied der in den 50er Jahren von theaterbegeisterten Studenten ins Leben gerufenen Bühne. Sie wurde zu Meiers künstlerischer Heimat, nachdem die Kriegswirren den am 17. Februar 1930 nahe dem damaligen Königsberg geborenen Meier nach Baden verschlagen hatten.

Gespielt wurde schon früh vor allem modernes Theater mit Stücken von Samuel Beckett, Eugene Ionesco oder Thomas Bernhard. Im Laufe der Zeit erarbeitete sich Meier etwa 200 Rollen. Auf die Bühne kamen aber auch Kabarettstücke und immer wieder Loriot-Sketche. Lange Zeit durften dessen Werke nur im Wallgraben-Theater öffentlich dargeboten werden. "Loriot war anfangs skeptisch, ob das überhaupt klappt", erzählt Meier. Doch da die meisten Schauspieler ohnehin aus seinem Theater stammten, "war das kein Problem".

Apropos Loriot: In Meiers erstem Sketch für den heute 86 Jahre alten genialen Humoristen ging es eigentlich darum, möglichst wenig Können zu zeigen: "Ich sollte nur dasitzen und ,Ja" oder ,Nein" sagen", erinnert sich der Schauspieler an die Anforderungen des Astronauten-Sketches. Darin spielte Meier einen Verwaltungsinspektor, der fälschlicherweise in einem Interview für einen berühmten Raumfahrer gehalten wird. Für diesen vergleichsweise verhaltenen Beginn der Zusammenarbeit wurde Meier aber im Laufe der Zeit mehr als entschädigt. Kaum ein Fernsehzuschauer in Deutschland kennt ihn nicht in seiner Rolle als Lottogewinner Erwin Lindemann, der von einem Fernsehteam interviewt werden soll und mit dem hektischen Treiben der Medienbranche so seine Probleme bekommt. Ob Vater Hoppenstedt, Kellner im Sketch mit der "Kalbshaxe Florida" oder Möbelpacker ("Ein Klavier, ein Klavier!") - Heinz Meier gehört zu den Loriot-Sketchen wie die 2007 verstorbene Evelyn Hamann.

Für Loriot alias Vicco von Bülow, mit dem er heute noch immer ab und zu Kontakt hat, spart der "Lottogewinner" nicht mit Lob und Hochachtung: "Was dieser Mann geleistet hat, diese Breite - unglaublich!" Auch wenn er "nicht eine Minute" dieser Kooperation bereut, erinnert sich Meier doch an so manch anstrengenden Moment: "Da fällt mir der Feuerwehr-Sketch ein." Darin spielt er einen Feuerwehrmann in voller Montur, der vor einem brennenden Gebäude steht und in aller Seelenruhe einem gerade den Flammen entkommenden interessierten Familienvater die Funktion der topmodernen Hochdruckspritze "H.S. zwo" samt "Strahlkrümmung und Enthärter" erklärt. Die Dreharbeiten waren kein Spaß: "Es war heiß, wir mussten viele Wiederholungen machen", erinnert sich Meier.

Wer ihn heute noch in Aktion sehen möchte, hat möglicherweise im Wallgraben-Theater in Freiburg Glück: "Sofern es die Gesundheit zulässt, spiele ich dort jedes Jahr einmal." Zuletzt war er nach längerer Kinopause Ende 2009 zudem in Leander Haußmanns Kinokomödie "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!" an der Seite von Eva-Maria Hagen zu sehen.