Bis zum Montag können Auswirkungen des Lokführerstreiks für die Bahnreisenden spürbar sein. Foto: dpa

Auch wenn die Lokführer ihren Streik am Samstagabend um 18 Uhr beenden, werden einzelne Auswirkungen sogar noch am Montagmorgen zu spüren sein. Neue Streiks sind wohl erstmal nicht in Sicht.

Berlin/Dresden - Fahrgäste der Bahn müssen sich auch nach dem Streik der Lokführer auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. An diesem Sonntag sollen im Fernverkehr zumindest auf den Hauptstrecken 60 Prozent der üblichen Züge rollen. Vor allem am Sonntagnachmittag ist deshalb wegen der Wochenendpendler mit sehr vollen Zügen zu rechnen. Die Kunden sollten Zeitpuffer einplanen, sagte Bahnsprecher Achim Stauß am Samstag im Berliner Hauptbahnhof. Im Nahverkehr sollen am Sonntag bundesweit wieder zwei Drittel der Züge fahren.

Bislang gibt es keinen Termin für neue Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft. Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, sagte auf dem Leipziger Hauptbahnhof: „Wir diskutieren jetzt erstmal nicht über Streiks. Wir warten auf Verhandlungen.“ Man erwarte eine Einladung durch die Bahn.

Die Gewerkschaft bleibt aber streikbereit. Der Vorsitzende für Berlin, Sachsen und Brandenburg, Frank Nachtigall, machte am Morgen im rbb-Inforadio deutlich, falls die Bahn nicht einlenke, werde es zu weiteren Ausständen kommen.

"Wackler" im Fahrplan auch Montag möglich

Am Montagmorgen sollen die Züge wieder komplett nach dem Normalfahrplan fahren. „Wenn es einzelne Wackler gibt, bitten wir auch dort um Verständnis“, sagte Stauß. „Es ist auch dort eine komplexe Aufgabe, die ganzen Schicht- und Dienstpläne wieder umzuschreiben.“

Die GDL hatte ihren flächendeckenden Streik am Samstag fortgesetzt. Die Bahn konnte wie in den Vortagen nur ein Drittel des Fernverkehrs aufrechterhalten. Die Gewerkschaft hatte am Freitag überraschend angekündigt, den Streik schon am Samstagabend um 18 Uhr zu beenden und nicht erst wie zunächst geplant am Montagmorgen. Die Lokführer hatten ihre Arbeit im Güterverkehr schon am Mittwoch niedergelegt, im Personenverkehr in der Nacht zum Donnerstag.

Die Gewerkschaft fordert in dem Tarifkonflikt für die Beschäftigten mehr Geld sowie eine kürzere Arbeitszeit. Vor allem will sie neben den Lokführern künftig auch das übrige Zugpersonal in Verhandlungen vertreten, für das bislang die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zuständig ist. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge einzelner Berufsgruppen verhindern.

Bahnchef Rüdiger Grube sagte der „Bild am Sonntag“ zu den Folgen des Streiks: „Der Schaden beträgt bislang mehr als 100 Millionen Euro und wird sich auch in dieser Größenordnung in unserer Jahresbilanz niederschlagen.“ Aus Sicht der GDL haben die sechs Streiks insgesamt mehr als 200 Millionen Euro gekostet - mehr als ihre Tarifforderung, deren Volumen die Gewerkschaft aber nicht näher bezifferte. Der Verkehrsökonom Christian Böttger nannte „Focus Online“ die Summe von 35 Millionen Euro pro Jahr.

Fernbus-Unternehmen profitieren

Vor allem Fernbuslinien und Mitfahrzentralen profitierten in den vergangenen Tagen vom Ausstand der Lokführer. Der Betreiber meinfernbus.de sprach von einem „Rekordwochenende“. Ein Sprecher der Online-Mitfahrzentrale „mitfahrgelegenheit.de“, sagte, an einem normalen Freitag würden 100.000 Plätze gebucht. In der vergangenen Woche seien es mehr als 250.000 gewesen. Der Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands, Thomas Grätz, sprach von 40 bis 50 Prozent mehr Geschäft als an normalen Tagen.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) rief die Gewerkschaften beim Landesparteitag der hessischen SPD in Hofheim am Taunus erneut zu einer Schlichtung auf. Dies hatte die GDL schon abgelehnt.