Die GDL entscheidet am Mittwoch über einen neuerlichen Streik der Lokführer. (Symbolfoto) Foto: www.7aktuell.de |

Die Gewerkschaft GDL will am Mittwoch über einen neuerlichen Lokführerstreik beraten. Der mittlerweile siebte Arbeitskampf könnte laut GDL rund 100 Stunden, also gut vier Tage dauern.

Frankfurt/Main - Bei der Bahn weisen die Signale immer deutlicher auf einen erneuten Streik der Lokführergewerkschaft GDL. Vor der entscheidenden Sitzung der Führungsgremien ließ GDL-Chef Claus Weselsky am Mittwoch in Frankfurt keinen Zweifel daran, dass er seiner Gewerkschaft einen Streik empfehlen wird. Das „Schwarze-Peter-Spiel“ und die Verzögerungstaktik der Bahn seien jetzt beendet.

Zu Umfang und Zeitpunkt des Streiks wollte Weselsky vor den Gremienbeschlüssen noch nichts sagen. Er hatte aber früher bereits angekündigt, dass der mittlerweile siebte Streik der Lokführer in diesem Tarifkonflikt mindestens 100 Stunden dauern könne. Konkreteres wollte die GDL am Mittwochnachmittag mitteilen.

Weselsky: Jetzt hilft nur noch Streik

Weselsky warf der Bahn vor, wieder hinter bereits erreichte Kompromisse zurückgegangen zu sein. „Wir verhandeln um des Verhandelns willen und wir kommen keinen Millimeter voran.“ Jetzt helfe nur noch der Streik. „Nach allem, was wir bisher erleben mussten, hilft hier nur ein Mittel: Ultima-Ratio-Prinzip und den Druck über Arbeitskämpfe zu erhöhen.“ Den Vorwurf, er habe der Bahn mit seinem auf neun Punkte zusammengefassten Verhandlungsstand die Pistole auf die Brust gesetzt, konterte Weselsky, der am Mittwoch 56 Jahre alt wurde: „Wir haben keine Lust, die Pistole hochzuheben und zu sagen ‚jetzt oder nie’ und dann zuzuschauen, dass Moos aus dem Lauf wächst, weil die Bahn uns immer wieder zu Verhandlungen einlädt.“

Die Bahn hatte das Papier bereits am Dienstag abgelehnt, weil es aus ihrer Sicht nicht den Sachstand, sondern Maximalforderungen der GDL enthielt. Am Mittwochmorgen hatte sie der GDL schriftlich ein Spitzengespräch angeboten, um gemeinsam ein Protokoll der bisherigen Verhandlungen zu erstellen. Eine Bahn-Sprecherin wies den Vorwurf der Verzögerungstaktik zurück. „Eine Lösung geht nur durch sprechen, verhandeln, verhandeln und sprechen.“

Die GDL hat in dem komplizierten Tarifkonflikt ihre Mitglieder im vergangenen Jahr bereits sechs Mal zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, die heftige Auswirkungen auf den Bahnverkehr in ganz Deutschland hatten. Neben verkürzten Arbeitszeiten und fünf Prozent mehr Geld verlangt die GDL auch für ihre Mitglieder außerhalb der Lokführer-Berufsgruppe eigenständige Tarifverträge. Diese waren bislang von der konkurrierenden DGB-Gewerkschaft EVG ausgehandelt worden, mit der die Bahn ebenfalls in Tarifgesprächen steht. Noch für Mittwoch waren Verhandlungen zwischen Bahn und EVG in Frankfurt geplant.