Wolfgang Herbort Foto: SWR/Kimmig

Seit 1980 lachen die Zuschauer bei "Verstehen Sie Spaß?" über Missgeschicke anderer.

Stuttgart - Schadenfreude ist die beste Freude,und über Missgeschicke anderer lacht der Mensch besonders gern. Auf dieser Erkenntnis basiert "Verstehen Sie Spaß" das 1980 zum ersten Mal auf Sendung ging. Zum Jubiläum gibt es ein Best of, natürlich mit Wolfgang Herbort, dem dienstältesten Lockvogel.

Herr Herbort, Kurt Felix, der "Verstehen Sie Spaß" zehn Jahre lang moderierte, hat Sie immer als "der kleine Dicke" bezeichnet. Hat Sie das geärgert?

Gar nicht. Das ist doch zu meinem Markenzeichen geworden. Und dass ich der kleine Dicke war, hatte auch den Vorteil, dass kaum einer wusste, wie ich heiße.

Sie haben als Lockvogel unzählige Filme gedreht, in denen Passanten und Promis vor versteckter Kamera in seltsame Situationen gebracht wurden. Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Ich war der richtige Mann am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Die Inspizienten vom Staatstheater wurden immer wieder als Aushilfen in der Aufnahmeleitung zum SWR geholt. Ich eben zu "Verstehen Sie Spaß?". Da hab' ich dann auch mal in einem der Filme mitgespielt. Kurt Felix fand mich gut - und dann kam ein Sketch nach dem anderen. Bei 750 hab' ich aufgehört zu zählen.

Welche Eigenschaften muss man als Lockvogel haben?

Nerven wie breite Nudeln. Und natürlich viel Einfühlungsvermögen. Der Lockvogel muss spüren, wie weit er bei seinem Gegenüber gehen darf. Es nützt nichts, wenn der andere richtig sauer wird. Dann kann man das Material womöglich gar nicht senden, hat also Zeit und Geld verschwendet.

Wurden Sie nie erkannt?

Selten. Und wenn, dann haben wir den Dreh sofort abgebrochen. Aber es war erstaunlich, dass es so lange gut ging. Irgendwann wollten wir das Risiko aber nicht mehr eingehen. Mein Gesicht war zu bekannt geworden. Und auch die Stimme. Da halfen auch alle Verkleidungen nichts.

Sie sind also kein Lockvogel mehr?

Ich mache jetzt nur noch die Auflösung der Sketche. Ich bin jetzt derjenige, der mit den Gefilmten redet. Schließlich muss jeder sein Einverständnis dazu geben, dass wir das Material senden.

Kommt es vor, dass Sie erfolglos bleiben?

Sehr selten. Die meisten Leute lachen, wenn sie merken, dass sie verladen wurden. Die Sendung ist mittlerweile ja so bekannt, dass es viele als Ehre empfinden, wenn sie dabei sind. Außerdem tun wir niemandem weh. Das Ganze ist und bleibt stets ein Spaß.

Wo sind die Grenzen?

Niemand wird vorgeführt. Wir machen Sketche, bei denen jeder verdutzt wäre, bei denen sich niemand etwas vergibt. So bewahren alle ihr Gesicht.

Gab es Promis, die keinen Spaß verstanden haben?

Ganz wenige. Ein berühmter "Tatort"-Kommissar, mittlerweile im Ruhestand, hatte allerdings weniger Humor, als ich vermutet hätte. Den Namen nenne ich aber nicht.

Schade. Dann wieder unverfänglich. Welchen Sketch mochten Sie denn am liebsten?

Das ist schwer, es gab so viele tolle. Zum Beispiel die Sache mit dem Kiosk auf dem Matterhorn. Oder der VW-Käfer, den ein Mechaniker so umgebaut hatte, dass es aussah, als würde er mit 80 Sachen rückwärts fahren. Da haben die Leute geguckt!

Haben Sie sich mal selbst verraten?

Meistens hatte ich mich im Griff. Und wenn ich doch mal lachen musste, hab' ich mich unter einem Vorwand schnell verzogen.

ARD, Samstag, 20.15 Uhr