Die Hintergründe und das genaue Tatgeschehen sind noch immer unklar. Die Polizei sucht nach Zeugen. (Symbolbild) Foto: IMAGO/U. J. Alexander/IMAGO

In Lohr am Main in Unterfranken soll ein 14-Jähriger einen Gleichaltrigen getötet haben. Die Polizei fand nun heraus, wem die Tatwaffe tatsächlich gehört – kann den Mann aber noch nicht verhören.

Die Tatwaffe im Fall des erschossenen 14-Jährigen aus Lohr am Main gehört offenbar einem Nachbarn des mutmaßlichen Täters. Es handele sich um die 9-Millimeter-Pistole eines 66 Jahre alten Mannes, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Würzburg am Montag auf Anfrage sagte. Zuvor hatte die Tageszeitung „Main-Post“ darüber berichtet.

Was sich am Freitagnachmittag in einem Schulzentrum bei Lohr am Main abspielte, ist aber auch drei Tage nach dem Fund eines toten Jugendlichen noch unklar.

14-Jähriger als Tatverdächtiger

Als dringend tatverdächtig gilt ein 14-Jähriger, gegen den noch am Samstag ein Haftbefehl wegen Mordes erging. Zu den Hintergründen gab es am Montag noch keine Erkenntnisse. Ging es um Drogengeschäfte oder Geldschulden, wie in sozialen Netzwerken gemunkelt wurde? Spekulationen, zu denen die Polizei bislang nichts sagt, auch weil sich der Jugendliche nach Behördenangaben noch nicht geäußert haben soll. Man ermittele intensiv, teilte das Polizeipräsidium Unterfranken mit, das bei der Kripo die Ermittlungskommission Nägelsee eingerichtet hat - benannt nach dem Schulzentrum in Lohr. Und immer noch werden Zeugen gesucht.

Herausfinden wollen die Ermittler unter anderem, wie der Tatverdächtige an die 9-Millimeter-Pistole kommen konnte. Dazu waren sie bereits am Samstag in der Wohnung des 66-Jährigen. Er habe seine Waffe legal besessen und über sämtliche Erlaubnisse verfügt, berichteten sie. Zudem habe er seine Waffen ordnungsgemäß aufbewahrt. Den Mann selbst fragen konnten sie noch nicht. Er liege im Krankenhaus, und sein Gesundheitszustand sei für eine Vernehmung zu schlecht.

15-Jähriger machte Polizei aufmerksam

Ein 15-Jähriger hatte die Polizei am Freitagnachmittag auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht. Wenig später entdeckten Streifenbeamte den toten 14-Jährigen. Er lag in einem Gebüsch nahe des Schulzentrums, wo er die Mittelschule besuchte - das grüne Klassenzimmer, wie die kleine Grünanlage auch genannt wird. Gegen 18.00 Uhr wurde ein Gleichaltriger als mutmaßlicher Täter festgenommen.

Für die Menschen in Lohr ist der Tod des 14-Jährigen ein Schock. Eigentlich ist ihr Ort für eine der ältesten Karfreitagsprozessionen Deutschlands bekannt. Nun also ein Mord unter Jugendlichen. „Nicht in Worte zu fassen...“, schrieb die Gustav-Woehrnitz-Mittelschule auf ihrer Internetseite, daneben eine schwarze Trauerschleife.

Auch der Erste Bürgermeister Mario Paul ist erschüttert: „Die Bedrückung in unserer Stadt lässt sich kaum in Worte fassen“, sagte er. Am Dienstag um 16.15 Uhr ist ein Trauergottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Michael geplant. Die Verwaltung der 15 000-Einwohner-Stadt verwies zudem auf Hilfsangebote für Trauernde, darunter Notfalltermine der Psychiatrischen Institutsambulanz Lohr.

Ansprechpartner und Seelsorger vor Ort

Bereits am Sonntag hatte die katholische Stadtpfarrkirche St. Michael für die Menschen offengestanden. Ansprechpartner und Seelsorger verschiedener Einrichtungen und Religionsgemeinschaften seien vor Ort gewesen, teilte die Stadtverwaltung mit.

Der Lohrer Pfarrer Sven Johannsen sprach von der Ohnmacht angesichts solcher Ereignisse. „Jetzt ist es hier geschehen in unserer kleinen Stadt, die mit Romantik und märchenhafter Idylle wirbt“, schreibt er auf der Internetseite der Pfarrei. Das Opfer sei ein Jugendlicher aus einem Dorf im Spessart, „in dem noch immer bald jeder jeden kennt und man stolz ist auf Zusammenhalt und Vereinsleben“. Er warnte aber vor dem Vorurteil, dass die Welt früher besser gewesen sei. „Das glaube ich nicht. Die Nachrichten haben uns nur nicht so schnell erreicht und wir waren nicht so umfassend informiert, wie es die Medien heute leisten.“